Kein Weg ist lang mit einem Freund an der Seite.
Noch vor dem Morgengrauen weckt uns die Ungeduld, sodass wir eine der ersten sind, die heiße, dampfende Paos und Suppe serviert bekommen. Doch um nicht in den ärgsten Ansturm in der Metro zu gelangen, gedulden wir uns bis 9 Uhr, um erst dann mit Sack und Pack durch die Gepäckkontrolle uns ins Getümmel zu stürzen. Neben unseren Rucksäcken haben wir nun noch einen Schwung vegetarischer Nudelsuppen, Nüsse, Fruchtleder, Zitronen, Ingwer und Tee für die 5-tägige Zugfahrt geschultert. Nach einer Stunde, in der wir dreimal Umsteigen, erreichen wir den zentralen Hauptbahnhof, wo es nach Pass-, Gepäck-, Personen- sowie Ticketkontrolle endlich in die Transmongolische Eisenbahn geht.
Neben all den Hochgeschwindigkeitszügen sieht unser grüner Zug mit den Rußwolken über den einzelnen Waggons richtig romantisch aus.
Unser “Hardsleeper” Abteil befindet sich im Wagen 14, der fast am Ende des Zuges ist. Bis auf uns steigt zu unserer Verwunderung kein anderer Fahrgast mit in die vierer Kabine, gar noch nicht mal in den Waggon. Was für ein Luxus.
Pünktlich um 10.22 Uhr setzt sich der altmodisch anheimelnde Zug in Bewegung und rattert im gleichmäßigen Takt hinaus aus der Großstadt, entlang an Vororten,
durch kilometerlange Tunnel hinein in dünn besiedeltes Bergland.
Kurz vor der Grenze in Erlian legt sich wie zum Abschied oder doch eher zur Begrüßung ein weißer Mantel über die Landschaft. Umso erleichterter sind wir, als wir zum Spurwechsel nicht den warmen Zug verlassen brauchen.
Auch die Grenzbeamten kommen zu uns und inspizieren bei der Gelegenheit gleich das Abteil. Einige Stunden später weckt uns der Schaffner, denn nun reisen wir in die Mongolei ein. Wenig später geht es bereits weiter durch die schneebedeckte Steppe. Über uns scheinen die Funken der Kohleöfen einen Freudentanz mit den Sternen vorzuführen, bei dem wir durch das monotone Geschaukel des Wagens allmählich wieder in den Schlaf fallen. Zum Sonnenaufgang sind wir bereits wieder wach
und erfreuen uns am Anblick von Rehen, Pferden, Ponys, Rindern, Schafen, Ziegen und gar Kamelen. Hin und wieder tauchen Jurten auf, am Horizont zeichnen sich Hügel ab.
Innerhalb weniger Stunden hat sich die Außentemperatur von +10 Grad Celsius um 30 Grad auf – 20 abgekühlt.
An den von Ruß geschwärzten Fenstern bilden sich nun auch noch weihnachtliche Eisblumen,
im Bad gefriert das Wasser auf dem Boden. Auch unsere Haut kommentiert die eisige Kälte sogleich mit trockener, rauer, rissiger Haut.
Doch das hält uns nicht davon ab bei strahlendem Sonnenschein
gegen halb drei Uhr in Ulan Bator kurz hinaus zu hüpfen.
Zu Miriams Bedauern verwandelt sich der Zug nicht in einen fahrenden Basar wie vor knapp zwanzig Jahren, doch wie zum Trost spielt ein Blasorchester am Bahnsteig zur Begrüßung auf.
Russland begrüßt uns mit einer großen Delegation an Grenzbeamten, die mittels Wärmebildkamera zuerst unseren Gesundheitszustand ermitteln. Penibel werden von den Uniformierten mit Pelzmützen unsere Pässe, Visa und das Abteil begutachtet, bevor wir mit den Einreisestempeln willkommen geheißen werden.
Allzu offensichtlich freuen sich auch die mongolischen Herrschaften im Nachbarabteil über deren Einreise und nehmen es zum Anlass eines ausschweifenden Trinkgelages. Als um 6 Uhr in der Früh der Gesang zum Transistorradio sich in eine Kakophonie verwandelt klopft Miriam an dessen Tür, um um Nachsicht zu beten.
So gleich ist der Schaffner zur Stelle und öffnet die Kabine der munteren Gesellschaft mit seinem Generalschlüssel. Nur in Kürze soll erwähnt sein, dass der Zwischenfall ohne weiteres Zutun von uns eskalierte, nachdem das geräuschvolle Pärchen gleich zweimal in flagranti unterbrochen wurde. Die zur Unterstützung herbei geeilten Zubbegleiter sowie die per Funk gerufenen Polizisten, die den Betrunkenen zur Façon rufen sollten, waren uns doch schon zuviel Aufregung am frühen Morgen. Die Strecke führt uns den ganzen Vormittag 207 Kilometer entlang am Baikalsee, dessen gegenüberliegendes Ufer im Schneegestöber verschwindet. Wellen, des mit 1642 Meter tiefsten Sees, brechen sich an vereisten Steinen,
ab und an stehen Holzhäuser mit bunt bemalten Fensterrahmen und qualmenden Schornsteinen am Bahngleis.
