Für die Fahrt von Beijing nach Moskau benötigt der Zug fünf Tage und fünf Nächte und legt dabei 7621 Kilometer zurück. Die Strecke führt über die Wüste Gobi quer durch die Mongolei und nutzt ab Ulan-Ude die Gleise der transsibirischen Eisenbahn. Die Verbindung über die Mongolei ist die kürzeste zwischen Beijing und Moskau und wird von Zügen der chinesischen Staatsbahn befahren.
Im chinesischen Erlian befindet sich der Umspurbahnhof. Da die Schienen in der Mongolei und in Russland eine um 85 Millimeter größere Spurweite haben, werden die Waggons auf andere Drehgestelle gesetzt. Dies geschieht mit großen Hebebühnen und wir müssen noch nicht mal das Abteil verlassen, was bei den zweistelligen Minusgraden auch ganz angenehm ist.
Geheizt werden die Züge für uns ganz ungewohnt mit Kohle.
Jeder Waggon hat seinen eigenen Zugbegleiter, der unter anderem für das Befeuern des Ofens zuständig ist. So ist auch gleich für heißes Wasser im Samowar gesorgt, denn auf einen Tee möchten wir bei den Temperaturen nicht verzichten.
Einen Anschluss an den Kohleofen könnte auch die Toilette gut gebrauchen, denn das Wasser auf dem stillen Örtchen ist in etwa so erfrischend wie ein sibirischer Bergbach zu dieser Jahreszeit.
Wer sich unterwegs nicht selbst versorgt, für den ist natürlich auch ein Speisewagen mit dabei. Die Besatzung wechselt mit jedem Land, so dass man unterwegs in den Genuss der chinesischen, mongolischen und russischen Küche kommen kann.
Unsere vegetarische Auswahl beschränkt sich auf Nudeln mit Pilzen und Erbsen
und Nudeln mit Tomate und Gemüse.
In der Mongolei übernimmt die transmongolische Eisenbahn den Zug. Wir werden gleich von zwei Loks gezogen, für den Fall, dass eine ausfällt kann die andere gleich einspringen. Denn auf der eingleisigen Strecke müsste eine Ersatzlok einen weiten Weg zurücklegen. Der einzige Halt neben den Grenzstops ist auf der 2215 Kilometer langen Strecke die Hauptstadt Ulan Bator.
Nach dem Passieren der russischen Grenze fahren wir ab der Stadt Ulan-Ude auf der Trasse der transsibirischen Eisenbahn. Die Loks wechseln wir unterwegs gleich mehrmals, nicht nur für die Mongolei, wo die Strecke nicht elektrifiziert ist, sondern auch auf russischem Gebiet. Unterschiedliche Stromsysteme entlang der Trasse machen dies erforderlich. Auf dem Abschnitt zwischen Novosibirsk und Omsk geht es auf 650 Kilometern ohne größere Kurven oder Steigungen fast nur geradeaus. Insgesamt ist die transsibirische Eisenbahn von Moskau bis nach Wladiwostok 9288 Kilometer lang und wurde in den Jahren von 1891 bis 1916 erbaut.
Zwischenzeitlich wurde 1/3 der russischen Stahlproduktion für den Bau der Bahnstrecke benötigt. 1777 Kilometer östlich von Moskau erreichen wir mit unserer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von etwa 70 Stundenkilometer wieder den europäischen Boden. Im Oktober 2014 unterschrieben China und Russland ein Memorandum zum Ausbau zur Schnellbahnstrecke. Die Fahrtzeit soll so auf zwei Tage verkürzt werden, womit wahrscheinlich viel von dem Charme der heutigen Fahrt verloren gehen wird. Während der Zugfahrt durchqueren wir mehrere Zeitzonen. Als wenn das zur Verwirrung nicht schon reichen würde ist der Fahrplan für den russischen Teil der Strecke in Moskauer Zeit angegeben.
Auch die Bahnhofsuhren zeigen die Zeit in der Hauptstadt an.
Beim Ticketkauf stehen drei unterschiedliche Kategorien zur Auswahl. Die einfachste Klasse ist der Hard Sleeper mit einer Viererkabine. Etwas besser ausgestattet ist der Soft Sleeper mit ebenfalls vier Betten. Wer mehr Privatsphäre haben möchte kann die Deluxe Kategorie mit einer Doppelkabine wählen.