
(Ein)Blick in die Küche
… des Pure-Vegetarian Restaurant “New Indra Bhavan”, welches von einem Hindi geführt wird.
In einem Pure Vegetarian Restaurant werden keine Gelantine und auch keine Eier verwendet. Geklärte Butter (Ghee), Milch und Joghurt sind dagegen erlaubt.
Hier werden die Chapatis, Rotis und Naans auf einem mit Holzfeuer geheizten Stein zubereitet.
Pavagadh & Champaner
50 Kilometer entfernt von Vadodara befindet sich der kleine Ort Champaner mit dem heiligen Berg Pavagadh. Auf dem 760 Meter hohen Vulkanhügel befindet sich eine Pilgerstätte in einem Tempel.
Die erste Hälfte des Berges können wir noch mit dem Bus fahren. Von dort aus gibt es eine Seilbahn, die aber gerade wegen Wartungsarbeiten geschlossen ist. Also heißt es die 1600 Stufen bis zum Gipfel zu Fuß zu erklimmen.
Der Pfad ist gesäumt von Tempeln,
heiligen Kühen,
und Ständen die Snacks, Wasser, Andenken und Obst zum heilig sprechen verkaufen.
Alle Waren und Dinge des alltäglichen Lebens müssen mit Eseln den Berg hochtransportiert werden. So kommt es, dass wir uns auf einmal den Weg mit einer kleinen Eselkarawane teilen.
Ab dem Kratersee
wird das letzte Stück des Weges schmaler und bietet nur noch Platz für die Pilger.
Der Ausblick wird leider durch das diesige Wetter getrübt;
oben angekommen drehen wir eine Runde um den Tempel
und nehmen den Abstieg in Angriff. Bis auf Photostops (wir zählen schon nicht mehr mit, wie oft wir zusammen mit Indern für Facebook Bilder abgelichtet werden) bewältigen wir auch dieses Mal den Weg ohne Pause, wenn man von der Segnung Miriams durch eine Pilgergruppe absieht.
Da der Bus zwischen der Seilbahnstation und dem Ort nur unregelmäßig fährt und wir nicht über eine Stunde lang warten wollen gehen auch wir zu Fuß weiter.
Das erste Stück begleiten wir wieder eine Eselherde,
anschließend kürzen wir durch ein trockenes Flußbett ab.
Doch kurz vor dem Ortseingang haben uns die Esel wieder eingeholt.
Champaner war um 1300 die Hauptstadt der Rajputen von Chauhan, die 1484 von Sultan Mahmud Begada von Gujarat nach einer 20-monatigen Belagerung eingenommen wurde. Der Ruhm als glänzende neue Hauptstadt war jedoch nur von kurzer Dauer. Als der Mogulherrscher Humayun 1535 die Stadt eroberte, wurde die Hauptstadt wieder nach Ahmedabad verlegt und der Ort verfiel. Heute zeugen noch die Stadtmauern und einige erhalten gebliebene Moscheen von der einstigen Pracht, zwischen dessen Weltkulturerbestätten noch etwa 500 Einwohner leben.
Am beeindruckensten von ihnen sind die Saher ki Masjid,
Die Moscheen sind mit Steinreliefs geschmückt, verfügen über mehrere Kuppeln und auch die Minarette sind noch erhalten.
Einige Moscheen stehen außerhalb der inneren Stadtmauer und wir wandern durch Wiesen und Felder mit kleinen Bauernhütten. Eine willkommene Abwechslung zum Lärm und Verkehr der Stadt.
Zurück an der Bushaltestelle ist Fortuna uns gnädig und schickt bald einen Bus für die Rückfahrt vorbei.
Laxmi-Vila-Palast
In Vadodara steht der Laxmi-Vila-Palast. Zwischen 1878 und 1890 im indo-sarazenischen Stil erbaut
verfügte er seinerzeit bereits über elektrisches Licht und einem internen Telefon. Der Marmor wurde aus Italien nach Indien gebracht
und der Sandstein aus dem 600 Kilometer entfernten Pune.