Nach einem kurzen Halt in Krasnoyarsk
heißt es bereits Abschied nehmen vom über 25 Millionen jährigen und somit ältesten Süßwassersee der Erde.
Der andauernde Schneefall lässt die Birken vor Ehrfurcht und Last sich beugen, in den Astgabeln ruhen Schneebälle, bereit zur langen, weißen Schlacht des Winters. Dazwischen leuchten die feuerroten Beeren der Eberesche auf, denen die Kiefern im schweren, weißen Pelz leise zunicken. Zur Kaffeezeit fahren wir in Irkutsk ein. Zwischen den Hochhäusern der drittgrößten Stadt Russlands windet sich der Fluss Irkut entlang.
Bis auf das Bahnhofsgebäude bekommen wir nicht viel zu sehen,
doch schon alleine die schneidende Kälte nimmt uns den Atem.
Da ist es doch angenehmer mit einem Becher heissen Tees aus dem Fenster die Landschaft und Siedlungen zu betrachten. Autos sieht man außerhalb größerer Städte so gut wie gar nicht, scheinen nach den Fährten aber zu existieren.
Dächer, die an Fellmützen erinnern, trotzen dem Wetter während die kleinen Gewächshäuser im Vorgarten auf den Frühling warten. Ab und an blitzt das Zwiebeldach einer Kirche in der Ferne auf, seltener auch mal die Minarette einer Moschee. Als wäre dies allein nicht schon wie aus einem Märchen, verzaubert uns der Sonnenuntergang, der sich in den Kronen der Bäume verfängt.
In unserer dritten Nacht können wir endlich einmal ohne Grenzkontrollen und sonstigen Störungen durchschlafen und von den zauberhaften Holzhäusern in der Abenddämmerung mit ihren beleuchteten Fenstern träumen, die direkt aus einem Weihnachtsfilm zu kommen scheinen. Wie zur Entschädigung werden uns bedingt durch die Zeitzonen sogar noch zwei Stunden geschenkt. Dafür startet der nächste Morgen umso kühler, denn unser Waggonaufseher hat in der Nacht den Kohleofen ausgehen lassen, sodass wir gerade mal 8° C über dem Gefrierpunkt haben.
Während wir mit 5 Shirts- und Pulloverschichten unter den 2 Decken bibbern, zeigt sich was ein hart gesottener Mongole ist. Mit T-Shirt und Puschen bekleidet scheint das kühle Lüftchen ihnen nichts anzuhaben. Munter werden die morgendlichen Lockenwickler eingedreht und ein Schwätzchen auf dem Flur gehalten. Als Zugpersonal in der Transmongolischen Eisenbahn hat man es sicherlich nicht leicht. Getrennt von Familie und Heimat, mit den Launen der Reisenden sowie der Natur am Ringen und den ständigen Zeitverschiebungen ausgesetzt, scheint sich eine Mentalität zu entwickeln, die für den zahlenden Gast leicht irritierend ist. Wir kommen uns manchmal fast als störendes Anhängsel vor, wenn die Schaffner sich im Nachbarabteil zum Zocken, Qualmen und gemeinsamen Kochen treffen.
Bei Letzterem laufen sie regelrecht zur Höchstform an, wenn selbst Wonton im 3,5 qm kleinen Abteil ausgerollt und gefüllt werden. Schon morgens werden Pilze eingeweicht, Chinakohl geschnippelt und Reis über dem Kohleofen aufgesetzt. Das ursprünglich als Waschraum konzipierte Abteil dient dabei als Vorratskammer.
Viel authentischer kann es doch gar nicht sein.
Bis wir Mariinsk erreichen ist es auf jeden Fall wieder mollig warm und wir wagen uns für wenige Minuten in den Dauerfrost hinaus, um etwas frische Luft zu schnappen
und bei der Gelegenheit das russische Kioskangebot zu begutachten.
Langsam und bedächtig senkt sich die Sonne zur Ruhe
und beglückt uns mit ihrem Farbspiel.
Am Abend erreichen wir Novosibirsk, wo das Thermometer gerade mal frische -14°C anzeigt.
Auch den vierten Tag beginnt die Sonne mit einem spektakulären Aufgang,
läßt sich jedoch direkt hinter Tiumen vom Schneegestöber vertreiben,
das selbst Stunden später auch noch in Jekaterinburg tobt.
Unbemerkt verlassen wir den asiatischen Kontinent und kommen nach genau 365 Tagen wieder in Europa an. Das gespenstische Licht der Abenddämmerung kombiniert mit den dicken Schneeflocken über den unberührten Wäldern ruft uns auch sogleich Grimms Märchen Hänsel und Gretel ins Gedächtnis. In diesen Weiten dürfte es nicht schwer fallen sich auch am helllichten Tag zu verlaufen.
