Heute Bollywood morgen die Welt

Über Nacht werden wir wohl nicht zum Star, doch wir haben das Glück eine Statistenrolle in Bollywood zu bekommen. Wenn die Filmstudios ausländische Statisten benötigen sprechen die Agenten vor den preiswerten Hotels die Reisenden an. Am folgenden Tag geht es morgens mit dem Bus und acht weiteren Talenten zum Filmgelände. Inmitten von Natur und Buschwerk stehen hier und da Filmkulissen oder Hallen. Die Hollywood-Studios sehen anders aus, aber wir sind ja auch in Indien und nicht in Amerika.
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Der Dreh, an dem wir mitwirken, ist eine Serie und spielt in den 40er Jahren. Es geht dabei um den indischen Freiheitskampf. Der Spass bei der Anprobe der Kostüme in unserem “Schauspielermobil” ist groß. Neben uns sind noch zwei Holländer, ein Ukrainer, zwei Weißrussen, ein Franzose, eine Südafrikanerin und eine weitere Deutsche mit dabei.
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Nach dem Umziehen und dem Frisieren heißt es erst mal warten, dann geht es zum Set.
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Die Szene stellt einen Ballsaal dar, wo während einer Feier der indischen Königin Aufwartungen gemacht werden.
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Im Laufe der Feier gibt es auch eine Tanzeinlage, bei der wir bei mehreren Einstellungen am Rande unser Bestes geben dürfen.
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Zwischendurch gibt es zwei ungeplante Unterbrechungen. Nachdem wir einige Male zur Hälfte im Dunkeln stehen gibt der Generator vollständig seinen Geist auf. Doch Ersatz ist schnell beschafft und es kann weitergehen. Die zweite Unterbrechung wird in Babelsberg oder Hollywood eher selten vorkommen, denn diesmal sind es einige Affen, die die Dreharbeiten stören.
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Wenn wir gerade nicht Drehen,
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Anweisungen erhalten,
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die Hauptdarsteller in der Maske sind
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oder Warten
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gibt es Frühstück, Mittag, Snack, Abendessen oder Getränke, damit alle bei Kräften bleiben.
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Das ist auch nötig, denn die Dreharbeiten gehen, wie so oft in Bollywood, bis kurz nach Mitternacht und am Ende können wir vor Müdigkeit kaum noch stehen. Nach 17 1/2 Stunden erreichen wir unsere Unterkunft und fallen nur noch glücklich ins Bett.

Der Spaß, den wir bei den Dreharbeiten hatten und die Möglichkeit einen Blick hinter die Kulissen zu werfen sind die Anstrengung wert gewesen.
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Filmcity, Mumbai, Maharashtra, India

FIAT meets PAL

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Anfang der 60er wurde der Fiat 1100 in Indien eingeführt. Mit etwas Glück findet man hin und wieder noch einen auf Indiens Straßen. Noch bis zum Jahr 2000 wurde der Fiat als PAL Padmina weitergebaut. Der Padmina ist in Mumbais Straßen als Taxi allgegenwärtig. Doch die Bestimmung, dass die Taxen nicht älter als 20 Jahre sein dürfen, werden ihn, ähnlich wie die Käfertaxen in Mexico City, bald verschwinden lassen.