Der Palast, der von einem großen Park mit Golfplatz umgeben ist, ist noch immer die Residenz der Königsfamilie von Vadodara und somit auch der größte noch privat bewohnte in Indien. Daher ist nur die Hälfte der Räume im Erdgeschoss zu besichtigen, aber alleine dafür brauchen wir schon fast eine Stunde, geführt mit einer Audio-Tour auf einem MP3 Player.
Die Verlegung des wunderschönen Mosaikbodens im Ballsaal dauerte alleine 18 Monate. Jahre später erlernte der junge Maharadscha in den weitläufigen Gängen das Fahrradfahren.
Tagsüber gibt einem die gehisste Flagge am Eingangstor Auskunft, ob der Maharadscha zugegen ist,
Nachts leuchtet ein orangenes Licht im Turm. Dieser sollte ursprünglich als Uhrturm fungieren, doch wurde der Plan schnell verworfen, da das monotone Ticken die königliche Familie gestört hätte.
Der rechte Gebäudeflügel war ausschließlich den Damen vorbehalten mit Ausnahme des Maharadscha, der in den Harem durfte.
Im Außenbereich finden gerade Dreharbeiten statt, die die Front mit dem Eingangsbereich als historische Kulisse nutzen.
Dabei stürzt eine Dame mit ihrem Fahrrad, als drei Autos an ihr vorbei fahren.
Im letzten Wagen sitzt der Hauptdarsteller, der nach dem Sturz helfend herbei eilt. Nachdem die Dame ein halbes Dutzend Mal aus dem Sattel gesprungen ist wird das ganze langweilig und wir schauen uns den Rest des Palastes an, in dem das Photographieren eigentlich untersagt ist.
Kulinarische Grenzen
Die kulinarische Grenze South India zu North India ist überschritten. Nicht nur die frittierten Snacks,
Pajoorie
Pakora
von denen viele im Weißbrotbrötchen serviert werden, auch die Thalis schmecken hier im Nordwesten ganz anders. Die leichten, hauptsächlich auf Reis, Gemüse und Kokosnuss basierenden Gerichte des Südens werden nun durch schärfere, ölige abgelöst, bei denen Gemüse und Reis einen verschwindend geringen Anteil auf dem Metalltablett einnehmen.
Punjabi Thali
Gujarati Thali
Stattdessen gibt es Teigfladen, die Chapatis, und Saucen mit Kichererbsen, Kartoffeln oder Spinat.
Da hier weniger Reis angebaut wird, kommen zum Frühstück auch selten Idlis und Dhosas, die auf Reismehl basieren, auf den Tisch. Anstelle dessen essen wir nun Chole Bhature
oder Poori Bhaji
und zwischendurch herzhafte Kugeln mit Sesam, Ingwer, Koriander und Nüssen.
Auch preislich merken wir den Unterschied, bezahlen wir nun schon oft den doppelten Preis.
Good Bye Mumbai
Morgenstund hat Gold im Mund und so wecken wir den Portier der Heilsarmee noch vor Einbruch der Dämmerung um den ersten Bus zum Bahnhof Church Gate zu nehmen.
Von dort fahren wir zuerst einige Stationen zur Central Station, wo bereits der morgendliche Betrieb begonnen hat
und steigen in den “Express” Zug ein.
Auf den knapp 400 Kilometern wechselt während der knapp 9 Stunden Fahrt die Vegetation vom Marschland zu Dürrelandschaft, Flüssen und Dickicht.
Die Fahrt geht auch durch das Salzabbaugebiet in dem Gandhi 1930 seinen langen Marsch für die Unabhängigkeit machte.
Unser Ziel ist Vadodara, eine Universitätsstadt mit 2 Millionen Einwohnern. Da die Sterne für eine gelungene Vermählung augenscheinlich gut stehen, ist es schwer eine Unterkunft zu finden, doch nach etlichen Hotels und Verhandlung finden wir uns in einem sauberen, modern eingerichteten Zimmer wieder. Auf unserem Stadtrundgang
entdecken wir nicht nur Märkte
mit einem Wollshop,
die Gebäude der Stadtverwaltung,
sondern auch eine am Vortag offiziell eingeweihte öffentliche Toilette
und den überdimensionierte Busbahnhof mit integriertem Shopping Complex.