Selten kommen Häuser in Sicht, doch die tapferen Russen, die in der Einsamkeit den Minusgraden trotzen, lassen sich noch seltener draußen sehen. Ganz im Gegensatz zur Mongolei erblicken wir weder Nutztiere noch Wild. Lebhafter ist es bei unserem letzten längeren Halt vor Moskau in Perm, welches zwischen seinen Hochhäusern mit künstlerischen Lichinstallationen, einer Halfpipe für Skater beziehungsweise Snowboarder auch ein Leninmonument aufweist. Da es munter weiter schneit, wurde um es etwas gemütlicher zu machen, schon mal die weihnachtliche Straßenbeleuchtung angedreht. Die Stadt wird durch den größten europäischen Nebenfluss der Wolga, der Karma, geteilt und weist neben den üblichen kleinen Garagen oder Lagerräumen einiges an Industrie auf. Erstaunlich ist wieder einmal die Pünktlichkeit trotz dieser immensen Entfernung und der klirrenden Kälte. Als Bahnreisender in Deutschland wahrlich kaum vorstellbar.
Allerdings sind seit Jekaterinburg die Gleise etwas schief abgefahren, sodass der morgendliche Tee am fünften Morgen uns fast aus der Tasse hüpft.
An den langsam verblühenden Eisblumen am Fenster merken wir, dass es deutlich wärmer wird und wir uns der Hauptstadt nähern. Langsam wird es auch Zeit, denn Seife, kaltes Wasser und Waschlappen bringen wenig Abhilfe, doch die heiße Dusche rückt mit jeder Minute mehr in greifbare Nähe. Pünktlich auf die Minute rollen wir nach 122,5 Stunden Zugfahrt bei strahlendem Sonnenschein und den lieblichen Klängen chinesischer Musik in Moskau ein.
Mit den Chinesen, Mongolen, Russen und uns steigen gerademal zwei weitere ausländische Männer aus.
Zahlen, Daten, Fakten zur Transmongolischen Eisenbahn
Für die Fahrt von Beijing nach Moskau benötigt der Zug fünf Tage und fünf Nächte und legt dabei 7621 Kilometer zurück. Die Strecke führt über die Wüste Gobi quer durch die Mongolei und nutzt ab Ulan-Ude die Gleise der transsibirischen Eisenbahn. Die Verbindung über die Mongolei ist die kürzeste zwischen Beijing und Moskau und wird von Zügen der chinesischen Staatsbahn befahren.
Im chinesischen Erlian befindet sich der Umspurbahnhof. Da die Schienen in der Mongolei und in Russland eine um 85 Millimeter größere Spurweite haben, werden die Waggons auf andere Drehgestelle gesetzt. Dies geschieht mit großen Hebebühnen und wir müssen noch nicht mal das Abteil verlassen, was bei den zweistelligen Minusgraden auch ganz angenehm ist.
Geheizt werden die Züge für uns ganz ungewohnt mit Kohle.
Jeder Waggon hat seinen eigenen Zugbegleiter, der unter anderem für das Befeuern des Ofens zuständig ist. So ist auch gleich für heißes Wasser im Samowar gesorgt, denn auf einen Tee möchten wir bei den Temperaturen nicht verzichten.
Einen Anschluss an den Kohleofen könnte auch die Toilette gut gebrauchen, denn das Wasser auf dem stillen Örtchen ist in etwa so erfrischend wie ein sibirischer Bergbach zu dieser Jahreszeit.
Wer sich unterwegs nicht selbst versorgt, für den ist natürlich auch ein Speisewagen mit dabei. Die Besatzung wechselt mit jedem Land, so dass man unterwegs in den Genuss der chinesischen, mongolischen und russischen Küche kommen kann.
Unsere vegetarische Auswahl beschränkt sich auf Nudeln mit Pilzen und Erbsen
und Nudeln mit Tomate und Gemüse.
In der Mongolei übernimmt die transmongolische Eisenbahn den Zug. Wir werden gleich von zwei Loks gezogen, für den Fall, dass eine ausfällt kann die andere gleich einspringen. Denn auf der eingleisigen Strecke müsste eine Ersatzlok einen weiten Weg zurücklegen. Der einzige Halt neben den Grenzstops ist auf der 2215 Kilometer langen Strecke die Hauptstadt Ulan Bator.
Nach dem Passieren der russischen Grenze fahren wir ab der Stadt Ulan-Ude auf der Trasse der transsibirischen Eisenbahn. Die Loks wechseln wir unterwegs gleich mehrmals, nicht nur für die Mongolei, wo die Strecke nicht elektrifiziert ist, sondern auch auf russischem Gebiet. Unterschiedliche Stromsysteme entlang der Trasse machen dies erforderlich. Auf dem Abschnitt zwischen Novosibirsk und Omsk geht es auf 650 Kilometern ohne größere Kurven oder Steigungen fast nur geradeaus. Insgesamt ist die transsibirische Eisenbahn von Moskau bis nach Wladiwostok 9288 Kilometer lang und wurde in den Jahren von 1891 bis 1916 erbaut.
Zwischenzeitlich wurde 1/3 der russischen Stahlproduktion für den Bau der Bahnstrecke benötigt. 1777 Kilometer östlich von Moskau erreichen wir mit unserer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von etwa 70 Stundenkilometer wieder den europäischen Boden. Im Oktober 2014 unterschrieben China und Russland ein Memorandum zum Ausbau zur Schnellbahnstrecke. Die Fahrtzeit soll so auf zwei Tage verkürzt werden, womit wahrscheinlich viel von dem Charme der heutigen Fahrt verloren gehen wird. Während der Zugfahrt durchqueren wir mehrere Zeitzonen. Als wenn das zur Verwirrung nicht schon reichen würde ist der Fahrplan für den russischen Teil der Strecke in Moskauer Zeit angegeben.
