Nicht weit weg vom Roten Platz steht das berühmte Bolschoi Theater, welches auch die Rückseite des hundert Rubel Scheines ziert. Eine Aufführung haben wir uns zwar nicht angeschaut, dafür aber an einer englischsprachigen Tour teilgenommen.
Das Theater wurde schon 1776 gegründet, erhielt seinen heutigen Namen aber erst mit dem Neubau des Theatergebäudes im Jahr 1825, denn der ursprüngliche Bau war zwanzig Jahre zuvor abgebrannt. Seinerzeit gab es zwei Theater in Moskau. An einem wurden Oper und Ballet, an dem anderen Schauspiele aufgeführt. Ersteres genoss mehr Ansehen und wurde nobler aufgeführt. Daher kommt der Name Bol’shoy Teatr für dieses Haus, denn es heißt übersetzt nichts anderes als “Großes Theater”. Dramen werden in direkter Nachbarschaft im Maly-Theater (“Kleines Theater”) aufgeführt.
Nur 28 Jahre später brach erneut ein Feuer aus und zerstörte die Inneneinrichtung. Die Jahreszahl 1856 im Saal zeigt das Jahr des wiederhergestellten Innenraums, welcher bis heute erhalten geblieben ist.
Das Gebäude wurde nicht nur für Oper und Ballet genutzt; während der Sowjetzeiten fanden hier unter anderem die Tagungen der KPdSU oder der Kommunistischen Internationalen statt. Im zweiten Weltkrieg wurde der Eingangsbereich von einer Fliegerbombe getroffen, doch der Schaden war zum Glück nicht sehr groß und wurde schnell wieder behoben.
Erhellt wird das Theater von einem riesigen Kronleuchter, der mit 13.000 Anhängern und 3 Kilogramm Blattgold 2 Tonnen auf die Waage bringt. Das Gold wurde übrigens nach altem Rezept aufgeklebt: man nehme Wodka und verquirle diesen mit abgestandenem Eiweiß. Die so aufgebrachte Edelmetallschicht ist damit dünner als ein Menschenhaar.
Als es noch kein elektrisches Licht gab wurde der von Musen umgebende Leuchter zu jeder Vorführung über einen Flaschenzug nach oben gezogen und die Kerzen durch das große Loch in der Decke entzündet.
Hin und wieder löste sich eines der Glaskristalle und fiel in die Zuschauerränge unter ihm.
Bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts hatte der Zahn der Zeit so sehr am Gemäuer genagt, dass das Theater ab 2005 für sechs Jahre für eine grundlegende Sanierung geschlossen wurde. Nach offiziellen Angaben kostete der umfassende Umbau 21 Milliarden Rubel (ca. 488 Mio Euro).
Im September 2015 eröffnete das Bolschoi Theater die 240. Saison. Ein Highlight der aktuellen Spielzeit ist die Premiere der Oper Jolanthe in Kombination mit einer Suite aus dem Ballett Nussknacker, um das 175. Jubiläum des Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski gebührend zu würdigen.
Auf dieser quadratischen 22 Meter tiefen Bühne haben Berühmtheiten wie die Opernsänger Leonid Sobinow und Antonina Wassiljewna Neschdanowa sowie die Primaballerina Maja Plissezkaja die Herzen des Publikums erobert.
Das Ensemble umfasst 900 Personen, hinzu kommen die Maskenbildner, Schneider, Bühnenbildner und -arbeiter, Beleuchter, Tontechniker, Ärzte, Schuhmacher, Kostümbildner, Choreografen, Dekorateure, Fundusverwalter, Requisiteure, Garderobiere, Schlosserer, Schreiner, Gewandmeister, Hauspersonal, Intendant, Kaufmännische Mitarbeiter, Regisseure und Souffleure, um nur einige zu nennen.
Das üppige Blattgold und das satte Himbeerrot zieren nicht nur die Loge für Ehrengäste, in der etliche Staatsoberhäupter wie zum Beispiel Queen Elizabeth II bereits einer Aufführung beiwohnten.
Drumherum befinden sich die privaten Logen, in denen es sich die Bourgeoisie im hinteren verdeckten Teil häuslich mit Bildern und Dekorationen einrichteten und mit ihren Freunden berauschende Feste feierten, während denen der Champagner in Strömen floß.
In den ersten Jahren der Sowjetunion wurde lange über den Abriss des Theaters diskutiert. Zum Glück ist es erhalten geblieben und selbst Stalin muss sich zum Theaterliebhaber entwickelt haben, denn er ließ sich im vorderen Bühnenbereich extra eine mit Panzerglas gesicherte Kabine bauen, um sich so vor Feinden geschützt die Vorführungen anzuschauen.
Der rote Salon ist dem Staatsoberhaupt und seinen Gästen vorbehalten.
Die Pracht ist in dem “alten Trakt” allgegenwärtig.
Mit der letzten Renovierung wurden die neu geschaffenen Räume im modernen Stil gestaltet. Im Keller entstand ein neuer Konzertsaal,
dessen aufwändiger Intarsien Holzfußboden zu einem ebenerdigen Ballraum hochgefahren werden kann.