
Zutaten fürs perfekte Thali
Zwei Kohleherde mit ventilatorbetriebener Hitzeregulierung,
einen Kellner,
einen Tellerwäscher,
einen Chapati Bäcker
und einen Koch,
der diese nebenbei vor- und über Kohle nachbackt.
Das Endergebnis ist ein extrem leckeres Essen, nach dem man mit Chapatis, Gemüse und Reis gesättigt einfach nur noch dankbar ist.
Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen. Alexandre Dumas
Im Jahre 1568 gründete Maharana Udai Singh II. nach dem Verlust von Chittorgarh die neue Hauptstadt von Mewar. 260 Jahre später fand der erste politische Agent der East India Company dass Udaipur das „romantischste Fleckchen Erde auf dem indischen Subkontinent“ sei. Umringt vom Aravalligebirge und dem Pichola See zu seinen Füßen erstrahlt der City Palace
zwischen tausenden von schmalen bemalten Häusern
in unzähligen engen, verwinkelten Gassen.
Mit einer Länge von 244 m und 30,4 m Höhe ist der marmorne Stadtpalast
mit seinen vielen Balkonen, Türmen,
Kuppeln
und Dachgärten der größte Rajasthans. Mit dem ersten Schritt durch eines der Tore
betritt man sogleich eine Fantasiewelt,
voller Geschichten einstigen Reichtums und Liebschaften, aber auch bitteren Kämpfen und Tragödien der Rajputen.
Eine Legende besagt, dass sich eine Prinzessin mit einem Gifttrank das Leben nahm, um ihre Heimat zu schützen, da zwei Fürsten aus Jaipur und Jodhpur um ihre Hand anhielten und drohten, Mewar anzugreifen, wenn sie ihre Anträge ablehnte.
Keiner der Räume scheint wie der andere zu sein. Wunderschöne Wandmalereien in kräftigen Farben
wechseln sich mit ganz verspiegelten
oder gefliesten ab.
Über unzählige Treppen geht es immer höher zu einem Garten mit Schwimmbecken, umsäumt von verzierten Säulen.
Ein weiterer Innenhof besticht durch seine Pfauenmosaike, die traumhaft in der Sonne glitzern.
Die filigran geschnitzten Gitter (jali), die zwar den Blick nach aussen, aber nicht nach innen ermöglichen, finden sich nicht nur in den Frauengemächern.
Im Stadtpalast befindet sich zudem noch eine große, abwechslungsreiche Sammlung von Miniaturen, Gemälden, Stoffen und Silberarbeiten sowie der Nickelbrille, die Ben Kingsley bei den Dreharbeiten zu “Gandhi” trug.
Zudem haben wir die Gelegenheit bei den laufenden Festvorbereitungen für eine Hochzeit etwas hinter die Kulissen zu schauen.
Nachdem wir beim Einstudieren der Choreografie der Tänzerinnen ein Weilchen zugesehen haben entscheiden wir uns für eine traditionelle Aufführung am Abend. Von den klassischen Instrumenten untermalt erleben wir eine wirbelnde Farbexplosion der Volkstänze nach der anderen. Beim Chari Tanz balancieren die Frauen “Feuertöpfe” auf ihren Köpfen, während sie sich fließend zur Musik bewegen.
Dreizehn kleine Messingscheiben (Manjeeras) an Handgelenken, Ellbogen, Hüften und Armen tragen die Tänzerinnen beim Terah-Taali. Neun weitere sind fest auf dem rechten Bein, sieben zwischen Knie und Knöchel, eine auf dem Spann und eine auf dem großen Zeh befestigt. Mit ihren Händen halten sie Gegenstücke und erzeugen synchron mit den anderen Frauen eine Melodie, während sie im Mund einen Dolch tragen.
Drei der Mädchen führen uns einen Kathak auf, bei dem sie mit Glöckchen an den Füßen musizieren und scheinbar ganz nebenbei noch Pirouetten drehen.
Einer der Höhepunkte ist der Bhavai, bei der die erfahrene Tänzerin letztendlich 10 irdene Tontöpfe auf dem Kopf ausbalanciert und dabei noch barfuß auf Glasscherben sowie auf dem Rand eines Messingtabletts im Kreis tanzt.
Der Ghoomar wird von verschleierten Inderinnen in prachtvoll bestickten Gewändern aufgeführt. Die Musik wird dabei so rasant, dass sich die Frauen so schnell drehen, dass die Farben in unseren Köpfen zu einem Feuerwerk zu werden scheinen.
