Die letzte Etappe

Die letzte Etappe unserer Reise führt uns von Moskau bis nach Hause. Ein letztes Mal steigen wir in “unserer” Station Smolenskaya in die Metro und fahren zum weißrussischen Bahnhof, von wo die Züge Richtung Polen abfahren.
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Moskau verabschiedet sich mit einem Sonnenuntergang, während wir in unseren Zug steigen.
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Von Aussen eher unscheinbar erwartet uns im Inneren eine wahre Deluxekabine im Vergleich zur Fahrt von Beijing nach Moskau. Die Liegen sind weicher als die Hotelbetten in China und wir haben neben einer kleinen Garderobe sogar ein eigenes Waschbecken im Abteil. Vorbei an dem neuen Finanzviertel Moscow City verlassen wir die russische Hauptstadt.
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In einer sternenklaren Nacht passieren wir die Grenzstädte Smolensk und Orscha,
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fahren durch Minsk und erst in Brest, wo auch die Waggons umgespurt werden,
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findet unsere letzte Passkontrolle statt. Denn auch für die Fahrt durch Weißrussland ist ein Transitvisum nötig. Die EU heisst uns mit der Frage der polnischen Zollbeamten nach Wodka, Zigaretten oder Fleisch willkommen. Mit schrumpfender Entfernung fühlt es sich immer mehr so an, wie wenn uns im Halbschlaf bewusst wird, dass alles nur ein schöner Traum ist, langsam der Morgen naht und wir nun in der Realität wach werden.
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Die Uhr ist seit der Einreise in Polen auf heimische Zeit umgestellt und in Warschau ist auch der letzte Schnee verschwunden. Der Hauptbahnhof wird gerade umgebaut und die eineinhalbstündige Wartezeit auf den Zug nach Berlin verbringen wir in einer ungeheizten Wartehalle. Zum Glück scheint die Morgensonne durch die grosse Fensterfront und wärmt uns ein wenig auf bis es weitergeht. Der in Warschau noch proppenvolle Zug leert sich immer mehr, je mehr wir uns der deutschen Grenze nähern. Die Landschaft mit Dörfer, Bauernhöfen und Strohballen auf den Feldern ähnelt mehr und mehr denen in der Heimat.
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In die deutsche Hauptstadt wollen anscheinend die wenigsten unserer Mitreisenden, sodass nach dem letzten polnischen Halt wir alleine im Abteil sitzen als wir den Grenzfluss überqueren,
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erst in Frankfurt/Oder
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und anschließend in Berlin einrollen.
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Von dort aus mit der U-Bahn zum ZOB
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und mit dem Bus nach Hause.
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Nach einem Jahr und einer Woche und neun Paar durchlaufenen Schuhen schließen wir pünktlich zum ersten Advent wieder unsere Haustür auf.

Auch wenn wir während des vergangene Jahres keine alltäglichen Verpflichtungen hatten, so ist das Reisen vor allem eins nicht: Urlaub. Es ist vielmehr eine täglich neue, variierende Herausforderung. Ständig wechselnde Ortschaften, Sprachen und Gebräuche halten alle Sinne auf Trab, kein Weg wird zur Routine, kein Zimmer zum Daheim.

Privatsphäre gibt es in dicht gedrängten Städten und Verkehrsmitteln oft nicht und auch Freiheit wird unterwegs oft anders definiert, denn anonym ist man als Ausländer eher selten. Den meisten Verpflichtungen, wie zum Beispiel Hausputz, Arbeit und Kochen entkommen, ist man nun dabei, die Grundbedürfnisse auf andere Weise zu befriedigen, wie mit der immer wiederkehrenden Suche nach einem Zimmer, Essen, Trinkwasser, Geldautomaten, Botschaften usw.

Während wir das erlebte und gesehene verarbeiten, sind wir bereits dabei neues in der Gegenwart in uns aufzusaugen und die Weiterreise zu planen, denn die Zeit ist zu kostbar für einen Stillstand.

Das ist recht anstrengend, besonders in Kombination mit dem Reiseblog, der sehr viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Am Ende sind es es 477 Beiträge mit 5102 Bildern, die unsere Reise dokumentiert und Euch in fremde Welten entführt haben.

Warschau, Polen

Bolschoi Theater

Nicht weit weg vom Roten Platz steht das berühmte Bolschoi Theater, welches auch die Rückseite des hundert Rubel Scheines ziert. Eine Aufführung haben wir uns zwar nicht angeschaut, dafür aber an einer englischsprachigen Tour teilgenommen.
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Das Theater wurde schon 1776 gegründet, erhielt seinen heutigen Namen aber erst mit dem Neubau des Theatergebäudes im Jahr 1825, denn der ursprüngliche Bau war zwanzig Jahre zuvor abgebrannt. Seinerzeit gab es zwei Theater in Moskau. An einem wurden Oper und Ballet, an dem anderen Schauspiele aufgeführt. Ersteres genoss mehr Ansehen und wurde nobler aufgeführt. Daher kommt der Name Bol’shoy Teatr für dieses Haus, denn es heißt übersetzt nichts anderes als “Großes Theater”. Dramen werden in direkter Nachbarschaft im Maly-Theater (“Kleines Theater”) aufgeführt.