Auch die Bahnhofsuhren zeigen die Zeit in der Hauptstadt an.
Beim Ticketkauf stehen drei unterschiedliche Kategorien zur Auswahl. Die einfachste Klasse ist der Hard Sleeper mit einer Viererkabine. Etwas besser ausgestattet ist der Soft Sleeper mit ebenfalls vier Betten. Wer mehr Privatsphäre haben möchte kann die Deluxe Kategorie mit einer Doppelkabine wählen.
Reiseliteratur Empfehlungen
Von den Büchern, die wir unterwegs lasen, haben wir Euch einige lesenswerte herausgesucht und alphabetisch nach Autoren sortiert.
In der ersten Gruppe spielen sich, bis auf Letzte Reise und Das Wesen der Dinge und der Liebe, die Ereignisse in Asien ab, doch da es sich um Romane von Entdeckern handelt, die sich in Amitav Goshs Trilogie wiederfinden, haben wir sie mit in diese Liste aufgenommen.
Wilde Schwäne (Jung Chang)
Letzte Reise (Anna Enquist)
Das Wesen der Dinge und der Liebe (Elizabeth Gilbert)
Das mohnrote Meer (Amitav Gosh)
Der rauchblaue Fluss (Amitav Gosh)
Tin Tin in Tibet (Hergé)
Nektar in einem Sieb (Kamala Markandaya)
Schiffbruch mit Tiger (Yann Martel)
Großer Tiger und Christian (Fritz Mühlenweg)
Tage in Burma (George Orwell)
Des Mauren letzter Seufzer (Salman Rushdie)
Herzenstimmen (Jan-Philipp Sendker)
Diese Auswahl hat zwar nichts mit dem fernöstlichen Kontinent zu tun, doch lassen sie einen alle, wie unterschiedlich sie auch sind, in ihre Geschichte eintauchen.
Zorro (Isabel Allende)
Schicksalsanekdoten (Tania Blixen)
Drop City (T. C. Boyle)
Gut gegen Nordwind (Daniel Glattauer)
tschick (Wolfgang Herrndorf)
Der verborgene Garten (Kate Morton)
Neue Vahr Süd (Sven Regener)
Als wir unsterblich waren (Charlotte Roth)
Hausgeflüster (Alexander Mc Call Smith)
Himmelstempel
Nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1949 wurden die Symbole und Bauwerke der alten Herrscher vernichtet, um China von der Vergangenheit zu befreien und Beijing in eine moderne Stadt des Volkes umzuwandeln. Dabei wurden viele der alten Bauwerke zerstört. Gab es in den 1940ern in der Stadt noch über 8000 Tempel und Denkmäler, so waren zwanzig Jahre später nur noch 150 von ihnen übrig. Eines davon ist der Himmelstempel, der zu den Wahrzeichen Beijings gehört. In der “Halle der Erntegebete” beteten im Frühjahr die Kaiser der Ming- und Quing-Dynastie für gute Ernten,
heute ist sie eine beliebte Kulisse für Hochzeitsbilder.
Der Rundbau hat einen Durchmesser von 36 Metern, ist 38 Meter hoch und steht auf einer 20 Meter hohen Marmorterasse. Er ist komplett aus Holz errichtet und wird, wie auch die Fachwerkhäuser daheim, ohne Eisennägel zusammen gehalten.
Die Halle der Erntegebete ruht auf mehreren Säulen. Die vier inneren bilden die Jahreszeiten ab, die mittleren zwölf die Monate und die äußeren zwölf die Stunden. Gemeinsam stellen sie den Verlauf der Sonne dar.
Auch dieser Tempel blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. So war er zum Beispiel der Stützpunkt der englisch-französischen Armee während des zweiten Opiumkrieges.
Heute geht es hier eher besonnen und ruhig zu.
Die Drachenfiguren, die überall an den Gebäuden angebracht sind, sollen dem Kaiser Ruhm und Ehre versprechen.
Das Oberhaupt Chinas wurde als Sohn und Korrespondent des Himmels, welcher durch die dunklen Dachziegel repräsentiert wird, angesehen.
Unzählige Opfer wurden für eine gute Ernte erbracht, die anschließend verbrannt wurden.
Die Halle der Erntegebete wird durch eine 360 Meter lange Brücke
mit der südlich gelegenen etwas kleineten “Halle des Himmelsgewölbes” verbunden.
Sie ist von einer glatten und kreisrunden Mauer, der Echomauer, umgeben. Dieser Teil diente während der Wintermonate als Altar.
Das Fundament der Halle bildet ein einziger großer Marmorblock. Imposant sind auch hier die aufwendigen und wunderschönen Deckenmalereien.