Etwas ruhiger geht es beim Kathputli, der Darbietung mit Holzmarionetten vor. Die Fäden nur um die Finger gewickelt entführt uns der Meister zurück in unsere Kindheit.
Am Pichola See liegt das Lal Ghat,
welches auch heute noch zum Waschen genutzt wird,
wenn das Gewässer im Sommer nicht komplett ausgetrocknet ist. Von hier lassen sich die zwei Inseln Jagmandir
und Jagniwas erblicken,
die heute gut zahlende Gäste beherbergen. In letzterem wurde der James Bond Streifen Octopussy gedreht. Auch andere Filme, wie zum Beispiel “The Best Exotic Marigold Hotel” nutzen die einzigartige Kulisse,
obgleich diese uns ohne lärmende und qualmende Fahrzeuge noch besser gefallen würde.
Zur Einkehr kann man in einem der Hindu Tempel kommen, wie zum Beispiel im Jagdish-Tempel
Kein Bild, kein Ton, wir kommen schon
Der ein oder andere wird es bemerkt haben: am Nachmittag des 9. Februar fiel der Server aus, auf dem unser Blog liegt, sodass dieser für knapp 3 Tage nicht erreichbar war. Laut dem Anbieter bplaced wurden die betroffenen Komponenten ausgetauscht und auch der Hersteller gewechselt. Wir hoffen, dass alle unsere Reiseeinträge wieder hergestellt worden und wir nun wieder wie gewohnt 24/7 für Euch erreichbar sind.
Freiluftwerkstatt
Wie so vieles anderes findet auch die Autoreperatur unter freiem Himmel statt. Auch wenn die Umgebung etwas staubiger ist hält das den indischen Lackierer nicht von seiner Arbeit ab. Erst wird gespachtelt,
als Ablage muß die Haube eines Altautos herhalten
und anschließend kommt der neue Lack drauf.
Einige Autos scheinen hier für immer gestrandet zu sein. Kommt jemandem die Form von diesem Hindustan bekannt vor? Es ist der Nachbau eines englischen Vauxhalls, der wiederum auf den Opel Rekord aus den 70ern basiert.
Auch für den Käfer, den ersten, den wir in Indien sehen, wird mehr als nur Spachtelmasse und frische Farbe notwendig sein, damit er wieder läuft und läuft und läuft.
Ahmedabad
Die heutige 5,5 Millionenstadt Ahmedabad wurde 1411 durch den Sultan Ahmed Shah von Gujarat dort gegründet, wo er laut Legende gesehen hatte, wie ein Hase einen Hund jagte.
Die Stadt bietet viele bemerkenswerte Gebäude,
einen schönen Park
und eine quirlige Altstadt,
die aus einem faszinierenden Labyrinth aus Märkten besteht,
auf denen es nicht nur abends von Waren, Menschen und Essenständen wimmelt.
Leider sind die Sehenswürdigkeiten über die gesamte Stadt verteilt und dabei auch so sehr versteckt und integriert,
dass es uns schwer fällt viele davon zu besichtigen. Stattdessen lassen wir uns ganz in die Altstadt versinken, wo wir uns direkt am riesigen Manek Chowk Markt und dem Bhadra-Fort,
welches unmittelbar nach der Gründung erbaut wurde, ein Zimmer nehmen. Früher war dieser Stadtteil von einer 10 km langen Mauer umgeben, doch heute zeugen davon nur noch die 15 eindrucksvollen Tore.
Fünf mal am Tag rufen die unzähligen Muezzin im Kanon zum Gebet und auch die Hinduisten machen durch Trommelklänge auf sich aufmerksam.
Morgens reihen sich die ärmsten der Armen vor den heiligen Stätten und hoffen auf milde Gaben, die es dieses mal vor dem Kali Tempel in Form von Keksen gibt, die ein Inder an die Bedürftigen verteilt.
Auf unseren Spaziergängen kommen wir an einer Großküche vorbei, in der in großen Töpfen das duftende Reisgericht Biriyani zubereitet wird.
An einer der stark befahrenen Hauptstraßen werden wir von einem Mann zu seinem Stand geführt,
der das alte Kunstwerk des Schilderbemalens am Leben erhält. Rechts auf dem Bild hat er sich selber verewigt.
Nur wenige Meter daneben führt eine Gasse entlang, in der Kuhdung zum Befeuern des Herdes getrocknet wird
und sich die älteren Damen eine Pause gönnen.
Die Rani-Sipri-Moschee von 1514 ist mit ihren filigranen Verzierungen ein Juwel und wird auch heute noch als Gotteshaus genutzt.