Nur 28 Jahre später brach erneut ein Feuer aus und zerstörte die Inneneinrichtung. Die Jahreszahl 1856 im Saal zeigt das Jahr des wiederhergestellten Innenraums, welcher bis heute erhalten geblieben ist.
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Das Gebäude wurde nicht nur für Oper und Ballet genutzt; während der Sowjetzeiten fanden hier unter anderem die Tagungen der KPdSU oder der Kommunistischen Internationalen statt. Im zweiten Weltkrieg wurde der Eingangsbereich von einer Fliegerbombe getroffen, doch der Schaden war zum Glück nicht sehr groß und wurde schnell wieder behoben.
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Erhellt wird das Theater von einem riesigen Kronleuchter, der mit 13.000 Anhängern und 3 Kilogramm Blattgold 2 Tonnen auf die Waage bringt. Das Gold wurde übrigens nach altem Rezept aufgeklebt: man nehme Wodka und verquirle diesen mit abgestandenem Eiweiß. Die so aufgebrachte Edelmetallschicht ist damit dünner als ein Menschenhaar.
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Als es noch kein elektrisches Licht gab wurde der von Musen umgebende Leuchter zu jeder Vorführung über einen Flaschenzug nach oben gezogen und die Kerzen durch das große Loch in der Decke entzündet.
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Hin und wieder löste sich eines der Glaskristalle und fiel in die Zuschauerränge unter ihm.
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Bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts hatte der Zahn der Zeit so sehr am Gemäuer genagt, dass das Theater ab 2005 für sechs Jahre für eine grundlegende Sanierung geschlossen wurde. Nach offiziellen Angaben kostete der umfassende Umbau 21 Milliarden Rubel (ca. 488 Mio Euro).
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Im September 2015 eröffnete das Bolschoi Theater die 240. Saison. Ein Highlight der aktuellen Spielzeit ist die Pre­mi­e­re der Oper Jolanthe in Kombination mit einer Suite aus dem Ballett Nussknacker, um das 175. Jubiläum des Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski gebührend zu würdigen.
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Auf dieser quadratischen 22 Meter tiefen Bühne haben Berühmtheiten wie die Opernsänger Leonid Sobinow und Antonina Wassiljewna Neschdanowa sowie die Primaballerina Maja Plissezkaja die Herzen des Publikums erobert.
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Das Ensemble umfasst 900 Personen, hinzu kommen die Maskenbildner, Schneider, Bühnenbildner und -arbeiter, Beleuchter, Tontechniker, Ärzte, Schuhmacher, Kostümbildner, Choreografen, Dekorateure, Fundusverwalter, Requisiteure, Garderobiere, Schlosserer, Schreiner, Gewandmeister, Hauspersonal, Intendant, Kaufmännische Mitarbeiter, Regisseure und Souffleure, um nur einige zu nennen.
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Das üppige Blattgold und das satte Himbeerrot zieren nicht nur die Loge für Ehrengäste, in der etliche Staatsoberhäupter wie zum Beispiel Queen Elizabeth II bereits einer Aufführung beiwohnten.
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Drumherum befinden sich die privaten Logen, in denen es sich die Bourgeoisie im hinteren verdeckten Teil häuslich mit Bildern und Dekorationen einrichteten und mit ihren Freunden berauschende Feste feierten, während denen der Champagner in Strömen floß.
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In den ersten Jahren der Sowjetunion wurde lange über den Abriss des Theaters diskutiert. Zum Glück ist es erhalten geblieben und selbst Stalin muss sich zum Theaterliebhaber entwickelt haben, denn er ließ sich im vorderen Bühnenbereich extra eine mit Panzerglas gesicherte Kabine bauen, um sich so vor Feinden geschützt die Vorführungen anzuschauen.
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Der rote Salon ist dem Staatsoberhaupt und seinen Gästen vorbehalten.
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Die Pracht ist in dem “alten Trakt” allgegenwärtig.
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Mit der letzten Renovierung wurden die neu geschaffenen Räume im modernen Stil gestaltet. Im Keller entstand ein neuer Konzertsaal,
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dessen aufwändiger Intarsien Holzfußboden zu einem ebenerdigen Ballraum hochgefahren werden kann.
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Bolshoi Theatre, Theaterplatz, Moskau, Russland

Historisches Museum Moskau

Direkt am Roten Platz befindet sich auch das Historische Museum. Das Gebäude wurde extra als Museum entworfen und soll die Vielfalt der russischen Architektur widerspiegeln, die Türmchen erinnern an den benachbarten Kreml.
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Das Innere wurde im Stil der Russischen Nationalromantik dekoriert. Die Gestaltung war den Verantwortlichen während der Sowjetzeit zu bunt und die Malereien wurden überpinselt oder verputzt. Ab 1986 wurden der Originalzustand in mühseliger Arbeit, die elf Jahre dauerte, wiederhergestellt.
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In manchen Räumen bewundern wir fast mehr die Wände und Decken, als die eigentlichen Ausstellungsstücke.
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Die Sammlung des Museums umfasst 4,5 Millionen Exponate aus der Geschichte und ist die größte Russlands. In der Edelmetallabteilung können die Kunst der russischen Juweliere aus den unterschiedlichen Epochen bewundert werden.
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Ausgestellt werden die eher praktischen Kopfbedeckungen der Soldaten,
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sowie die Kronen der Zaren.
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Auch Gewänder
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und ein Thron vervollständigen die Sammlung von Iwan dem Schrecklichen bis Nikolaus II.
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State Historical Museum, Red Square, Moskau, Russland

