Fort Amber

Fort_Amber_00_750x499
Amber ist die ehemalige Hauptstadt des Staates Jaipur und wurde von den Kachh­wa­ha-Rajputen errichtet, die aus Gwalior im heutigen Madhya Pradesh kamen.
Fort_Amber_01_750x499
Sie herrschten dort mehr als acht Jahrhunderte. Durch Kriege erbeutete Waren verschafften ihnen die Mittel für den Bau des Palasts in Amber. Den Startschuss gab Maharadscha Man Singh, der raj­putische Befehlshaber von Akbars Armee, 1592. Das Fort wurde später erweitert und von den Jai Singhs vollendet, bevor sie nach Jaipur umsiedelten.
Fort_Amber_07_750x499
Das Fort Amber war, wie bei den Rajputen üblich, auch gleichzeitig der Königspalast, was den eher herrschaftlichen Aufbau erklärt.
Fort_Amber_04_750x499

Fort_Amber_02_750x499

Fort_Amber_10_750x499
Amber ist eine der Hauptattraktionen in Jaipur und es herrscht reger Andrang. Viele Besucher lassen sich mit einem Elefanten vom Ort ins Fort herauftragen. Zieht man wie wir den Fußmarsch vor, muß man manchmal schon etwas Acht geben, denn wenn einer der Elefanten mal etwas heftiger aus der Rüsselnase ausatmet gibt es eine unfreiwillige Dusche.
Fort_Amber_03_750x499
Amber ist in vier Bereiche (Eingangs-, Audienz-, Familien- und Frauenbereich) unterteilt, die alle einen eigenen Innenhof haben.
Fort_Amber_05_750x499
Die Anlage und der kleine See davor sind so gestaltet, dass es im Inneren in den heißen Sommermonaten kühl bleibt.
Fort_Amber_06_750x499
Eins der Gebäude im Innenhof des Familienbereichs verfügte sogar über einen kleinen Wasserkanal zur Klimatisierung.
Fort_Amber_08_750x499
Über dem Fort Amber ragt auf dem Adlerberg das Fort Jaigarh empor.
Fort_Amber_09_750x499
Dieses wurde nur zu Verteidigungszwecken erbaut und ist nicht so prachtvoll wie die Forts, die auch als Palast dienten. Dafür haben es die Feinde nie geschafft, diese Festung einzunehmen. Innerhalb der Mauern gibt es große Paradeplätze, Gärten und Teiche.
Fort_Jaigarh_13_750x499
Von den weitläufigen Anlagen haben wir einen herrlichen Ausblick über die Landschaft und das zu unseren Füßen liegende Amber.
Fort_Amber_Jaigarh_Tunnel_12_750x499
Beide Forts sind durch einen Fluchttunnel verbunden, so dass die Königsfamilie im Verteidigungsfall vom Palast in das höher gelegene Fort Jaigarh fliehen konnte, ohne von den Feinden gesehen zu werden.
Fort_Amber_Jaigarh_Tunnel_11_750x499
Im Fort Jaigarh befindet sich die größte jemals gebaute Kanone auf Rädern. Das Geschütz wiegt 50 Tonnen und kann eine 50 Kilogramm schwere Kanonenkugel bis zu 35 Kilometer weit feuern. Dazu werden 100 Kilogramm Schwarzpulver benötigt. Zum Glück kam sie nie zum Kriegseinsatz und wurde nur ein Mal abgefeuert.
Fort_Jaigarh_14_750x499