Kaum überqueren wir den Fluss Sabarmati sind wir von hohen Gebäuden und schattenwerfenden Bäumen umringt.
Doch auch hier wird auf eine gute Rasur geachtet.
Sowieso wird in dem einstigen Textilzentrums, dem „Manchester des Ostens“, augenscheinlich immer noch viel wert auf die Kleidung gelegt. Neben dem riesigen Angebot auf den Märkten reiht sich in den Straßen ein Herrenbekleider an den anderen.
Indien – heute und gestern
21 Jahre sind eine lange Zeit, wenn man es sich an der deutschen Infrastruktur oder der Entwicklung in der Telekommunikation bewusst macht.
So hat sich auch hier in Indien einiges getan, was in meiner Erinnerung früher anders war. Indien ist modern geworden und so hat jung und alt stets sein Handy griffbereit und nutzt es auch während des Essens, Schweißens und allen sonstigen Lebenslagen. Das Land wird überwiegend durch Energiesparlampen erleuchtet. Frauen fahren Roller und auch das Autofahren ist kein Privileg der Männer mehr. Desöfteren sehe ich Schilder mit Hilfsorganisationen, an die sich Frauen heute im Notfall wenden können
und sogar im Fernsehen sahen wir eine Aufklärungskampagne gegen familiäre Gewalt.
Große Shopping Complexe laden zum Verweilen und Bestaunen ein, wenn man der Sonne und dem Straßentreiben mal entfliehen möchte.
Gab es früher hauptsächlich Tuk-Tuks, Mopeds und Busse, so hat die Anzahl der Privatfahrzeuge stark zugenommen. Nur die gute “alte” Enfield wurde dabei durch ausländische Motorräder (z. B. Honda) stark vom Markt verdrängt.
Lasten werden in engen Marktgassen zwar noch auf dem Kopf balanciert, aber im Alltagsbild ist es nicht mehr wie einst präsent. Auch sehe ich kaum noch Lastenträger auf den Bahnhöfen, mit denen man sich damals um das Tragen des eigenen Rucksacks stritt.
Die gemalte Werbung und auch die Kinoplakate sind modernen Schildern gewichen.
Nur auf den Mauern scheint der Beruf weiter ausgeübt zu werden. Stand dort oft der Hinweis “Do not urinate” wird dieser scheinbar nur noch in den Großstädten benötigt.
Generell wird auch weniger gespuckt und Betelnuß gekaut. Auch das Rauchen von Zigaretten und Bidis in der Öffentlichkeit hat stark abgenommen.
Rar machen sich die mobilen Schuhputzer, aber vielleicht ändert sich das ja noch in den Gegenden, in denen man eher festes Schuhwerk anstelle von Flip-Flops trägt. Auch das Lesen aus der Hand ist nicht mehr ganz so in Mode. Dafür hat Pampers Indien erobert und lässt kaum einen Babypopo unverhüllt.
Wahrscheinlich sollte ich den Teufel nicht herauf beschwören, aber vorenthalten möchte ich es dem interessierten Leser auch nicht: Bislang wurden wir noch kein einziges mal um Bakshish zur Kasse gebeten. Selbst das Betteln erleben wir nicht mehr täglich.
Ich meine, dass es nicht mehr die zahlreichen “Tea Houses” gibt, in denen die Männer teeschlürfend, zeitungslesend oder auch spielend die heißen Stunden des Tages an sich vorüberziehen ließen. Vielleicht ist durch das Computerzeitalter alles etwas schnelllebiger geworden und für Müßiggang keine Zeit mehr vorhanden. Es töpfert schließlich leider auch wirklich gar keiner mehr die kleinen Teeschalen, die von den fliegenden Händlern in den Zügen als umweltfreundliches Einweggeschirr benutzt wurden.
Geblieben ist dafür das bezaubernde Lächeln der Frauen und Kinder,
die bunten Sarees sowie Kurtas und Sarongs. Die Menschen sind zuvorkommend, freundlich und interessiert.
Wenn es heute auch um einiges einfacher ist ein Ticket für einen Nachtzug zu erstehen, so frage ich mich, ob ich nicht eventuell schon mal mit genau dem Sleeper gereist bin.
Was sich leider nur schleppend verbessert hat ist die Müllentsorgung, doch dafür muss sich unter anderem auch das Bewusstsein der einzelnen ändern und das braucht seine Zeit.
Was bleibt mir abschließend noch zu sagen? Das Essen ist nach wie vor das leckerste auf der Welt.