Basilius-Kathedrale

Die markante Blasius-Kathedrale am südlichen Ende des roten Platzes ist mit dem Minin-und-Poscharski-Denkmal eines der Wahrzeichen Moskaus.
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Sie wurde in den Jahren von 1555 bis 1561 erbaut. Die größte der neun Kuppeln ist 115 Meter hoch und die einzige, die heute noch ein goldenes Dach hat. Sie gehört zu der Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche, einer der neun Kirchen in der Kathedrale, die ihr auch ihren eigentlich offiziellen Namen “Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben” gegeben hat. Die anderen acht Kirchen stehen für die acht Schlachten um Kasan, die mit einem Sieg Iwan IV (Iwan der Schreckliche) über die Tartaren endeten und Russland den Weg nach Sibirien öffneten.
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Ursprünglich war die Kathedrale weiß gestrichen und alle Kuppeln golden. Nach mehreren Renovierungen im Laufe der Geschichte erhielt sie ihr heutiges Aussehen, das auf das 17. Jahrhundert zurück geht.
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Die Stadtplanungen der Bolschewiken wären auch fast der Blasius-Kathedrale zum Verhängnis geworden. Bei den Modellen für die Neugestaltung des roten Platzes soll Stalin die Kathedrale vom Tisch genommen haben, um sich eine Vorstellung darüber zu machen, wie der Platz ohne sie aussieht. Doch zum Glück wurden die Pläne nicht in die Tat umgesetzt und die Kathedrale kann nach aufwendigen Restaurierungen, die von 1990 bis 2008 dauerten, bewundert werden. Beim Anblick der Malereien und Innenarbeiten bleibt uns die Luft weg und wir bekommen eine Gänsehaut. Auch wenn sich die Anmut, die Atmosphäre und die Dimensionen in Bildern nicht einfangen lassen, so sollen Euch die Bilder immerhin einen Eindruck vermitteln.
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In der zum Museum umgewandelten Kathedrale, in der aber auch noch Messen abgehalten werden, lassen sich auch Ikonen und Bücher bestaunen.
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Das Museum informiert auch über die Techniken und Materialien bei der Erbauung.
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Unterschiedliche Ziegel in Form und Größe kommen zum Einsatz, um die Portale zu den Kirchen zu erschaffen.
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In Videos wird gezeigt, wie spiralförmig angeordneten Steine die Gewölbe der Türme tragen.
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Die bunten Kuppeln der Kathedrale sind mit rautenförmige Blechen gedeckt, die den Dächern ihr charakteristisches Aussehen geben.
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Und immer wieder lugt der Kreml durch eines der vielen Fenster und schaut, ob alles in Ordnung ist.
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Basilius-Kathedrale, Red Square, Moskau, Russland

Christi-Erlöser-Kathedrale

Weithin sichtbar ist der 103 Meter hohe Turm der Christi-Erlöser-Kathedrale. Im russischen Zarenreich war es Tradition bei großen Siegen über Kriegsgegnern aus Dankbarkeit und zur Demonstration der Macht Kirchen zu bauen. Nach dem Sieg über Napoleon wurde ein besonders großes Bauwerk in Auftrag gegeben, das alles bis dato entstandene in den Schatten stellen sollte.
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Zuerst wollte man die Kathedrale auf dem Sperlingsberg erbauen, wo sie von überall in der Stadt zu sehen gewesen wäre, doch der Baugrund war nicht geeignet und zusätzlich wurde der Architekt wegen Veruntreuung aus der Stadt verbannt. Erst 1839 fand die Grundsteinlegung für den zweiten Entwurf an der heutigen Stelle statt. Insgesamt mussten hundert tausend Kubikmeter Erde bewegt und vierzig Millionen Backsteine vermauert werden. So dauerte es bis zur Fertigstellung weitere 44 Jahre und erst 1883 fand die Einweihungsfeier mit der Krönung Alexander III. statt.
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Doch die neue Kathedrale sollte nicht lange Bestehen. Nach der Machtübernahme der Kommunisten und deren Umgestaltungspläne für Moskau war man auf der Suche nach einem passenden Platz für den 415 Meter hohen Palast der Sowjets. Die Wahl fiel auf das Gelände der Christi-Erlöser-Kathedrale. Damit war das Schicksal der noch nicht mal fünfzig Jahre alten Kathedrale besiegelt und am 5. Dezember 1931 wurde die Sprengung befohlen. Das Abtragen der Trümmer sollte ein ganzes Jahr dauern.
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Ironischer Weise kam der Bau des Palasts der Sowjets nie über das Fundament hinaus. Der Untergrund war für das hohe Gebäude zu weich und nach dem Krieg und Stalins Tod wurde das Projekt nicht weiter verfolgt. Auf dem nutzlos gewordenen Fundament wurde das Freibad Moskau errichtet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bildete sich eine Bürgerinitiative für den Wiederaufbau der Kathedrale, mit dem 2000 begonnen wurde. Nach nur fünf Jahren Bauzeit wurde der Neubau feierlich eröffnet. Aufmerksamkeit in den westlichen Medien erhielt die Kathedrale 2012 durch den Auftritt der Band Pussy Riot und die anschließende Verurteilung dreier Bandmitglieder.
Bis auf ein Hochzeitsbild in der unteren Kirche,
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haben wir uns nicht getraut das Photographierverbot im Innenraum zu missachten. Die Bilder, die ihr hier seht, sind dem Internet entliehen.
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Cathedral of Christ the Saviour, Moskau, Russland