Insgesamt hat die Nord-Süd-Achse der gesamten Tempelanlage eine Ausdehnung von 1200 Metern, damit zählt sie zu den längsten der Welt. Die Mauer, die den Tempel umgibt, ist im Norden rund und im Süden eckig angelegt. Diese Anordnung geht auf den Glauben zurück, dass der Himmel rund und die Erde eckig sei. Der Sommerpalast im Park ist leider geschlossen, kein Wunder, denn es geht ja schon stark auf den Winter zu. Dafür entschädigt uns das schüchterne Lächeln der Chinesin.
Im Park verstreut finden sich mehrere Pavillons. Besonders hübsch angelegt ist dieser Doppelpavillon, der von überdachten Gängen umgeben ist.
Überall sind Gärtner damit beschäftigt die Spuren des Herbstes zu beseitigen.
Neben Musikern,
strickenden Damen
und Brettspielern
treffen sich hier auch jede Menge Sportler.
Etliche von ihnen sind auch im höheren Alter noch so gelenkig, dass wir fast schon neidisch werden.
Lama Tempel
Der Yonghe-Tempel, der im Chinesischen “Palast des Friedens und der Harmonie” heißt, ist im Allgemeinen als Lamatempel bekannt.
Eine goldene Gingko Allee führt uns nach dem Durchschreiten des Eingangstores zu dem am besten restaurierten Tempel in Beijing und dem zugleich größten lamaistischen außerhalb Tibets.
Ursprünglich diente die Anlage als Unterkunft für die kaiserlichen Hofeunuchen, später als Residenz des Prinzen, bis sie schließlich 1744 zu Ehren des Vaters von Kaiser Qianlong in einen lamaistischen Tempel umgebaut wurde.
Nach der kommunistischen Machtübernahme war der Tempel für 32 Jahre verschlossen und wurde erst 1981 wieder für die Bevölkerung geöffnet. Fast hätten die wunderschönen, reich verzierten Gebäude die Kulturrevolution nicht überstanden, nur dem Einschreiten des Premierministers Zhou Enlai ist es zu verdanken, dass die Anlage erhalten geblieben ist und heute wieder genutzt werden kann.
Die von Löwen gut bewachte Tempelanlage ist fast 500 Meter lang und besteht aus fünf Haupthallen und mehren Nebengebäuden.
In jedem der Gebäude werden Heilige verehrt und reichlich Räucherwerk abgebrannt.
Die “Halle der himmlischen Könige” war der ehemalige Haupteingang zum lamaistischen Kloster. Im Zentrum thront eine Buddhastatue,
die rechts und links von den vier himmlischen Königen
unter filigraner Deckenbemalung flankiert wird.
Die “Halle des Friedens und der Harmonie” ist das Hauptgebäude des Tempels.
In ihr stehen Statuen der drei Buddhas aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Entlang der Seitenwände befinden sich 18 Arhats. Ein Arhat ist nach dem buddhistischen Glauben eine Person, die das Nirwana erreicht hat.
Die grüne Tara ist ein weibliches Erleuchtungswesen im tibetischen Buddhismus und stammt ursprünglich von einer indischen Sternengöttin ab. Sie soll vor den acht Arten der Angst schützen und den Praktizierenden zur Erleuchtung führen.
Die “Halle des ewigen Schutzes” war der ehemalige Wohnbereich des Prinzen. Heute befindet sich hier eine Statue des heilenden Buddhas.
Alleine um sich die Wände anzuschauen könnten wir stundenlang in der “Halle des Rad des Gesetzes” verweilen.
Hier lesen die Mönche Manuskripte und halten religiöse Zeremonien ab.
Eine große Statue zeigt Je Tsongkhapa den Gründer der Gelok Schule. Zu seinen Füßen sitzen kleine Arhat Statuen aus Gold, Silber, Kupfer, Zinn und Eisen.
Die wohl beeindruckendste Buddhastatue befindet sich in der “Halle der zehntausend Freuden”.
Sie ist 18 Meter hoch und aus dem Sandelholzstamm eines einzigen Baumes gefertigt. Die Statue ist ein Geschenk des siebten Dalai Lamas und der Transport von Tibet nach Beijing nahm ganze drei Jahre in Anspruch.
Obwohl es sich um einen lamaistischen Tempel handelt, welcher von unzähligen Gläubigen besucht und verehrt wird, wird auf den Infotafeln der Ausstellungen mit keinem Wort der derzeitige Dalai Lama erwähnt.
Unser Markt in Guoyuan
Den Wohnblöcken in unserem Guoyuan Viertel trotzend,
hat sich der etwa 500 m lange Freiluftmarkt mit abschließender Markthalle gehalten.
Von glubschäugigen Goldfischen,
Tee, Tabak,
Gewürzen,
Nüssen, Beeren und Kernen,
Tofu,
frisch gepresstem Tahini und Sesamöl,
getrockneten Nudelsorten,
gebrauchter
und neuer Bekleidung,
Schuhcreme, Gardinen, Haushaltsgegenständen, Angelbedarf samt Drachen,
Wintergemüse
findet sich hier nebst “Open Air Barbier”
alles für den täglichen Bedarf und so schlendern wir auch bei jeder Gelegenheit durch dieses Sammelsurium von Geräuschen, Gerüchen und Waren. Dazwischen sitzen die Mahjong spielenden Verkäufer,
weiter abseits lassen ältere Herren geräuschvoll ihre Peitschen knallen.
