Suppenküchen & Co KG
Beijing ist ein teures Pflaster, aber auch schon aus Prinzip und alter Gewohnheit speisen wir mit der Arbeiterklasse, um Land, Leute und deren Gewohnheiten kennenzulernen. Kurz nach Sonnenaufgang machen sich die Köche ans Tagewerk und wandeln das kleine “Meat Only” Restaurant in eine Küche mit integriertem Speisezimmer um. Vor dem Eingang werden Youtiao fritiert und Pau gedämpft, drinnen stehen große schwere Kochtöpfe mit dunkler Reissuppe,
Congee und Seidentofu.
Für ¥10, umgerechnet € 1,40, erhalten wir dicht zusammen sitzend ein herzhaftes Suppenfrühstück mit Gemüse Pau für zwei Personen.
Auch am Nachbartisch hat jemand einen Bärenhunger.
Später am Tag, wenn der Abwasch getan und der Fußboden von den Servietten und Hüllen der Einwegstäbchen gereinigt wurde, wechselt nicht nur das Angebot sondern auch gleich die Mannschaft. Täglich wechselnde Gemüsegerichte mit Reis plus einer Reissuppe stillen nach einem langen Tag unseren Hunger. Obwohl alles recht lecker ist, findet man davon nichts in einem China Restaurant in Deutschland.
Kaum etwas vermag uns innerlich so aufzuwärmen wie Suppen. Ob mit Baby Chinakohl, Sprossen, Sesam und dicken Nudeln
oder mit Chili, Backerbsen, Erdnüssen, Kohl, dünnen Nudeln, garniert mit Koriander und einer Art Pesto danach ist uns jedesmal wieder warm.
Dem Buffet Liebhaber empfehlen wir das Schnellrestaurant beim Supermarkt, bei dem man sich vom Fließband solange bedienen kann, bis man im Einkaufswagen rausgeschoben werden muss. 😉
Beijing Metro
Das Netz der Untergrund Bahn in Chinas Hauptstadt Beijing ist mit 527 Kilometern das längste der Welt.
Eröffnet wurde die erste Linie 1969, die jedoch acht Jahre nur den Beamten vorbehalten war.
Um mit der wachsenden Stadt Schritt halten zu können, kam 1984 die erste von zwei Ringlinien hinzu. Der wirklich umfangreiche Ausbau erfolgte erst ab dem Millennium bis 2008, um den Besucheransturm der Sommerolympiade bewältigen zu können. Mittlerweile benutzen jährlich 3,2 Milliarden Fahrgäste das öffentliche Verkehrsmittel.
Alleine mit der violetten Ringlinie Nummer 10 fahren jeden Tag über eine Millionen Menschen von A nach B, nachdem sie die Sicherheitskontrolle durchlaufen haben. Drei Angestellte achten an jedem Metroeingang der Station darauf, dass keine explosiven Güter, keine Waffen sowie Stichwerkzeuge und Scheren mitgenommen werden. Seine Fahrkarte erwirbt man an einem der Automaten, die sich zum Glück auf englisch umschalten lassen. Nachdem aus 23 Linien die mit dem Wunschziel angewählt wurde, öffnet sich separat das jeweilige Netz mit seinen Stationen, sodass man aus insgesamt um die 319 Haltestellen sein Ziel anklicken kann. Je nach Entfernung beläuft sich der Fahrpreis zwischen ¥3 bis ¥8 (€ 0,42 bis1,10). Um von unserem Bezirk in die Innenstadt zu gelangen benötigen wir mit dreimal Umsteigen eine Stunde, wenn wir nicht in die Stoßzeit kommen und lange anstehen brauchen.
Stehen können wir dennoch oft, denn die Sitzplätze sind hart umkämpft, denn wer möchte nach den vielen Treppen sich nicht ausruhen, anstatt von dem nicht enden wollenden sich herein schiebenden Menschenmassen zerquetscht zu werden?