Amber Fort, Jaipur, Rajasthan, India

Jaipur

Zurück aus der Wüste in das indische Verkehrschaos. Doch vorerst müssen wir die 650 Kilometer zwischen Khuri und Jaipur in Angriff nehmen. Da das Holi Festival bevor steht sind die Züge komplett ausgebucht, denn halb Indien ist unterwegs zum Familienbesuch. Also weichen wir auf einen der zahlreichen Nachtbusse aus. Diese Busvariante hat über den normalen Sitzplätzen noch einmal Liegeplätze.
Nachtbus_Jaipur_1_750x499
Unsere anfängliche Begeisterung über die Privatsphäre, die wir in dem mit Glasscheiben vom Rest des Busses abgetrennten Abteil haben, legt sich, als die Fahrt los geht. Die Höhe des Busses zusammen mit dem Platz ganz hinten
Nachtbus_Jaipur_2_750x499
und den indischen Straßenverhältnissen sorgen für ein Schaukeln und Hoppeln, das uns gleich wieder an den Kamelritt erinnert. Der Bus ist proppevoll, in einigen Abteilen, die nur halb so groß wie unseres sind, sitzen vier Inder mit Kindern. Sogar auf dem Dach reisen die Leute mit, was wir bis jetzt noch nicht gesehen haben und das bei den kalten Nachttemperaturen. Irgendwann werden wir in den Schlaf geschüttelt und fühlen uns am nächsten Morgen, nach 13-stündiger Fahrt, im wahrsten Sinne des Wortes wie gerädert.
Jaipur_Science_and_Technology_Center_750x499
Jaipur ist nach dem bedeutenden Krieger, Astronomen und Mathematiker Jai Singh II. (1688–1744) benannt, der im Alter von elf Jahren in Amber an die Macht kam. Aufgrund von Wassermangel und einer stetig wachsenden Einwohnerzahl veranlasste er 1727 den Bau von Jaipur. Nach nur etwa vier Jahren waren bereits die großen Paläste und die Straßen nach der Wissenschaft der indischen Architektur (Shilpa Shastra) erbaut und angelegt. Riesige Festungsmauern umgeben die Stadt, die aus neun gleich großen Blöcken mit quadratischem Grundriss besteht. Auf zweien befinden sich die staatlichen Gebäude und Paläste, die verbleibenden sieben bevölkert die Öffentlichkeit. Durch sieben mächtige Tore kann man in das bunte Treiben der unzähligen Basare der “Pink City” eintauchen.
Jaipur_Tor_1_750x499
Rosa ist traditionell die Farbe der Gastfreundschaft und so ließ im Jahre 1876 der Maharadscha Ram Singh anlässlich eines Besuchs des Prinzen von Wales (der spätere König Eduard VII.) die ganze Stadt rosa anstreichen. Heute sind die Bewohner der Altstadt gesetzlich verpflichtet, die Fassaden in ihrer Ursprungsfarbe zu erhalten. Nach wie vor sind in diesem Stadtteil den einzelnen Gewerben bestimmte Viertel zugeordnet. Wir laufen an unzähligen Läden vorbei, die alle Stoffe und Saris verkaufen.
Sarees_Jaipur_1_750x499
Es ist, als ob wir durch einen nie enden wollenden bunten Kleiderschrank gehen.
Shop_Jaipur_5_750x499
Passend dazu gibt es in der darauf folgenden Straße die Schuhhändler,
Schuhe_Jaipur_1_750x499
anschließend Schmuck
Schmuck_Jaipur_750x499
und jede Menge Armreifen.
Armreifen_Jaipur_4_750x499

Armreifen_Jaipur_2_750x499

Armreifen_Jaipur_5_750x499
Vor einem kleinen Geschäft können wir sogar zuschauen, wie diese von Mutter, Vater und Sohn aus lac (Harz) manuell hergestellt werden.
Armreifen_Jaipur_1_750x499
Die gesamte Altstadt ist voller kleiner Läden, dessen Vielfalt unglaublich ist, denn für alles gibt es eigene Läden.
Jaggery_Jaipur_1_750x499
Kokoszucker
Drachen_Jaipur_1_750x499
Drachen
Muehle_Jaipur_1_750x499
Mehl
Shop_Jaipur_1_750x499
Metallgegenstände
Curd_Jaipur_750x499
Joghurt
Shop_Jaipur_4_750x499
Zeremonieutensilien
Shop_Jaipur_2_750x499
Handwerksmaterial
Henna kann man in unterschiedlichen Verpackungseinheiten erwerben
Henna_Jaipur_1_750x499
oder sich gleich vor Ort die Hände für besondere Anlässe verzieren lassen.
Henna_Jaipur_2_750x499