Wangfujing Markt
Wangfujing ist eine Gemeinschaft von Einwohnern des Viertels Donghuamen, welches sich im Stadtteil Dongcheng befindet. Bereits in der Ming-Dynastie als Handelsstätte bekannt geworden, ist es heute die wohl bekannteste und auch wichtigste Einkaufsmeile Chinas. In der Fußgängerzone reihen sich imposante Shoppingmalls wie Perlen auf einer Kette aneinander, in denen neben den weltweit bekannten exklusiven Markengeschäften KFC, Mc Donalds und Starbucks zur Pause einladen. Uns zieht es jedoch in den Straßenzug des wesentlich interessanteren Wangfujing Marktes, der seinen Ursprung 1903 fand.
Keinesfalls wegen der kleinen Straßenhändler, die ihre überteuerten Souvenirs an die Rückwände der Geschäfte aufreihen, sondern vielmehr um die Vielfalt der Speisen zu bestaunen.
Hier finden sich neben dicken Maden, Heuschrecken,
Seepferdchen
und -sternen,
und noch zappelnden Skorpionen am Spieß,
auch Entenküken,
Innereien,
und gefüllte Seeigel. Obwohl uns dies alles recht befremdlich vorkommt,
wird uns bei Krebsen im Schlafrock,
Tintenfisch,
Muscheln,
Schnecken,
Eiern
und Garnelen
schnell bewusst, dass auch die europäischen Gerichte im Auge des Betrachters nicht besser wegkommen. Ob man Fischeier, angebrütete Hühnereier, Schwein, Hund, Garnelen oder Käfer verzehrt, Lebewesen waren es alle einmal.
Bei dem Geruch des stinkenden Tofus fragen wir uns allerdings beim Vorübereilen, ob dieser bald zum Leben erwacht oder sogar Tote wieder erwecken mag.
Selbst der zahnlose Greis kann bei der Spezialität aus diversen Nüssen, Kernen und Gojibeeren zuschlagen,
sobald diese tatkräftigen Männer mit ihrer Arbeit fertig sind.
Weitere Süßspeisen sind eine Art Poffertjes,
Klebreis am Stiel
oder in der Ananas
und eine uns unbekannte Obstart, bei der wir noch nicht mal wissen, wie man sie von der Schale befreien soll.
Auch wenn man die Leute aus gutem Grund beschimpft, muss man maßhalten. Maxim Gorkij
Den ersten Versuch die russischen Transitvisa zu bekommen unternehmen wir schon in Hong Kong. Die Anträge stellt man nicht mehr bei der Botschaft selber, sondern alles läuft nur noch über eine Visaagentur. Dazu muss das Antragsformular online ausgefüllt mitgebracht werden. Ausfüllen geht ja noch problemlos, beim Ausdrucken wird es mit dem Smartphone schon schwieriger. Aber da wir die Tickets für die Zugfahrt nach Moskau vorlegen müssen, die wir erst in Beijing kaufen können, ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab.
An unserem ersten Tag in Beijing statten wir der Visaagentur unseren ersten Besuch ab. Doch zuvor laufen wir zur russischen Botschaft, um dort zu erfahren, dass Visa hier seit zwei Monaten nicht mehr ausgestellt werden. Der Wachmann hält uns einen Infozettel unter die Nase, auf dem die Adresse der Agentur steht, kann uns aber nicht sagen, wie wir dorthin kommen. Zum Glück ist gerade ein Chinese dort, der das gleiche Ziel hat und uns im Auto mit nimmt. Wie sich herausstellt ist die Agentur an der gleichen Metrohaltestelle, wo wir ausgestiegen sind, um zur russischen Botschaft zu gelangen. Eine kleine Lageskizze auf dem Infoblatt wäre wohl zu viel verlangt.
Nachdem wir dem Mitarbeiter erklärt haben warum Sven Schumacher und nicht Kolodinski heißt und dass wir mit dem Zug nach Moskau fahren wollen, sagt er uns dasselbe wie die Dame in Hong Kong, dass wir ohne die Zugtickets nicht weiter kommen. Zusätzlich benötigen wir die Fahrkarten für den Zug von Moskau nach Berlin. Irgendwann scheint er zu verstehen, dass die von Beijing aus nicht so einfach zu beschaffen sind und ein Ausdruck mit den Zugverbindungen nach Berlin ausreicht.
Außerdem ist unser Nachweis für die Krankenversicherung nicht detailliert genug, denn es muss aufgeführt explizit werden, dass der Versicherungsschutz auch in Russland gültig ist, weltweit ist nicht ausreichend. Ferner muss eine Versicherungssumme über 30.000 Euro bescheinigt sein.
So verbringen wir den Abend damit, neue Versicherungsnachweise zu besorgen. Dazu müsst ihr wissen, das unser googlemail Postfach nur hin und wieder mal funktioniert und das web.de Konto komplett von der chinesischen Zensur gekappt wurde. Dank der schnellen Antwort unserer Vermögensberaterin haben wir noch am gleichen Tag einen neuen Nachweis, den wir mit Hilfe der netten Hotelrezeptionistin und ihrem privaten Emailkonto ausdrucken können.
