Mit etwas Verspätung erfahren wir von dem Erdbeben in Nepal. Wir sind entsetzt von den vielen Toten und dem Ausmaß der Zerstörung. An dem eingestürzten Turm sind wir etliche Male vorbei gegangen, denn er stand direkt neben der Post und unser Lieblingsrestaurant ist nur eine Straße entfernt. Die Tempel am Durbar Square, auf deren Stufen wir gesessen und dem Trubel vor dem Königspalast zugeschaut haben, sind nur noch Trümmer. Beim Gedanken daran, dass wir vor ein paar Tagen noch dort waren, bekommen wir eine Gänsehaut. Wir hoffen, dass die Zahl der Opfer nicht noch weiter steigt und den Menschen schnell geholfen wird.
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Pashupatinath Tempel
Der Pashupatinath (Herr des Lebens) Tempel am heiligen Fluss Bagmati ist der älteste und heiligste Hindutempel Nepals und der bedeutendsten Shiva Tempel der Welt.
Er umfasst 518 Tempel und Monumente,
wobei jedoch nicht Glaubenszugehörige den inneren Teil des Komplexes nicht betreten dürfen.
Shiva hat 1008 Namen und Gestalten und als Pashupati, dem Gott der Tiere, ist er der Patron Nepals und wacht über die Seelen.
Gläubige kommen hierher, um rituelle Waschungen vorzunehmen oder gar eingeäschert zu werden, denn dies soll den Zyklus der Samsara (Wiedergeburt) durchbrechen. Ihre Seelen werden nicht mehr wiedergeboren und gehen somit nach dem Tod direkt ins Jenseits.
Die Einäscherungen finden direkt an den Ghats des Ufers Bagmati statt, sodass die Asche über den Fluss zum Ganges in Indien getragen werden kann. Traditionell übernimmt der älteste Sohn diese letzte Zeremonie für den Verstorbenen und umkreist ihn dabei fünf Mal (repräsentierend für die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Äther), bevor das Stroh entzündet wird.
Bei dieser Hindu Tradition anwesend zu sein, bei der so offen und natürlich mit dem Tod umgegangen wird, erweckt Trauer aber auch ein Verstehen über den allumfassenden Kreislauf.
Oberhalb der Ghats befinden sich 15 Schreine, die zu Ehren verstorbener Persönlichkeiten zwischen 1859 und 1869 errichtet wurden.
Dort sehen wir einige der hier lebenden Sadhus, die sich mit Asche eingerieben oder mit orangener Farbe bemalt haben. Um sich ganz der Meditation zu widmen, haben sie sich vollkommen vom weltlichen Leben abgekehrt. So wie bei uns daheim ein Mann ein Haus gebaut, ein Kind gezeugt und einen Baum gepflanzt haben soll, ist bei den Hindus die vierte Phase (nach dem Studium der heiligen Texte, Vater und auch Pilger zu sein) die komplette Lossagung.
Neujahrstag in Bhaktapur
Einen weiteren Durbar Square, der allerdings im Jahre 1934 bei einem Erdbeben zu 70% zerstört wurde, weist das Städtchen Bhaktapur auf, welches 15 Kilometer östlich von Kathmandu an der alten Handelsroute nach Tibet liegt.
Vom 14. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Bhaktapur Hauptstadt des Malla-Reiches. Nach dem Tod des Königs Yakshya Malla bestieg sein Sohn Raya Malla den Thron.
Zwei Jahre später errichtete sein Bruder Ratna Malla jedoch sein eigenes Reich in Kantipur, woraufhin sein dritter Bruder es ihm nachtat und Patan erbaute.
200 Jahre später führte diese Spaltung in drei Königshäuser zu einem Wettstreit der schönsten Paläste. Finanziert wurde dies durch die Handwerker, Händler und Bauern, die hohe Steuern abzugeben hatten.
Wir entdecken neben den schönen Holzschnitzereien zum ersten Mal auch Balkeninschriften, die wir aber leider nicht entziffern können.
Am Neujahrstag scheint die ganze Stadt mit Opfergaben zu einem der vielen Tempel unterwegs zu sein.
Auf den Straßen kommen uns Musikumzüge entgegen
und auch direkt vor dem Nyatapola Tempel, der mit 30 Metern der höchste Nepals ist, finden Musikvorführungen statt.
Auf dem Bild nur vage zu erkennen sind die steinernen Beschützer, die neben der steilen Treppe stehen. Ganz unten die Brüder Jai und Patta Malla, die über die Kraft von zehn Männern verfügten, gefolgt von Elefanten, Löwen, Greifvögeln und kleineren Gottheiten. Jede der Figuren ist jeweils zehn Mal stärker als ihr Vorgänger. Alle zusammen führen zu der größten und mächtigsten tantrischen Gottheit (Siddhilakshmi Bhavani), die im Tempel residiert.
Wer nicht gerade mit Krügen Wasser holt,
seinen Geschäften nachgeht,
den Neujahrsputz über sich ergehen lässt
oder im Momo Restaurant zu Mittag isst,
sucht sich wie wir ein ruhiges Pläzchen, von dem sich das Treiben gut verfolgen lässt.
Happy New Year 2072
In Nepal existieren neben dem uns bekannten gregorianischen Kalender noch vier weitere Zeitrechnungen (Bikram Sambat, Shakya-Sambat, Nepal-Sambat, tibetische Kalender Bot Gyalo) mit unterschiedlichen Neujahrstagen. Der offizielle Kalender ist der auf Hindu-Tradition basierende Mondkalender Bikram Sambat, der auf den König Bikramaditya Samvat zurück geht.