GUM

Moskau ist voller alter Gebäude und Kirchen. Staunend laufen wir durch die Straßen, haben wir doch die letzten Monate europäische Bauwerke “nur” als Kolonialarchitektur gesehen. Eine Seite des roten Platzes wird fast vollständig vom weihnachtlich beleuchteten, riesigen Warenhaus GUM eingenommen.
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Der eigentliche Name ist Glawny Uniwersalny Magasin, was übersetzt Hauptwarenhaus heißt. Seit jeher wurde östlich des roten Platzes Handel betrieben. Um den teils chaotischen Zuständen Herr zu werden ist Ende des neunzehnten Jahrhunderts das GUM entstanden, das seinerzeit das größte Warenhaus Europas war.
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Mit großen Bogenfenstern, einer mit Marmor verkleideten Außenfassade und Portalen an den Eingängen wurde das Gebäude der Nachbarschaft am roten Platz angepasst.
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Im Inneren befinden sich drei 250 Meter lange Passagen, die mit einer 15 Meter breiten Dachkonstruktion aus 853 Tonnen Stahl überspannt sind. So werden durch die insgesamt 60.000 Glasscheiben die Einkaufspassagen vom Tageslicht erhellt.
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Die oberen Etagen sind durch Brücken miteinander verbunden, die einen wunderbaren Ausblick auf die unteren Ebenen ermöglichen. Alles ist schon für die bevorstehende Adventszeit dekoriert,
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im Zentrum steht ein riesiger Weihnachtsbaum.
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Trotz der beeindruckenden Architektur war das GUM in seiner Geschichte zwei Mal vom Abriss bedroht. Nach dem zweiten Weltkrieg sollte es nach Stalins Vorstellungen einem riesigen Denkmal zum Sieg über Deutschland weichen. Zu Sowjetzeiten waren einigen Konservativen die langen Schlangen vor dem Warenhaus direkt gegenüber dem Kreml ein Dorn im Auge und es war angeblich der seinerzeit amtierende Präsident Breschnew, der das GUM rettete, da seine Ehefrau ihren Schneider dort hatte. Nach dem Ende der Sowjetunion entwickelte sich das GUM zu einem modernen Kaufhaus mit teuren Boutiquen, Juwelieren und Fachgeschäften, die sich zum Großteil an die zahlungskräftige Kundschaft orientieren.
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GUM, Red Square, Moskau, Russland

Der Rote Platz

Der wohl berühmteste und bekannteste Platz Moskaus ist der rote Platz, auf Russisch “Krasnaja Ploschtschad”.
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Umgeben wird er vom Kreml,
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dem Auferstehungstor,
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der Basilius-Kathedrale,
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dem GUM
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und dem Staatlichen historischen Museum Moskaus.
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Dabei hat das Adjektiv “rot” weder etwas mit dem Kommunismus noch mit den Mauern des Kremls zu tun. Ursprünglich bedeutete das russische Wort krasny sowohl rot als auch schön, was die eigentliche Bedeutung des Platzes ist. Im Laufe der Zeit hat sich die Sprache gewandelt und heute steht krasny nur noch für rot und hat zu der geläufigen Bezeichnung des Platzes geführt.
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Zuerst befand sich hier der Marktplatz, der im Laufe der Zeit in das Warenhaus GUM verlegt wurde. Der Platz wurde gepflastert und für öffentliche Veranstaltungen genutzt. So wurden Edikte des Zaren verlesen, Neujahrsfeste gefeiert oder Militärparaden (vor allem zur Sowjetzeiten) abgehalten. Konzerte oder der Weihnachtsmarkt mit Eisbahn des GUM
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sorgen weiterhin dafür, dass der rote Platz seine zentrale Rolle behält.
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Direkt an der Kremlmauer befindet sich das Leninmausoleum. Keine Frage, dass wir dem alten Revoluzzer einen Besuch abstatten. Photographieren ist im Inneren nicht erlaubt, so dass wir Euch das Mausoleum nur von Außen zeigen können.
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Red Square, Moskau, Russland

Метро в Москве oder Unterirdische Paläste für das Volk

Wie schon in Beijing und Shanghai ist die Metro Moskau die schnellste Möglichkeit, um sich in der Stadt fortzubewegen. Mit einer Streckenlänge von 329 Kilometern und 197 Stationen gehört sie zu den größten weltweit und ist mit 100 km/h um einiges schneller als die chinesische Konkurrenz.
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Pläne für eine Metro gab es schon 1870 nachdem mit dem Bau der Londoner U-Bahn begonnen wurde. Doch der Baubeginn zog sich noch bis 1930 hin, als Moskau schon über drei Millionen Einwohner zählte. Statt auf technische Hilfsmittel setzte man auf Spaten, Hacke und Schubkarre und der entsprechenden Anzahl an Bauarbeitern. Doch auf diesem Wege waren die ehrgeizigen Terminpläne nicht zu halten und es wurde eine Tunnelbohrmaschine aus England beschafft.