Rolltreppen sind ganz im Gegensatz zum modernen Shanghai in Beijings Metro eine Seltenheit und werden dann sogar kurioserweise von einem Mitarbeiter bewacht.
Beijing
Mit 300 km/h donnern wir im Schnellzug von Shanghai nach Beijing und damit dem Herbst entgegen. Denn der hat in der chinesischen Hauptstadt schon vor einigen Wochen Einzug gehalten. Zum Glück wird vier Tage nach unserer Ankunft offiziell die Heizsaison eröffnet.
Doch zuerst kündigt sich uns die Metropole mit breiten sechsspurigen Hauptstraßen
und etlichen Bahntrassen an, von denen bestimmt einige durch unseren Zielbahnhof führen.
Je nachdem auf welchen Radius ihr den Zirkel stellt, gibt es unterschiedliche Definitionen für die Stadt. Das Verwaltungsgebiet Beijings hat etwa die Größe Schleswig-Holsteins und rund 21 Millionen Einwohner. Die Metropolregion mit den Vororten ist noch halb so groß und zählt 12 Millionen Bewohner. Obwohl nur acht Prozent der Fläche zur Kernstadt gehört leben dort 7,7 Millionen Menschen. Wie man es auch dreht und wendet, Beijing ist vor allem eins: Voller Leute.
Mit der Metro geht es direkt weiter in Richtung des gebuchten Hotels. Beim Verlassen der Station geht gerade die Sonne unter, die nächsten Tage wird sie sich leider hinter einer dichten Wolkendecke verstecken. Ob Smog oder Nebel können wir nicht sagen, denn trotz des ständigen Ausbaus des Nahverkehrs und Umstellung auf Elektrotaxen und Oberleitungsbussen bleibt Beijing die Stadt mit der schlechtesten Luft weltweit.
Obwohl wir online gebucht haben können wir in dem Hotel nicht bleiben. In China dürfen Ausländer nur in extra dafür lizensierten Hotels übernachten und in den Buchungsportalen ist dies nicht gekennzeichnet. Müde und durchgefroren geht es zu Fuß und mit dem Taxi weiter, bis wir beim dritten Anlauf endlich eine Unterkunft finden, wo wir bleiben können.
Nachdem wir die ersten drei Tage mit den Anträgen für die russischen Transitvisa und dem Fahrkartenkauf für die transsibirische Eisenbahn verbracht haben ist endlich Zeit für die Sehenswürdigkeiten. In die verbotene Stadt kommen wir nur nach Vorlage unserer Pässe, doch die befinden sich leider in der russischen Botschaft.
Doch gleich gegenüber befindet sich der Tian’anmen Square und während die Chinesen auch hier ihren Ausweis zeigen müssen können wir zum Glück so durch die Kontrolle gehen, bzw. tun es einfach. Der Platz am Tor des himmlischen Friedens wird als größter befestigter Platz der Welt bezeichnet und ist erst seit 1911 für die Allgemeinheit zugänglich. Vorher durfte er, wie die verbotene Stadt, nicht betreten werden. Traurige Berühmtheit erlangte er mit dem blutigen Ende der Demokratiebewegung 1989. Tausende hatten hier monatelang ausgeharrt und für mehr Freiheit demonstriert.
Nach dem Tod Maos wurde 1976 das große Mausoleum am Südende erbaut, in dem der balsamierte Leichnam ausgestellt ist.
In direkter Nachbarschaft befinden sich weitere imposante Gebäude wie zum Beispiel das chinesische Nationalmuseum oder das Eisenbahnmuseum.
Der Verkehr in Beijing ist trotz des steigenden Autoanteils immer noch eine bunte Mischung. Zwar sind viele der ehemals zehn Millionen Fahrräder verschwunden, doch die dreirädrigen Transport-Drahtesel sin, viele von ihnen sogar mit einem Elektroantrieb, sind stets gegenwärtig.