Henna_Jaipur_3_750x499
Für den ganz besonderen Tag im Leben kann man(n) sich hier einen der wunderschönen Anzüge ausleihen.
Hochzeitsanzug_Verleih_Jaipur_750x499
Von den großen Straßen zweigen nochmals unzählige Gassen hinein ins Labyrinth.
Basar_Jaipur_1_750x499
Einige Läden sind so schmal, dass man sie nur betreten kann, wenn die vorherigen Kunden ihre Einkäufe erledigt haben.
schmaler_Laden_Jaipur_750x499
Nein, dass Photo ist nicht gespiegelt, die beiden Shops sehen fast identisch aus. :)
Wer keine Ladenzeile hat, der verkauft seine Ware einfach davor.
Chili_Jaipur_750x499

Basar_Jaipur_2_750x499
Den Marmorbildhauern schauen wir nur kurz bei der Arbeit über die Schulter, dann machen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staub.
Marmorsteinmetz_Jaipur_1_750x499

Marmorsteinmetz_Jaipur_2_750x499
Das leidenschaftliche Hobby des Stadtgründers Jai Singh II. war die Astrologie. Im Laufe seines Lebens hat er fünf Observatorien gebaut. Die größte und besterhaltene Sternwarte steht in Jaipur direkt neben dem Stadtpalast.
Observatorium_5_Jaipur_750x499
Sie umfaßt 18 Instrumente, die größtenteils von Jai Singh II. selbst entworfen wurden,
Observatorium_3_Jaipur_750x499
darunter eine 27 Meter hohe Sonnenuhr.
Observatorium_1_Jaipur_750x499
Zu seinen Beratern gehörte neben seinen Lehrern auch seine Mutter. Neben der Zeit lassen sich mit den Instrumenten die Position und Bewegung der Sterne und Planeten bestimmen. Auch Vorhersagen über die Intensität des Monsuns sollen möglich sein.
Observatorium_2_Jaipur_750x499
Jantar Mantar, was übersetzt aus dem Sanskrit “Magisches Gerät” bedeutet, ist nicht nur das größte Observatorium Jai Singhs II., sondern auch das größte seiner Art weltweit. Durch die immer größeren Skalen wird die Winkelmessung präzisiert.
Observatorium_4_Jaipur_750x499
Doch in der Folgezeit setzten sich Feinmechanik und Ferngläser durch, wodurch solch große Anlagen überflüssig wurden.

Gleich neben dem Observatorium befindet sich der Jantar Mahal, der Palast der Winde.
Palast_der_Winde_Jaipur_750x499
Der Name beruht auf die ständige Luftzirkulation in seinem Inneren, die durch die 953 kunstvoll gestalteten und vergitterten Fenster entsteht. Die vielen Fenster erklären den einstigen und einzigen Zweck des Gebäudes, denn hinter ihnen konnten die Haremsdamen die Festumzüge zu Ehren des Herrschers beobachten ohne selber gesehen zu werden.
Palast_der_Winde_2_Jaipur_750x499
Straßenseitig ist der 1799 erbaute Palast fünf Stockwerke hoch, doch von der Rückseite her wirkt er eher wie eine Fassade, denn das Gebäude wird nach oben hin immer schmaler und hat nur eine Tiefe von fünf bis acht Metern.
Palast_der_Winde_3_Jaipur_750x499