Die Metro wurde zum Prestigeobjekt der jungen Sowjetunion und so wurden für den Bau besonders hochwertige Materialien gewählt, denn die Metro sollte den Geist erhellen und anregen, mehr noch als alle Theater und Paläste. So wurden die Stationen aufwendig mit Marmor, Stuck, Kronleuchtern und Mosaiken ausgestattet.
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Schon die Stationen allein waren für viele Menschen ein Grund, die Metro zu nutzen, die zu Stoßzeiten im 90 Sekunden Takt die Einwohner befördert.
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Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Sowjetunion wurde auch das Metronetz weiter ausgebaut und die Stationen der folgenden Linien noch aufwendiger ausgestattet. Selbst die Zugänge und Verbindungen zwischen den einzelnen Linien der Umsteigestationen sind oft schön anzusehen.
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Von Beginn an wurde die Metro auch als Luftschutzbunker konzipiert. Daher ist sie eines der am tiefsten liegenden Metrosysteme der Welt. Einige Stationen liegen 84 Meter unter der Erde und die Fahrt mit einer der längsten Rolltreppen dauert drei Minuten, um in die Unterwelt zu gelangen.
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Während der Bombardierungen im zweiten Weltkrieg wurde sie dieser Funktion gerecht und diente der Moskauer Zivilbevölkerung als Zuflucht vor den deutschen Luftangriffen. Zusätzlich wurden Regierungsstellen und Generalstab in den Untergrund verlegt. Um in das Netz der Untergrund Bahn zu gelangen durchschreiten wir zuerst eines der opulenten Eingangstore,
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die uns in die Vorhalle führen
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und zahlen den Einheitsbetrag an der Kasse
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oder am Automaten.
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Mit der Karte können wir so lange und so weit hin- und herfahren, wie wir möchten. So machen wir eine unterirdische Stadtrundfahrt zu den schönsten Metrostationen. Wer jetzt noch dringend telefonieren will, der soll sich beeilen,
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denn es geht los – haltet Euch fest.
Smolenskaya – 1953
Die Station in der Nähe unseres Hostels befindet sich fünfzig Meter unter der Erdoberfläche und ist eine der tiefsten auf der Linie 1. Die Säulen sind mit geriffelten Marmor und dekoratives Simsen verkleidet, die von Leuchtern erhellt werden. Das Relief an der Stirnseite des Bahnsteigs zeigt Soldaten der Roten Armee.
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Arbatskaya – 1953
Um als Luftschutzbunker besonders vielen Menschen Platz zu bieten wurde diese Station länger als die anderen ausgeführt und ist mit 250 Metern die zweitlängste im Metronetz. Bogenförmig spannt sich die Stützkonstruktion der Decke zwischen den Pylonen und wird durch seitlich angebrachte Lampen angestrahlt.
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Kievskaya
Linie 3 – 1953
Da diese Station den Kiewer-Bahnhof an das Metronetz anbindet, haben die Reliefs auf den Pylonen die russisch-ukrainische Beziehung zum Thema. Selbstredend, dass diese Kunstwerke auch Pflege und Restaurierung benötigen.
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Linie 5 – 1954
Ein Mosaik an der Stirnseite zeigt eine Abbildung von Lenin. Anfänglich stand ihm Stalin zur Seite, der aber bei der Entstalinisierung in den 1950ern entfernt wurde.
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Belorusskaya – 1952
An dieser Station befindet sich der weißrussische Bahnhof, daher haben die Mosaike an den Gewölbenischen Szenen aus dem Leben der Weißrussen zum Thema.
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Ploshchad Revolyutsii – 1938
Insgesamt 76 Bronzeskulpturen flankieren die Pylonen dieser Station. Sie zeigen die Menschen der Sowjetunion wie Soldaten, Bauern, Athleten, Industriearbeiter oder Schulkinder.
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Paveletskaya
Linie 5 – 1950
Die Decke dieser Station ist schlicht gehalten, während die Pylone mit weißen Marmorsäulen und dunkelroten Mustern verziert sind.
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Linie 2 – 1943
Die Decke ähnelt einem Kreuzgewölbe in dessen Zentren die Beleuchtung eingesetzt ist. Die bogenförmig verbundenen Pfeiler sind mit bronzefarbenen Einlagen verziert, die Hammer und Sichel Motive zeigen.
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Novokuznetskaya – 1943
Die stuckartigen Reliefs an den Deckenseiten sind den Soldaten der sowjetischen Armee gewidmet.
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Taganskaya – 1950
Auch diese Station wird von Kronleuchtern beleuchtet. Die Pylonen sind mit Keramikornamenten auf blauem Hintergrund dekoriert, die die Heldentaten der Sowjetarmee und der Partisanen im Kampf gegen Napoleon zeigen.
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Park Kultury – 1935
Die Decke des Mittelbereichs zwischen den Bahnsteigen erinnert an ein Kreuzgewölbe. Die Pylone sind mit marmornen Reliefabbildungen zum Thema Naherholung dekoriert.
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Kropotkinskaya – 1935
Sie ist eine der ältesten Stationen im Metronetz und sollte ursprünglich den Palast der Sowjets versorgen. Daher wurde auf eine schlichte und sachliche Eleganz wert gelegt. Die Bahnsteige und der Mittelbereich wurden größer angelegt als in den übrigen Stationen.
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Mayakovskaya – 1938
Diese Station liegt in einem stabileren Erdreich als die anderen, sodass die Stützkonstruktion nicht wie sonst mit dicken Pylonen sondern mit Pfeilern, die mit Edelstahl verkleidet sind, ausgeführt ist. Die Mosaike an den Gewölben zeigen unter anderem Abbildungen der sowjetischen Luftfahrt.
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Novoslobodskaya – 1952
Diese Station stellt eine Besonderheit dar, denn die mit Glasmalereien verkleideten Pylone gibt es nur hier. Durch die Hintergrundbeleuchtung kommen die Malereien besonders gut zur Geltung. Gefertigt wurden sie in einer Werkstatt in Riga.
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Prospekt Mira – 1952
Die Station wird von schweren Bronzeleuchtern erhellt. Die Keramikmedaillons an den Pfeilern zeigen die Errungenschaften der sowjetischen Landwirtschaft.
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Komsomolskaya – 1952
Diese Station gehört zu den prunkvollsten der Moskauer Metro. Schwere Kronleuchter hängen an der mit Stuck verzierten Decke. Die Mosaike zeigen russisch Nationalhelden aus verschiedenen Epochen.
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Moskau – Rubel, Trubel, Heiterkeit

