Im Jahre 1568 gründete Maharana Udai Singh II. nach dem Verlust von Chittorgarh die neue Hauptstadt von Mewar. 260 Jahre später fand der erste politische Agent der East India Company dass Udaipur das „romantischste Fleckchen Erde auf dem indischen Subkontinent“ sei. Umringt vom Aravalligebirge und dem Pichola See zu seinen Füßen erstrahlt der City Palace
zwischen tausenden von schmalen bemalten Häusern
in unzähligen engen, verwinkelten Gassen.
Mit einer Länge von 244 m und 30,4 m Höhe ist der marmorne Stadtpalast
mit seinen vielen Balkonen, Türmen,
Kuppeln
und Dachgärten der größte Rajasthans. Mit dem ersten Schritt durch eines der Tore
betritt man sogleich eine Fantasiewelt,
voller Geschichten einstigen Reichtums und Liebschaften, aber auch bitteren Kämpfen und Tragödien der Rajputen.
Eine Legende besagt, dass sich eine Prinzessin mit einem Gifttrank das Leben nahm, um ihre Heimat zu schützen, da zwei Fürsten aus Jaipur und Jodhpur um ihre Hand anhielten und drohten, Mewar anzugreifen, wenn sie ihre Anträge ablehnte.
Keiner der Räume scheint wie der andere zu sein. Wunderschöne Wandmalereien in kräftigen Farben
wechseln sich mit ganz verspiegelten
oder gefliesten ab.
Über unzählige Treppen geht es immer höher zu einem Garten mit Schwimmbecken, umsäumt von verzierten Säulen.
Ein weiterer Innenhof besticht durch seine Pfauenmosaike, die traumhaft in der Sonne glitzern.
Die filigran geschnitzten Gitter (jali), die zwar den Blick nach aussen, aber nicht nach innen ermöglichen, finden sich nicht nur in den Frauengemächern.
Im Stadtpalast befindet sich zudem noch eine große, abwechslungsreiche Sammlung von Miniaturen, Gemälden, Stoffen und Silberarbeiten sowie der Nickelbrille, die Ben Kingsley bei den Dreharbeiten zu “Gandhi” trug.
Zudem haben wir die Gelegenheit bei den laufenden Festvorbereitungen für eine Hochzeit etwas hinter die Kulissen zu schauen.
Nachdem wir beim Einstudieren der Choreografie der Tänzerinnen ein Weilchen zugesehen haben entscheiden wir uns für eine traditionelle Aufführung am Abend. Von den klassischen Instrumenten untermalt erleben wir eine wirbelnde Farbexplosion der Volkstänze nach der anderen. Beim Chari Tanz balancieren die Frauen “Feuertöpfe” auf ihren Köpfen, während sie sich fließend zur Musik bewegen.
Dreizehn kleine Messingscheiben (Manjeeras) an Handgelenken, Ellbogen, Hüften und Armen tragen die Tänzerinnen beim Terah-Taali. Neun weitere sind fest auf dem rechten Bein, sieben zwischen Knie und Knöchel, eine auf dem Spann und eine auf dem großen Zeh befestigt. Mit ihren Händen halten sie Gegenstücke und erzeugen synchron mit den anderen Frauen eine Melodie, während sie im Mund einen Dolch tragen.
Drei der Mädchen führen uns einen Kathak auf, bei dem sie mit Glöckchen an den Füßen musizieren und scheinbar ganz nebenbei noch Pirouetten drehen.
Einer der Höhepunkte ist der Bhavai, bei der die erfahrene Tänzerin letztendlich 10 irdene Tontöpfe auf dem Kopf ausbalanciert und dabei noch barfuß auf Glasscherben sowie auf dem Rand eines Messingtabletts im Kreis tanzt.
Der Ghoomar wird von verschleierten Inderinnen in prachtvoll bestickten Gewändern aufgeführt. Die Musik wird dabei so rasant, dass sich die Frauen so schnell drehen, dass die Farben in unseren Köpfen zu einem Feuerwerk zu werden scheinen.
Etwas ruhiger geht es beim Kathputli, der Darbietung mit Holzmarionetten vor. Die Fäden nur um die Finger gewickelt entführt uns der Meister zurück in unsere Kindheit.
Am Pichola See liegt das Lal Ghat,
welches auch heute noch zum Waschen genutzt wird,
wenn das Gewässer im Sommer nicht komplett ausgetrocknet ist. Von hier lassen sich die zwei Inseln Jagmandir
und Jagniwas erblicken,
die heute gut zahlende Gäste beherbergen. In letzterem wurde der James Bond Streifen Octopussy gedreht. Auch andere Filme, wie zum Beispiel “The Best Exotic Marigold Hotel” nutzen die einzigartige Kulisse,
obgleich diese uns ohne lärmende und qualmende Fahrzeuge noch besser gefallen würde.
Zur Einkehr kann man in einem der Hindu Tempel kommen, wie zum Beispiel im Jagdish-Tempel