Mit Fahrkarten, die wir gleich am nächsten Morgen kaufen, den neuen Unterlagen und frohen Mutes geht es am zweiten Tag gleich wieder zur Agentur. Wie wir uns schon dachten wird der neue Versicherungsnachweise nur nach Diskussion und Rücksprache akzeptiert, weil er in Deutsch verfasst ist. Aber da die 30.000 Euro und das Wort “Russland” auch so zu erkennen sind wird der Dokument schließlich doch akzeptiert. Was jetzt fehlt sind die Visa für die Mongolei, denn die russische Botschaft braucht das Visum des Landes, von dem man einreist. Fragt nicht nach dem Sinn, denn wer nicht in die Mongolei kommt, sollte theoretisch auch nicht zur mongolisch-russischen Grenze kommen können.
So machen wir uns also auf den Weg zur mongolischen Botschaft, die zum Glück nur ein paar Metrostationen und einen halben Kilometer Fußmarsch entfernt ist. Dort erfahren wir, was unserem Allgemeinwissen bis jetzt verborgen blieb, dass deutsche Staatsbürger seit zwei Jahren visumfrei in die Mongolei einreisen können. Einen schriftlichen Nachweis gibt es dafür nicht, aber eine Internetadresse, wo alles nachgelesen werden kann.
Mit den neuen Erkenntnissen sitzen wir nach der Mittagspause wieder bei der Visaagentur. Da wir unseren chinesischen Sachbearbeiter mittlerweile kennen hatten wir seine Frage nach einem Schriftstück der mongolischen Botschaft schon vorab geahnt. Nachdem wir ihn durch die Webseite der Mongolen navigiert haben (gestern konnte er mit seinem Computer nicht ins Internet) kann er sich selbst von der visafreien Einreise überzeugen.
Die nächste Diskussion führen wir über das Einreisedatum nach Russland. Das Transitvisum ist nur für zehn Tage gültig und muss genau auf die Reisedaten abgestimmt sein. Leider will der gute Mann nicht verstehen, dass wir erst nach 1 1/2 Tagen Zugfahrt an der russischen Grenze sind und den Abreisetag in Beijing nicht als Einreisetag nach Russland eintragen können. Nachdem schon alle Beteiligten leicht genervt sind, der Wachmann hat vorsichtshalber auch schon Stellung hinter unseren Stühlen bezogen, sind alle Reisedaten verstanden. Allerdings müssen die Anträge ein weiteres (drittes) Mal geändert werden, weil die gesamte Reiseroute bis Berlin eingetragen werden muss. Von der Idee alle Zwischenhalte der fünftägigen Zugfahrt auch noch aufzuführen können wir ihn zum Glück noch abbringen.
Wer an dieser Stelle aufatmet hat sich allerdings zu früh gefreut. Die Zugverbindungen nach Berlin, die am Tag zuvor noch ausreichend waren, sind es diesmal nicht mehr. Wir benötigen ein Ticket oder eine Buchungsbestätigung, was wir in Hong Kong übrigens nicht gebraucht hätten. Dass China größtenteils eine Insel im world-wide-web Ozean ist, ist ihm, wie den meisten Chinesen wahrscheinlich auch, nicht bewusst. So packen wir also, nachdem unser einstündiger Sitzstreik vor seinem Schalter vergebens ist, unsere sieben Sachen wieder zusammen und fahren zurück ins Hotel.
So ist wieder eine Abendschicht angesagt, um die Anträge zu ändern, eine Buchungsbestätigung von Moskau nach Berlin zu besorgen und das ganze wieder zu drucken. Die Zugverbindungen sind zwar schnell gefunden aber alle widersprüchlich. Buchungen sind nur über private Agenturen möglich und die Preise ähnlich verwirrend wie die Abfahrtszeiten. Eins haben aber alle Webseiten gemein: Nur eine Buchung ist nicht möglich, es wird gleich zur Zahlung geschritten. So machen wir lediglich eine Bildschirmkopie mit unseren eingetragenen Daten, Preis und Zugnummer und brechen den Vorgang dann ab. Emails können wir mal wieder nicht versenden, so müssen wir die Unterlagen mit whatsapp zu Vanessa nach Deutschland schicken und Vanessa schickt sie wieder nach China an die Hotelrezeptionistin zum Ausdrucken.
Am Morgen des dritten Tages ist eine der Damen von der Rezeption extra für uns zum Copyshop geflitzt, weil abends des Ausdrucken im Hotel nicht mehr geklappt hat. So geht es zum vierten Mal an drei Tagen zur Visaagentur. Im Kopf die Frage, was unserem Visa-Erbsenzähler wohl diesmal einfallen würde. Doch siehe da, es geschehen noch Zeichen und Wunder, alle Unterlagen sind ausreichend und werden angenommen. Getreu dem Motto “Eine Unterlage ist besser als keine und was drauf steht ist Wurscht”.