Moskau ist die Stadt der Kopfbahnhöfe. Von acht Bahnhöfen aus starten die Fernzüge in die unterschiedlichen Himmelsrichtungen. Für uns endet die Fahrt am Jaroslawer Bahnhof, einem der ältesten Eisenbahnknotenpunkte der Stadt. Sein heutiges Aussehen erhielt das Gebäude während eines Umbaus Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Der verantwortliche Architekt Fjodor Schechtel ist einer der Begründer des Jugendstils in der Baukunst.
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Die große Anzahl an Bahnhöfen mag beim Umsteigen zwar umständlich sein, ist aber ganz praktisch, wenn man bedenkt, dass Moskau mit seinen 12,2 Millionen Einwohnern die größte Stadt Europas ist (zieht man bei Istanbul den asiatischen Teil ab). Mit der Metro geht es weiter in den Arbat, einer der ältesten erhaltenen Straßen in Moskau.
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Wir finden ein winziges Zimmer im Haus Nr. 51, das mit seinem acht Stockwerken zu seiner Erbauungszeit 1903 zu den höchsten Wohnhäusern Russlands zählte. Da wundert es nicht, dass das Dach während der Oktoberrevolution als Maschinengewehrstellung diente. Da erinnern wir uns lieber an den Dichter und Moskauliebhaber Alexander Sergejewitsch Puschkin (* 26.05.1799; † 29.01.1837),
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der nur zwei Häuser weiter seine Flitterwochen verbrachte.
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An dieser Stelle stand früher das stadtbekannt Geisterhaus. Im 19. Jahrhundert entstand die Legende, dass der Geist eines Mannes, der dort mit seiner Familie Selbstmord begangen hatte, in dem Haus umgeht. Später vermuteten die Nachbarn einen Treffpunkt von Satanisten, die sich allerdings als flüchtige Verbrecher herausstellten. Während der deutschen Luftangriffe im zweiten Weltkrieg wurde das Haus zerstört und die Baulücke ist bis heute geblieben. Ob es an der Geistergeschichte liegt ist ungewiss.
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In unmittelbarer Nähe steht unser Orientierungspunkt, eine der “sieben Schwestern”, die auch “Stalin Finger” genannt werden. Sie weist uns den Weg von unseren Spaziergängen zurück zum Hostel, denn Straßenschilder sind eine Rarität und die Touristenwegweiser leiten uns in die Irre.
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Die Hauptstadt ist voller atemberaubender Prachtbauten
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Kathedralen, Kirchen und Kapellen,
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in denen wir immer Gläubige antreffen.
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Abends werden die Gebäude angestrahlt,
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wie dieses Theater
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und Justizia.
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Moskau trumpft auch mit etlichen sozialistisch angehauchten Fassadenkunstwerken auf.
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Russisch sind auch die Babuschka,
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Fellmützen
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und T-Shirts.
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Moskau, Russland

Kein Weg ist lang mit einem Freund an der Seite.