Mumbai

Mit dem Zug geht es die letzten 200 Kilometer bis zur Küste von Pune nach Mumbai. Die Größe der Stadt wird uns schon bei der Zugfahrt bewusst. Die letzte Stunde unserer Fahrt führt nur noch an Gebäuden und Hochhäusern vorbei, kein Wunder bei 12,5 Millionen Einwohnern. Daher wird jeder zur Verfügung stehende Quadratmeter genutzt und selbst zwischen den Bahngleisen Gemüse angebaut. Doch bis zum Endbahnhof wollen nur die wenigsten Inder und bald haben wir den anfangs wie immer überfüllten Zug fast für uns alleine. Ein einfaches aber günstiges Zimmer für Großstadtverhältnisse finden wir bei der Heilsarmee.
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Indien ist ein Land der Gegensätze und Mumbai die Stadt, die das zu leben scheint. Hier steht das teuerste Gebäude Asiens und der größte Slum Indiens.
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Luxuslimousinen warten an der Ampel während nebenan in den Häusern das Ungeziefer ausgeräuchert wird.
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Ebenso die Architektur, Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab. Im Hintergrund der viktorianischen Gebäude winden sich die neuen Wolkenkratzer in die Höhe, eine Baustelle neben der nächsten.
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Das Mahalaxmi Dhobi Ghat ist die größte Handwaschmaschine der Welt. Nirgendwo sonst in der Welt wird an einem Platz mehr Handwäsche erledigt wie hier. Dafür gab es 2011 einen Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde.
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In Colaba, dem Viertel in dem wir wohnen und den umliegenden Stadtteilen fühlen wir uns wie in das alte London versetzt. Ein viktorianisches Haus steht neben dem anderen und dazwischen fahren rote Doppeldeckerbusse durch die Straßen. In der Innenstadt gibt es keine dreirädrigen Autorickshaws, sondern die schwarz-gelben Mumbaitaxen bestimmen das Stadtbild.
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In etlichen Häusern entdecken wir noch alte Fliesen.
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Einige der wichtigsten und größten Denkmäler seht ihr auf unserem “kleinen” Stadtrundgang. Gegenüber von unserem  Heilsarmeehotel steht das riesige Taj Mahal Palace Hotel direkt an der Strandpromenade.
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Gleich gegenüber befindet sich das Gateway of India, das 1924 zu Ehren Georg V. erbaut wurde und von wo die letzten englischen Truppen Indien verlassen haben.
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Vorbei am Chhatrapati Shivaji Maharaj Museum
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geht es zur Universität
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mit dem 80 Meter hohen Uhrenturm.
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In direkter Nachbafschaft steht das Gerichtsgebäude, hier vom Oval Maidan, einem beliebten Cricketfeld mitten in der Stadt, aus photografiert.
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Das imposanteste Gebäude und gleichzeitig das erste, was wir von Mumbai gesehen haben, ist der Chhatrapati Shivaji Terminus. Er ist einer der Bahnhöfe Mumbais, gehört zu den geschäftigsten der Welt und ist seit 2004 auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe. Die Bahnsteige sind bis zu 700 Meter lang und über dem Haupteingang thront eine 100 Meter hohe Kuppel. Der Bahnhof wird täglich von drei Millionen Passagieren benutzt.
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Im Westen der Stadt befindet sich auf einer kleinen Insel die Haji Ali Dargah Moschee. Sie ist nur über einen kleinen, bei Ebbe begehbaren Damm mit dem Festland verbunden.
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Im Mali Bhavan wohnte und arbeitete Gandhi während seiner Aufenthalte in Mumbai. In dem Haus ist heute ein Museum untergebracht, das unter anderem Gandhis Briefe an Roosevelt und Hitler zeigt. Von hier aus startete Gandhi seine Kampagne des gewaltfreien und zivilen Ungehorsams gegen die britische Kolonialherrschaft.
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An den Straßen gibt es Stände mit Schallplatten
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und Bergen von Büchern. Wir haben aber nicht herausbekommen können, wie die Verkäufer bei diesen Mengen die Übersicht behalten.
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Auch nachts fasziniert uns die Stadt.
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Colaba, Mumbai, Maharashtra, India

Eine ganz normale indische Zugfahrt

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Der tägliche Andrang bei den indischen Zügen würde in Deutschland wohl nur eintreten, wenn in allen Bundesländern zur gleichen Zeit Sommer- und Weihnachtsferien beginnen.

Die erste Herausforderung beginnt mit dem Erreichen des Bahnsteiges, wenn gerade die Passagiere von zwei angekommenen Zügen über die Fußgängerbrücke uns entgegen strömen. Da sind Rucksack und Tasche von Nutzen, die vorne und hinten als Stoßstange und Rammschutz dienen.

Fährt dann der Zug ein muß man alle Disziplin und Hemmungen für ein paar Minuten fallen lassen und mit rugbyähnlichen Körpereinsatz den Zug erobern.
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Die so stattfindende natürliche Auslese bestimmt, wer einen Sitzplatz bekommt und wer stehen oder in den Gängen sitzen muß.