So auch die kleinen Reparatur Werkstätten, in dessen Ersatzteillager sich sogar noch ein Platz für das Mittagsschläfchen findet.
Ob hier der Verkäufer wohl ein Auge auf das Gemüse wirft oder vom Schlaraffenland träumt?
Markt in Shanghai
Verführerisch ist das Angebot auf dem Markt,
wenngleich wir auch nicht wissen, was sich in den gewickelten Tüchern
und den Tonkrügen befindet.
Praktisch ist der “Drive In” beim Schlachter, denn so kann man ganz bequem seine Sonntagskeule prüfend in die Hand nehmen, ohne vom Moped zu steigen.
Spezialitäten in Shanghai
Die moderne Stadt bietet nicht nur allerlei für das Auge, sondern auch für den Gaumen. Fast überall und bis zur späten Stunde
haben die kleinen Verkaufsstände
gedämpften Pau und frisch zubereitete Sojamilch, aber auch Nüsse,
warme Sesamfladen aus dem Holzofen,
und gegartes Gemüse im Angebot.
Toll finden wir die Garküchen, bei denen man sich die Zutaten aus einer großen Auswahl selber zusammen stellt,
welche nach dem Wiegen
für einen zubereitet wird.
Bei diesem Restaurant kann man sich seinen Teller aus der Kühltruhe auswählen, bevor das Gericht erwärmt wird.
Leider können wir keine vegetarische Wonton finden, die entweder in der Suppe
oder auf der heißen Platte landen.
Auch im Feuertopf, der in der Mongolei ganz unbekannt ist, scheint hauptsächlich hauchdünn geschnittenes Fleisch gekocht zu werden. Wenn wir davon auch nichts kosten, so schauen wir uns immerhin die Kniffe und Tricks der Einheizer ab.
Dank des Bing Übersetzungsprogrammes erhalten wir dagegen eine leckere Gemüseauswahl auf unserem Teller zum Abendessen zusammengestellt.
Tee Expo
Auf unserem Weg zur Botschaft von Weißrussland zieht ein englisch sprachiges Transparent unsere Aufmerksamkeit auf sich, welches die soeben eröffnete “Tea Exhibition” verkündet. Selbstredend, dass wir Teeliebhaber diese Gelegenheit beim Schopfe ergreifen und uns die Ausstellung gleich anschauen. Unzählige Großhändler mit jeweils an die zwanzig Teesorten laden zur Verköstigung des erlesensten Blätteraufgußes ein.
Lose, in großen Ballen oder auch zu runden Platten gepresst werden die teils extrem kostspieligen Sorten angeboten.
Auch die Herstellung von solchen Pressungen können wir uns anschauen.
Neben den passenden Möbelstücken und Zubehör reihen sich Teekannen eine schöner als die andere aneinander.
Doch auch Pinsel in den unterschiedlichsten Dicken können erworben werden. Eine Seidenmalerin führt währendessen vor, wie scheinbar einfach ihr Handwerk ist.
Faszinierend sind die Kunstwerke des Porzellanmalers, der uns stolz seine Unikate und Zertifikate zeigt.
Eine ganz andere Begabung hat diese ältere Dame, die mithilfe eines Apparates organische Probleme in den Handinnenflächen ihrer Patienten aufspürt. Abhilfe schaffen Aufgüsse von ausgewählten Zutaten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die dort individuell zusammengestellt, abgewogen und sogleich zerkleinert werden.
Yuyuan Garden
Der Yuyuan Garten zeigt auf zwei Hektar die chinesische Gartenarchitektur.
Mit dem Bau der ersten Anlage wurde während der Ming Dynastie im Jahr 1559 begonnen. Bis zur Fertigstellung des größten und teuersten Gartens Shanghais dauerte es zwanzig Jahre. Einige Quellen meinen, dass die hohen Kosten der Ruin für die wohlhabende Pan Familie war, die den Park hat anlegen lassen.