Noch vor dem Morgengrauen weckt uns die Ungeduld, sodass wir eine der ersten sind, die heiße, dampfende Paos und Suppe serviert bekommen. Doch um nicht in den ärgsten Ansturm in der Metro zu gelangen, gedulden wir uns bis 9 Uhr, um erst dann mit Sack und Pack durch die Gepäckkontrolle uns ins Getümmel zu stürzen. Neben unseren Rucksäcken haben wir nun noch einen Schwung vegetarischer Nudelsuppen, Nüsse, Fruchtleder, Zitronen, Ingwer und Tee für die 5-tägige Zugfahrt geschultert. Nach einer Stunde, in der wir dreimal Umsteigen, erreichen wir den zentralen Hauptbahnhof, wo es nach Pass-, Gepäck-, Personen- sowie Ticketkontrolle endlich in die Transmongolische Eisenbahn geht.
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Neben all den Hochgeschwindigkeitszügen sieht unser grüner Zug mit den Rußwolken über den einzelnen Waggons richtig romantisch aus.
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Unser “Hardsleeper” Abteil befindet sich im Wagen 14, der fast am Ende des Zuges ist. Bis auf uns steigt zu unserer Verwunderung kein anderer Fahrgast mit in die vierer Kabine, gar noch nicht mal in den Waggon. Was für ein Luxus. :)
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Pünktlich um 10.22 Uhr setzt sich der altmodisch anheimelnde Zug in Bewegung und rattert im gleichmäßigen Takt hinaus aus der Großstadt, entlang an Vororten,
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durch kilometerlange Tunnel hinein in dünn besiedeltes Bergland.
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Kurz vor der Grenze in Erlian legt sich wie zum Abschied oder doch eher zur Begrüßung ein weißer Mantel über die Landschaft. Umso erleichterter sind wir, als wir zum Spurwechsel nicht den warmen Zug verlassen brauchen.
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Auch die Grenzbeamten kommen zu uns und inspizieren bei der Gelegenheit gleich das Abteil. Einige Stunden später weckt uns der Schaffner, denn nun reisen wir in die Mongolei ein. Wenig später geht es bereits weiter durch die schneebedeckte Steppe. Über uns scheinen die Funken der Kohleöfen einen Freudentanz mit den Sternen vorzuführen, bei dem wir durch das monotone Geschaukel des Wagens allmählich wieder in den Schlaf fallen. Zum Sonnenaufgang sind wir bereits wieder wach
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und erfreuen uns am Anblick von Rehen, Pferden, Ponys, Rindern, Schafen, Ziegen und gar Kamelen. Hin und wieder tauchen Jurten auf, am Horizont zeichnen sich Hügel ab.
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Innerhalb weniger Stunden hat sich die Außentemperatur von +10 Grad Celsius um 30 Grad auf – 20 abgekühlt.
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An den von Ruß geschwärzten Fenstern bilden sich nun auch noch weihnachtliche Eisblumen,
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im Bad gefriert das Wasser auf dem Boden. Auch unsere Haut kommentiert die eisige Kälte sogleich mit trockener, rauer, rissiger Haut.
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Doch das hält uns nicht davon ab bei strahlendem Sonnenschein
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gegen halb drei Uhr in Ulan Bator kurz hinaus zu hüpfen.
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Zu Miriams Bedauern verwandelt sich der Zug nicht in einen fahrenden Basar wie vor knapp zwanzig Jahren, doch wie zum Trost spielt ein Blasorchester am Bahnsteig zur Begrüßung auf.
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Russland begrüßt uns mit einer großen Delegation an Grenzbeamten, die mittels Wärmebildkamera zuerst unseren Gesundheitszustand ermitteln. Penibel werden von den Uniformierten mit Pelzmützen unsere Pässe, Visa und das Abteil begutachtet, bevor wir mit den Einreisestempeln willkommen geheißen werden.
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Allzu offensichtlich freuen sich auch die mongolischen Herrschaften im Nachbarabteil über deren Einreise und nehmen es zum Anlass eines ausschweifenden Trinkgelages. Als um 6 Uhr in der Früh der Gesang zum Transistorradio sich in eine Kakophonie verwandelt klopft Miriam an dessen Tür, um um Nachsicht zu beten.
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So gleich ist der Schaffner zur Stelle und öffnet die Kabine der munteren Gesellschaft mit seinem Generalschlüssel. Nur in Kürze soll erwähnt sein, dass der Zwischenfall ohne weiteres Zutun von uns eskalierte, nachdem das geräuschvolle Pärchen gleich zweimal in flagranti unterbrochen wurde. Die zur Unterstützung herbei geeilten Zubbegleiter sowie die per Funk gerufenen Polizisten, die den Betrunkenen zur Façon rufen sollten, waren uns doch schon zuviel Aufregung am frühen Morgen. Die Strecke führt uns den ganzen Vormittag 207 Kilometer entlang am Baikalsee, dessen gegenüberliegendes Ufer im Schneegestöber verschwindet. Wellen, des mit 1642 Meter tiefsten Sees, brechen sich an vereisten Steinen,
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ab und an stehen Holzhäuser mit bunt bemalten Fensterrahmen und qualmenden Schornsteinen am Bahngleis.
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Nach einem kurzen Halt in Krasnoyarsk
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heißt es bereits Abschied nehmen vom über 25 Millionen jährigen und somit ältesten Süßwassersee der Erde.
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Der andauernde Schneefall lässt die Birken vor Ehrfurcht und Last sich beugen, in den Astgabeln ruhen Schneebälle, bereit zur langen, weißen Schlacht des Winters. Dazwischen leuchten die feuerroten Beeren der Eberesche auf, denen die Kiefern im schweren, weißen Pelz leise zunicken. Zur Kaffeezeit fahren wir in Irkutsk ein. Zwischen den Hochhäusern der drittgrößten Stadt Russlands windet sich der Fluss Irkut entlang.
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Bis auf das Bahnhofsgebäude bekommen wir nicht viel zu sehen,
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doch schon alleine die schneidende Kälte nimmt uns den Atem.