Palast_der_Winde_5_Jaipur_750x499

Fort_Nahargarh_1_Jaipur_750x499
Über der Altstadt wacht das Fort Nahargarh, das der Rückzugspunkt der Herrscher Jaipurs war. Die Mauern ziehen sich durch die umliegenden Hügel und bilden gemeinsam mit den Forts Amber und Jaigarh einen Verteidigungsring für die Stadt.
Fort_Nahargarh_3_Jaipur_750x499
Das Fort dient nur der Verteidigung und ist daher schlicht gehalten.
Fort_Nahargarh_4_Jaipur_750x499
Ein kleiner Palastbau hätte der Königsfamilie im Notfall als Unterkunft gedient. Doch dazu ist es nie gekommen, da die Rajputen zu der Zeit gute Beziehungen zu ihren Nachbarn und deren Herrschern pflegten. Von dem Fort haben wir einen hervorragenden Überblick über die Stadt, die sich in der Ebene unter dem Festungshügel ausbreitet.
Fort_Nahargarh_2_Jaipur_750x499
In den letzten Jahrzehnten erlebte die Hauptstadt Rajasthans einen wahren Bevölkerungsboom. So hat sich die Einwohnerzahl in den Jahren 1951 bis 2011 von 300.000 auf über 3 Millionen verzehnfacht. Zwischenzeitlich lagen die Zuwachsraten regelmäßig bei 50 Prozent. Daher wird auch hier, wie in den anderen Großstädten Indiens, an einer Metro gebaut, um dem mit der Einwohnerzahl ständig steigendem Verkehr Herr zu werden. Eine der Hochbahnlinien führt direkt an unserem Guest House vorbei. Die Züge, die fast auf Augenhöhe an dem Dachgarten vorbeifahren, sind noch leer, denn zur Zeit laufen noch die Testfahrten. Der reguläre Betrieb soll am 30. März aufgenommen werden. Daher heißt es für uns noch laufen, laufen, laufen, da in Jaipur das Verhältnis Sehenswürdigkeit zu zurückgelegten Kilometern leider nicht sehr groß ist.
Iswari_Minar_Swarga_Sal_Jaipur_750x499
Krishna Tempel mit Iswari Minar Swarga Sal Minarett im Hintergrund
Jaipur_Albert_Hall_750x499
Albert Hall

Jaipur, Rajasthan, India

Maximale Ausnutzung

Eine Schippe geht noch rauf … vielleicht.
Traktor_Jaipur_1_750x499
So voll beladen sehen wir nicht nur Traktoren, sondern auch etliche Lastwagen in allen Größen. Bei manchen fragen wir uns, wie die Ladung überhaupt auf den Wagen gekommen ist. Bei vielen Mautstellen gibt es Waagen für Busse und Lastwagen und bei Überladung wird gleich an Ort und Stelle ein Bußgeld fällig.
Die einachsigen Treckeranhänger werden in kleinen Werkstätten in Handarbeit zusammen geschweißt, so wie auch viele der landwirtschaftlichen Geräte.

Kasten und Tikas

Wer an Indien denkt, denkt unweigerlich auch an das Kastensystem, zumindest bei uns sind die beiden Begriffe eng miteinander verbunden. Aber trotz allem, was wir bis jetzt in Deutschland darüber gelesen oder gehört hatten, bleibt für uns Aussenstehende die Kastenordnung unsichtbar. Was auch immer man sich darunter aus der Ferne vorstellt, das alltägliche Leben scheint ganz normal abzulaufen.

Doch auch wenn sich bereits Gandhi für die Abschaffung der Kasten einsetzte und alle Benachteiligungen durch das System mittlerweile gesetzlich verboten sind, so ist es aus dem praktischen Leben nicht völlig verschwunden.

Aber was bedeuten die Kasten überhaupt? Zunächst gibt es die vier Hauptkasten, die Varnas. Die Bezeichnung Varna stammt aus dem Sanskrit und bedeutet Klasse oder Stand aber auch Farbe.
IMG_20150228_204829
Die höchste Kaste ist die der Brahmanen, die weiteren folgen in ihrer Rangfolge.

Die Brahmanen sind traditionell die intellektuelle Elite und Priester, die die heiligen Schriften auslegen. Diese Kaste ist vergleichbar mit unserem Klerus.

Der Kaste der Kshatriyas gehören Krieger, Fürsten und höhere Beamte an und ist ähnlich unserem Adel.

Die Vaishyas sind Händler, Kaufleute, Grundbesitzer und Landwirte und entsprechen unserem Bürgertum.

Die vierte und unterste Kaste sind die Shudras, die Handwerker, Bauern und Tagelöhner.

Unter den vier Hauptkasten stehen die “Unberührbaren”, die auch als Parias oder Harijans bekannt sind.

Die Varnas werden in Jatis untergliedert, die wiederum einer bestimmten Rangordnung unterliegen. Die Jatis sind soziale und familiäre Verbindungen, Clans oder Berufsgruppen und erinnern in etwa an die mittelalterliche Ständerordnung in Europa. Es gibt ca. 3000 Jatis, deren Zugehörigkeit unter anderem an dem Nachnamen erkannt werden kann. Früher war mit dieser Zugehörigkeit eine strenge Heiratsordnung verbunden, an der auch heute noch des öfteren festgehalten wird. Der Aufstieg eines Einzelnen aus dem Jati ist nicht möglich, wohl aber der Aufstieg eines gesamten Jatis, wenn Rituale, Symbole und Lebensstil eines höheren übernommen werden.