Bleibt zu guter Letzt noch die Frage der Bearbeitungsdauer. Theoretisch leicht zu klären, praktisch kann man schon mal dran verzweifeln. Wenn wir unsere Pässe nach drei Tagen abholen wollen wäre das am Freitag, bei einer Bearbeitungsdauer von fünf Tagen können wir die Pässen am Donnerstag in der kommenden Woche abholen ??? Irgendwann haben wir es aufgegeben und den Freitag gewählt, da unser Zug am Mittwoch fährt.
Damit haben sich die russischen Visa nicht nur den den Titel der am härtesten erkämpften gesichert, sondern nebenbei auch auf der Geldrangliste den ersten Platz eingenommen. Pro Visum müssen wir umgerechnet fast 140 Euro zahlen. 56 Euro davon gehen an die Visaagentur, wohl mehr für das Entertainment, als für die Hilfestellung.
Chinesische Mauer
Schon im siebten Jahrhundert vor Christus wurde mit dem Bau der chinesischen Mauer begonnen. Diese ersten Abschnitte bestanden aus Lehm und Reisigschichten, später aus aufgeschichteten Natursteinplatten, wenn kein Lehm vorhanden war. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Mauer in der Ming-Dynastie Ende des 15. Jahrhunderts.
Die Ming-Mauer diente dem Schutz gegen die Mongolen und zur besseren Überwachung des Handels.
Im Gegensatz zu den vorherigen Varianten wurde sie aufwändig entlang der Bergkämme gebaut, was gut an den bekannten Panoramaaufnahmen zu sehen ist. Leider herrscht bei unserem Besuch dichter Nebel, so dass wir den Verlauf eher erahnen als sehen können.
Bei dieser Bauweise kamen Ziegel- und Natursteine zum Einsatz, der Mörtel aus gebranntem Kalk wurde mit Klebreis vermischt. Das Innere der beiden Außenwände wurde mit Lehm und Schotter ausgefüllt.
Auf der Mauer befinden sich in Sichtweite zueinander Wachtürme. Bei der Sichtung von Feinden wurde dies mittels Signalfeuer an den nächsten Turm weitergegeben.
Von diesen Abschnitten der Mauer befinden sich viele in einem schlechten Zustand. Teilweise existieren nur noch die Fundamente und nur etwa acht Prozent sind noch intakt. Das sechshundert Kilometer lange Teilstück bei Beijing ist eines davon. Hier ist die Mauer teilweise restauriert und für Besucher zugänglich.
Durch den Verlauf auf den Bergkämmen hat die Mauer teils erhebliche Steigungen und Gefälle
sowie viele steile, hohe Stufen.
Das Verbotsschild kam wohl etwas zu spät oder wird, wie so manches andere auch, einfach ignoriert.
Für die folgenden Bilder haben wir graffitimäßig eine der Effekteinstellung der Kamera gewählt.
Die chinesische Mauer kann übrigens nicht, wie oft behauptet wird, aus dem Weltall gesehen werden. Selbst der erste chinesische Astronaut musste dies nach seiner Rückkehr eingestehen, worauf hin die Regierung die Geschichtsbücher für die Schulen entsprechend ändern lies.
In den Souvenirläden treffen Maobilder, Eifeltürme, Spielkarten, Pfeifen, Motorrädermodelle, Holzperlenarmbänder, Spielzeugpistolen sowie Panzer und Kampfjets aus Patronen wohl eher den chinesischen Geschmack.
Und wer nach so viel Mauer und Souvenirs Hunger hat, der kommt natürlich auch nicht zu kurz. Es gibt gefüllte
und ungefüllte Fladen,
Pfannkuchen mit Salat und Spiegelei oder zusammengerollt mit einer Wurst als chinesischen Hot Dog.
Die Hutongs in Beijing
Seit meinem Aufenthalt in Beijing 1996 hat sich das Stadtbild enorm verändert. Während das Metronetz in die Breite geht, wachsen die Wohnhäuser in die Höhe. Um Platz für die sukzessiv steigende Einwohnerzahl zu schaffen, werden die alten Viertel eines nach dem anderen abgerissen. Zur Senkung der Geburtenrate des am meisten bevölkerten Landes, galt jahrzehntelang die 1-Kind-Politik, die jedoch zur Überalterung der Bevölkerung sowie zu Abtreibungen von weiblichen Nachwuchs führte. Doch diese Bestimmung soll nun gelockert werden, sodass unter bestimmten Voraussetzungen, wie zum Beispiel einer Eheschließung von Partnern, die aus ihrer vorherigen Beziehung ein Kind mit in die Partnerschaft bringen, weiterer Nachwuchs gezeugt werden darf.
Ob diese dann jemals ein Hutong erblicken werden ist fragwürdig. Flache, aneinandergereihte Häuser, die manchmal nur durch schmale Gassen erreichbar sind und oftmals keine eigenen sanitären Anlagen besitzen, prägen diese alten Viertel.
Nicht unweit vom Tian’anmen Platz, in Qianmen,
finden wir hinter den prächtigen Geschäften,
Souvenirständen
und Tante Emma Läden noch eins,
In dessen Labyrinth können wir uns furchtlos vor nostalgischer Begeisterung schier verlaufen,
denn Brötchen
und Fladen retten uns vor dem Hungertod.