Wir haben Glück und den Vorteil der längeren Arme beim Einsteigen und bekommen immerhin noch einen Platz auf den oberen Pritschen der Schlafwagen-Klasse.

So wie die ganze Infrastruktur des Landes kämpft auch die indische Eisenbahn mit der wachsenden Bevölkerung und der steigenden Anzahl der Passagiere, die mit dem steigenden Wohlstand zunimmt.
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Im Minutentakt kommt einer der fliegenden Händler durch den Wagen und sorgt dafür, dass niemand verhungert oder verdurstet. Es gibt Wasser, Tchai, Kaffee, alle möglichen Snacks, Obst und Süßigkeiten.
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Und wenn der Zug an einem Bahnhof hält werden die Fenster von weiteren Verkäufern gestürmt, die Ihre Waren von draußen anbieten. Manche von ihnen sind noch mitten im Verkauf, wenn der Zug schon am Rollen ist.
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Dem ganzen Trubel im Zug entkommt man am besten bei einem kleinen Nickerchen.
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Auch bei einer Zugfahrt über Nacht wird die Körperpflege nicht vernachläsdigt. Morgens werden als erstes die Zähne geputzt und spätestens vor dem Aussteigen die Haare gemacht.
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Volkswagen Werk Pune

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30 Kilometer nördlich von Pune liegt das am 31. März 2009 eröffnete VW-Werk. In nur 17 Monaten erbaut (ein Rekord für Indien) ist es mit 580 Millionen Euro die größte Investition einer deutschen Firma im Land.
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3600 Mitarbeiter bauen täglich 430 Polos, Ventos und Skoda Rapids für den indischen Markt und 32 andere Länder, wie zum Beispiel Nepal, Saudi Arabien, Mexiko und Südafrika.

Chaitanya Halbe ein sehr netter Mitarbeiter des Besucherdienstes, der perfekt deutsch spricht, führt uns durch die Hallen. Auf 111900 Quadratmetern befinden sich Karosseriebau, Lackiererei und Montage. Das Presswerk ist direkt an dem Karosseriebau angegliedert, wird aber von einem Zulieferer betrieben.
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Den Kunden stehen zehn Farben zur Auswahl. Die Farbe, die man in Indien wohl so gut wie nie sehen wird, ist schwarz, denn schwarz bringt in Indien Unglück.
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Alles ist nach den VW-Standards aufgebaut und ist auf Anhieb vertraut.
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In den Jahren 2012 und 2013 hat Pune den “Think Blue Factory – Award” gewonnen.
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Auf dem Photo seht ihr links Herrn Halbe vom Besucherdienst und rechts den Meister der Ausbildungsabteilung.
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Jedes Jahr werden 16 Mechatroniker ausgebildet und nach den IHK-Bestimmungen geprüft.
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Neben der Produktion und der Ausbildungsabteilung können wir auch einen Blick in den Bürobereich werfen, wo sich die IT, Planung und andere Abteilungen befinden.
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Die neueste Investition im Werk ist eine Aggregatefertigung für Dieselmotoren. Heute ist ein besonderer Tag, denn der erste Motor aus indischer Fertigung wird in ein Fahrzeug eingebaut. Zu dem Ereignis kommt der Ministerpräsident des Bundesstaats Maharashtra zu Besuch und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
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Die Werksfeuerwehr sorgt dafür, dass im Brandfall keine größeren Schäden entstehen. Damit im Ernstfall auch alles schnellstmöglich abläuft gibt es zwei Übungen pro Tag. Die Feuerwehr ist in drei Schichten rund um die Uhr besetzt.
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Volkswagen India verfügt sogar über einen eigenen Busfuhrpark, mit dem die Mitarbeiter zur Arbeit pendeln.
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Auf diesem Wege nochmals vielen Dank an Herrn Halbe für die tolle Werksbesichtigung und dass wir so kurzfristig und unkompliziert einen Termin bekommen haben.
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Volkswagen, Mahalunge Ingale, Chakan, Pune, Maharashtra, India