Zweihundert Jahre später wurde der Garten grundlegend saniert und für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Doch von der ursprünglichen Struktur ist heute nichts mehr übrig geblieben.
Im Laufe der Geschichte mehrmals zerstört, zum Beispiel durch den ersten Opiumkrieg oder die japanische Besatzung, ist heute der Wiederaufbau aus den 1950ern zu sehen.
Unzählige Pfade schlängeln sich durch die angelegten Felsformationen
und bieten ständig neue Perspektiven auf die Pavillons und Teiche, in denen sich die Goldfische von den Besuchern füttern lassen.
Die einzelnen Abschnitte des Gartens sind durch sogenannte “Drachenwände” voneinander getrennt, so dass die verschlungene Anlage noch größer wirkt.
Gleich nebenan befindet sich der Yuyuan Markt.
Eine nachgebaute chinesische Altstadt
mit Geschäften und Souvenirläden
sowie einem Teepavilion,
der zum Verweilen einlädt.
Bund & Pudong
The Bund ist eine Uferpromenade am Huangpu-Fluß auf deren 2,5 Kilometern Länge sich uns der Blick auf die Skylines von Vergangenheit und Gegenwart bietet.
Hier siedelten sich Ende des 19. Jahrhunderts Banken, Unternehmen und Konsulate aus Europa, den USA und Japan an.
Die durch den Kolonialhandel explodierenden Grundstückspreise ließen schon damals die Architekten in die Höhe bauen. So gab es am Bund in den 1940er Jahren die größte Anzahl an Hochhäusern außerhalb der USA. Die ehemalige Zentrale des Seezolls mit dem Uhrenturm ist 33 Meter hoch und war lange Zeit das höchste Gebäude in Asien.
Auf der gegenüberliegenden Uferseite ist das neue Wirtschaftszentrum Shanghais entstanden.
An Pudong lässt sich das rasante Wachstum Chinas ablesen.
Erst 1990 wurde damit begonnen, aus dem dünn besiedelten Gebiet ein neues Büroviertel aus dem Boden zu stampfen.
Abends werden der Bund
und die Hochhäuser Pudongs mit etlichen Beleuchtungen in Szene gesetzt.
Besonders beleuchtet wird der 468 Meter hohe Asian Pearl Tower. Er war eines der ersten Gebäude in dem neuen Viertel.
Um vom Bund zur anderen Uferseite zu gelangen,
kann man die Fähre, die Metro oder die Bahn durch den 3D Tunnel nehmen.
Leider ist das Wetter an unserem Besuchstag diesig und die Wolken hängen so tief, dass sich weder die Fahrt auf die Spitze des Turms noch zum 474 Meter hohen Glasboden Skywalk im 100sten Stockwerk im Shanghai World Financial Center lohnt.
In Pudong sind nicht nur Häuser und Straßen eine Nummer größer, wie man unschwer im Vergleich zum alten Leuchtturm erkennt,
auch die Skywalks wurden gleich den üppigen Dimensionen angepasst. So überquert man auf den höher gelegten Fußwegen nicht nur die Kreuzungen sondern kann noch eine ganze Weile in der ersten Etage weiter spazieren und den Verkehr von oben beobachten.
Shanghais leckerste Nudelsuppe
Direkt gegenüber der Yuyuan U-Bahn Station entdecken wir ein kleines Restaurant, bei dem man dem Koch bei der Zubereitung der Nudeln zusehen kann.
Im Handumdrehen fertigt dieser aus einem geschmeidigen Teig eine Rolle,
die er geschickt immer wieder auseinander zieht
und wieder doppelt nimmt,
bis daraus viele dünne, zusammen hängende Nudeln entstehen.
Dies geschieht mit seinen geübten Händen so schnell, dass die Kamera kaum hinterher kommt.
Von dort landen sie direkt für einen kurzen Augenblick im Kochtopf,
bevor sie mit Sesam, Sprossen und Koriander ihren Weg in die Suppenschüssel und auf unseren Tisch finden.