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Da ist es doch angenehmer mit einem Becher heissen Tees aus dem Fenster die Landschaft und Siedlungen zu betrachten. Autos sieht man außerhalb größerer Städte so gut wie gar nicht, scheinen nach den Fährten aber zu existieren.
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Dächer, die an Fellmützen erinnern, trotzen dem Wetter während die kleinen Gewächshäuser im Vorgarten auf den Frühling warten. Ab und an blitzt das Zwiebeldach einer Kirche in der Ferne auf, seltener auch mal die Minarette einer Moschee. Als wäre dies allein nicht schon wie aus einem Märchen, verzaubert uns der Sonnenuntergang, der sich in den Kronen der Bäume verfängt.
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In unserer dritten Nacht können wir endlich einmal ohne Grenzkontrollen und sonstigen Störungen durchschlafen und von den zauberhaften Holzhäusern in der Abenddämmerung mit ihren beleuchteten Fenstern träumen, die direkt aus einem Weihnachtsfilm zu kommen scheinen. Wie zur Entschädigung werden uns bedingt durch die Zeitzonen sogar noch zwei Stunden geschenkt. Dafür startet der nächste Morgen umso kühler, denn unser Waggonaufseher hat in der Nacht den Kohleofen ausgehen lassen, sodass wir gerade mal 8° C über dem Gefrierpunkt haben.
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Während wir mit 5 Shirts- und Pulloverschichten unter den 2 Decken bibbern, zeigt sich was ein hart gesottener Mongole ist. Mit T-Shirt und Puschen bekleidet scheint das kühle Lüftchen ihnen nichts anzuhaben. Munter werden die morgendlichen Lockenwickler eingedreht und ein Schwätzchen auf dem Flur gehalten. Als Zugpersonal in der Transmongolischen Eisenbahn hat man es sicherlich nicht leicht. Getrennt von Familie und Heimat, mit den Launen der Reisenden sowie der Natur am Ringen und den ständigen Zeitverschiebungen ausgesetzt, scheint sich eine Mentalität zu entwickeln, die für den zahlenden Gast leicht irritierend ist. Wir kommen uns manchmal fast als störendes Anhängsel vor, wenn die Schaffner sich im Nachbarabteil zum Zocken, Qualmen und gemeinsamen Kochen treffen.
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Bei Letzterem laufen sie regelrecht zur Höchstform an, wenn selbst Wonton im 3,5 qm kleinen Abteil ausgerollt und gefüllt werden. Schon morgens werden Pilze eingeweicht, Chinakohl geschnippelt und Reis über dem Kohleofen aufgesetzt. Das ursprünglich als Waschraum konzipierte Abteil dient dabei als Vorratskammer.
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Viel authentischer kann es doch gar nicht sein. ;)
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Bis wir Mariinsk erreichen ist es auf jeden Fall wieder mollig warm und wir wagen uns für wenige Minuten in den Dauerfrost hinaus, um etwas frische Luft zu schnappen
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und bei der Gelegenheit das russische Kioskangebot zu begutachten.
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Langsam und bedächtig senkt sich die Sonne zur Ruhe
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und beglückt uns mit ihrem Farbspiel.
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Am Abend erreichen wir Novosibirsk, wo das Thermometer gerade mal frische -14°C anzeigt.
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Auch den vierten Tag beginnt die Sonne mit einem spektakulären Aufgang,
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läßt sich jedoch direkt hinter Tiumen vom Schneegestöber vertreiben,
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das selbst Stunden später auch noch in Jekaterinburg tobt.
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Unbemerkt verlassen wir den asiatischen Kontinent und kommen nach genau 365 Tagen wieder in Europa an. Das gespenstische Licht der Abenddämmerung kombiniert mit den dicken Schneeflocken über den unberührten Wäldern ruft uns auch sogleich Grimms Märchen Hänsel und Gretel ins Gedächtnis. In diesen Weiten dürfte es nicht schwer fallen sich auch am helllichten Tag zu verlaufen.
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Selten kommen Häuser in Sicht, doch die tapferen Russen, die in der Einsamkeit den Minusgraden trotzen, lassen sich noch seltener draußen sehen. Ganz im Gegensatz zur Mongolei erblicken wir weder Nutztiere noch Wild. Lebhafter ist es bei unserem letzten längeren Halt vor Moskau in Perm, welches zwischen seinen Hochhäusern mit künstlerischen Lichinstallationen, einer Halfpipe für Skater beziehungsweise Snowboarder auch ein Leninmonument aufweist. Da es munter weiter schneit, wurde um es etwas gemütlicher zu machen, schon mal die weihnachtliche Straßenbeleuchtung angedreht. Die Stadt wird durch den größten europäischen Nebenfluss der Wolga, der Karma, geteilt und weist neben den üblichen kleinen Garagen oder Lagerräumen einiges an Industrie auf. Erstaunlich ist wieder einmal die Pünktlichkeit trotz dieser immensen Entfernung und der klirrenden Kälte. Als Bahnreisender in Deutschland wahrlich kaum vorstellbar.
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Allerdings sind seit Jekaterinburg die Gleise etwas schief abgefahren, sodass der morgendliche Tee am fünften Morgen uns fast aus der Tasse hüpft.
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An den langsam verblühenden Eisblumen am Fenster merken wir, dass es deutlich wärmer wird und wir uns der Hauptstadt nähern. Langsam wird es auch Zeit, denn Seife, kaltes Wasser und Waschlappen bringen wenig Abhilfe, doch die heiße Dusche rückt mit jeder Minute mehr in greifbare Nähe. Pünktlich auf die Minute rollen wir nach 122,5 Stunden Zugfahrt bei strahlendem Sonnenschein und den lieblichen Klängen chinesischer Musik in Moskau ein.
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Mit den Chinesen, Mongolen, Russen und uns steigen gerademal zwei weitere ausländische Männer aus.
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