Die letzte Etappe unserer Reise führt uns von Moskau bis nach Hause. Ein letztes Mal steigen wir in “unserer” Station Smolenskaya in die Metro und fahren zum weißrussischen Bahnhof, von wo die Züge Richtung Polen abfahren.
Moskau verabschiedet sich mit einem Sonnenuntergang, während wir in unseren Zug steigen.
Von Aussen eher unscheinbar erwartet uns im Inneren eine wahre Deluxekabine im Vergleich zur Fahrt von Beijing nach Moskau. Die Liegen sind weicher als die Hotelbetten in China und wir haben neben einer kleinen Garderobe sogar ein eigenes Waschbecken im Abteil. Vorbei an dem neuen Finanzviertel Moscow City verlassen wir die russische Hauptstadt.
In einer sternenklaren Nacht passieren wir die Grenzstädte Smolensk und Orscha,
fahren durch Minsk und erst in Brest, wo auch die Waggons umgespurt werden,
findet unsere letzte Passkontrolle statt. Denn auch für die Fahrt durch Weißrussland ist ein Transitvisum nötig. Die EU heisst uns mit der Frage der polnischen Zollbeamten nach Wodka, Zigaretten oder Fleisch willkommen. Mit schrumpfender Entfernung fühlt es sich immer mehr so an, wie wenn uns im Halbschlaf bewusst wird, dass alles nur ein schöner Traum ist, langsam der Morgen naht und wir nun in der Realität wach werden.
Die Uhr ist seit der Einreise in Polen auf heimische Zeit umgestellt und in Warschau ist auch der letzte Schnee verschwunden. Der Hauptbahnhof wird gerade umgebaut und die eineinhalbstündige Wartezeit auf den Zug nach Berlin verbringen wir in einer ungeheizten Wartehalle. Zum Glück scheint die Morgensonne durch die grosse Fensterfront und wärmt uns ein wenig auf bis es weitergeht. Der in Warschau noch proppenvolle Zug leert sich immer mehr, je mehr wir uns der deutschen Grenze nähern. Die Landschaft mit Dörfer, Bauernhöfen und Strohballen auf den Feldern ähnelt mehr und mehr denen in der Heimat.
In die deutsche Hauptstadt wollen anscheinend die wenigsten unserer Mitreisenden, sodass nach dem letzten polnischen Halt wir alleine im Abteil sitzen als wir den Grenzfluss überqueren,
erst in Frankfurt/Oder
und anschließend in Berlin einrollen.
Von dort aus mit der U-Bahn zum ZOB
und mit dem Bus nach Hause.
Nach einem Jahr und einer Woche und neun Paar durchlaufenen Schuhen schließen wir pünktlich zum ersten Advent wieder unsere Haustür auf.
Auch wenn wir während des vergangene Jahres keine alltäglichen Verpflichtungen hatten, so ist das Reisen vor allem eins nicht: Urlaub. Es ist vielmehr eine täglich neue, variierende Herausforderung. Ständig wechselnde Ortschaften, Sprachen und Gebräuche halten alle Sinne auf Trab, kein Weg wird zur Routine, kein Zimmer zum Daheim.
Privatsphäre gibt es in dicht gedrängten Städten und Verkehrsmitteln oft nicht und auch Freiheit wird unterwegs oft anders definiert, denn anonym ist man als Ausländer eher selten. Den meisten Verpflichtungen, wie zum Beispiel Hausputz, Arbeit und Kochen entkommen, ist man nun dabei, die Grundbedürfnisse auf andere Weise zu befriedigen, wie mit der immer wiederkehrenden Suche nach einem Zimmer, Essen, Trinkwasser, Geldautomaten, Botschaften usw.
Während wir das erlebte und gesehene verarbeiten, sind wir bereits dabei neues in der Gegenwart in uns aufzusaugen und die Weiterreise zu planen, denn die Zeit ist zu kostbar für einen Stillstand.
Das ist recht anstrengend, besonders in Kombination mit dem Reiseblog, der sehr viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Am Ende sind es es 477 Beiträge mit 5102 Bildern, die unsere Reise dokumentiert und Euch in fremde Welten entführt haben.