Er besteht, wie unser christlicher Sonnenkalendar, aus 12 Monaten, basierend auf den Sternzeichen. Auch die Woche wird in 7 Tage untergliedert, die nach Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn und Sonne benannt werden. Die gravierenden Unterschiede sind, dass er unserer Zeitrechnung 56,7 Jahre voraus ist und aus unserer Sicht mitten im Monat nach dem Neumond startet. Gefeiert wird im Kreise der Familie, beziehungsweise unter Ausländern im Stadtteil Thamel bei Livemusik bis in den Morgen hinein. Da Feuerwerkskörper in Nepal verboten sind wird das Neue Jahr 2072 mit einem Hup- und Pfeifkonzert begrüßt.
Swayambhunath Stupa
Das Wahrzeichen Kathmandus thront auf einem der Hügel westlich der Innenstadt und blickt mit Buddhas Augen in alle vier Richtungen ins Tal.
Die inneren Bauten der Swayambhunath Stupa, was übersetzt “Der aus sich selbst erstandene Gott” bedeutet, werden auf ca. 2500 Jahre geschätzt und gelten somit als die ältesten buddhistischen Tempelanlagen der Welt. In ihm verborgen befinden sich etliche Artefakte.
Nach 365 Stufen erreichen wir den Stupa, der nach den heiligen Affen die hier leben, auch “Monkeytemple” genannt wird. Und tatsächlich erblicken wir als erstes auch eines der Geschöpfe auf dem riesigen Vajra.
Das Ritualobjekt, welches einen Donnerkeil darstellt, symbolisiert im Buddhismus die wahre Wirklichkeit. Unser zweiter Blick fällt auf die alles durchdringenden Augen, die Weisheit und Mitgefühl repräsentieren. Das dritte Auge, oder auch Stirnchakra, zwischen den Augenbrauen steht für Weisheit und Erkenntnis. Die Ziffer 1 (in Devanagari Schriftzeichen) stellt die Nase von Buddhas Gesicht dar.
Auch hier werden die Vorbereitungen für das neue Jahr getroffen und neue Gebetsfahnen und Stoffbahnen aufgehangen.
Etliche Buddhisten wie auch Hindus umkreisen das Heiligtum, zünden “Butterkerzen” an und opfern Reis und Blumen den Göttern.
Auch wir umkreisen den Stupa drei Mal,
bevor wir uns die weiteren Tempelanlagen anschauen.
Ob das ein fairer Kampf war?
Neben all den Tempelaffen entdecken wir auch einen Welpen
bevor wir uns an den steilen Abstieg wagen.
Little Tibet
Der 500 Jahre alte buddhistische Stupa von Boudhanath befindet sich sieben Kilometer außerhalb des Zentrums von Kathmandu.
Er ist einer der wichtigsten religiösen Stätten Nepals und einer der größten der Welt.
Die weiße Kuppel hat einen Durchmesser von über 100 Meter und ist 36 Meter hoch.
Während wir im Uhrzeigersinn entlang der Gebetsmühlen um sie herum gehen, wird der Stupa für das in wenigen Tagen stattfindene Neujahr frisch mit Kalk getüncht
und mit safranfarbenem Farbstoff verziert,
sodass die Kuppel einer Lotusblume ähnelt. Auch neue Gebetsfahnen werden oberhalb der Augen Buddhas angebracht.
Die 13 Stufen auf der Spitze symbolisieren die Schritte zur Erleuchtung.
Drumherum befinden sich Tempelschreine,
Viele Flüchtlinge aus Tibet leben in einer Art Dorf rund um den Tempel, was dem Viertel den Namen “Little Tibet”verlieh.
Nach einer Tibetischen Suppe spazieren wir die 4 Kilometer bergauf zur Kopan Monastery. Da dort gerade eine 14-tägige Meditation stattfindet schlendern wir über einen mit Gebetsfahnen gesäumten Weg zum etwas höher gelegenen Kloster weiter.
Von hier lassen sich die Berge und auch der Stupa im Tal erblicken.
Unten wieder angekommen geht es mit dem Minibus
zurück nach Kathmandu.
Der Durbar Square in Patan
Das 2300 Jahre alte Patan ist die älteste und zweitgrößte Stadt im Tal und grenzt direkt an Kathmandu. Die beiden Städte sind nur durch den Fluß Bagmati voneinander getrennt und bilden eine Doppelstadt. Lange Zeit war Patan Sitz eines eigenen Königreiches und mit 100000 Einwohnern um das Jahr 1000 herum sogar die zehntgrößte Stadt der Welt. Schon damals war das Kathmandutal dicht besiedelt, daher die vielen alten Tempel und Paläste auf so engem Raum. Denn auch Patan hat einen Durbar Square mit einem Palast und einer Altstadt.
Etwas abseits gelegen befindet sich der Baglamukhi Tempel, zu dem donnerstags viele Hindis zur Puja strömen. Der Geruch von Räucherstäbchen und brennenden Öllampen sowie das Erklingen der Glocken wirken trotz des regen Treibens beruhigend.
Auch in Patan entdecken wir etliche Innenhöfe mit ganz unterschiedlichen Tempeln.
Während wir fasziniert alles bestaunen geht um uns herum der ganz normale Alltag weiter,
der uns sogar ein klitzekleines bisschen an Deutschland denken lässt.
Wir könnten hier sogar Setzlinge und Saatgut für unseren Gemüsegarten kaufen
oder das ein odere andere Zubehör für den Tempel.
Was lässt sich bei diesem Bild alles so erkennen?
Fast Food
Wenn man den ganzen Tag durch die Gassen, Innenhöfe und Plätze streift, dann kann man sich zwischendurch an einem der zahlreichen Stände stärken. Pani Puri kennen wir bereits aus Indien,
auch die gegrillten Maiskolben.
Deshalb testen wir sogleich die Linsen Bratlinge
und zum Nachtisch gibt es noch eine Banane.