Die Zugehörigkeit zu einer Kaste ist nicht automatisch mit arm oder reich gleichzusetzen. Die Chancen auf Wohlstand für die untersten Kasten sind natürlich am geringsten, da ihnen der Zugang zu Bildung und den entsprechenden Berufen verwehrt ist, aber die Möglichkeit besteht, so wie es auch unter den Brahmanen viele mittellose Familien gibt.

In Europa ist der Irrglaube weit verbreitet, dass die Stirnpunkte die Kastenzugehörigkeit kennzeichnen, doch dies ist nicht so. Die sogenannten Bindis und Tikas haben eine andere Bedeutung.
Bindi_02_750x499
Ein Bindi ist ein aufgemalter runder Punkt zwischen den Augenbrauen. Früher wurden die Punkte nur von verheirateten Frauen getragen, um sich und ihren Ehemann zu schützen.
Tika_Bijapur_750x499
Heute ist es Mode, den Punkt zu tragen und man sieht ihn auch bei unverheirateten Frauen, jungen Mädchen, Kindern und Männern.
Tika_Jaisalmer_750x499
Das Bindi wird auch als Schmuck getragen, der anstelle des Farbpunktes aufgeklebt wird.
Bindi_01_750x499
Für verheiratete Frauen ist er aber weiterhin obligatorisch und wird erst als Witwe abgelegt.

Das Bindi ist eine spezielle Form des Tika. So nennt man die verschiedenen Segenszeichen der Hindus, die zum Abschluss einer hinduistischen Zeremonie oder zu anderen feierlichen Anlässen mit Pulverfarbe auf die Stirn gemalt werden.
Brahmane_Jaisalmer_750x499
Ein Tika oder auch Tilaka kann ein Punkt sein oder auch ein waagerechter oder senkrechter Strich, es markiert das Energiezentrum, das “dritte Auge”, das sich an dieser Stelle befindet und beschützt es so. Da es ein Segenszeichen ist kann es von Frauen, Männern und Kindern gleichermaßen getragen werden.
Tika_Jaipur_1_750x499
Auch bei den Tikas wird es noch beliebig kompliziert, denn es gibt noch einige andere Formen und Varianten, die die Religionszugehörigkeit bzw. die verehrten Götter kennzeichnen.
Tika_Jaipur_2_750x499

Happy Holi – Das Fest der Farben

Die bekannteste Bezeichnung der Feierlichkeiten zum Frühlingsanfang ist das nordindische “Holi”. Das Fest beginnt am Abend vor dem ersten Vollmond des alten Monats Phalgun (Februar/März), was 2015 auf den 5. und 6. März fällt. Dann werden auf den Straßen Freudenfeuer entzündet, die die Dämonin Holika verbrennen, so dass das Gute über das Böse siegen kann.
Happy_Holi_Jaipur_19_750x499
Tatsächlich beginnt der Spaß sogar schon Tage vorher, denn die Märkte quellen über von Süßigkeiten
Happy_Holi_Jaisalmer_04_750x499
und Schmuck,
Happy_Holi_Jaisalmer_05_750x499
die auch schon mal direkt vor Ort hergestellt und angepasst werden.
Kopfschmuck_Jaipur_1_750x499

Kopfschmuck_Jaipur_2_750x499

Kopfschmuck_Jaisalmer_3_750x499
Überall gibt es Wasserpistolen (Pichkaris) in verschiedenen Größen
Happy_Holi_Jaipur_12_750x499
und die leuchtend bunten Holifarben (Gulal) zu kaufen.
Happy_Holi_Jaisalmer_06_750x499
Ursprünglich wurden die Farben aus heilenden Blüten, Kräutern und Wurzeln hergestellt, wie zum Beispiel Kurkuma, Neem und Kumkum, die auch gleich Erkältungen den Garaus machen. Heute findet man leider nur noch die synthetisch hergestellten Pulver in den größeren Städten.
Happy_Holi_Jaipur_01_750x499
Je nach Region dauert das Fest zwischen zwei bis zehn Tagen und hat unterschiedliche Rituale und Bedeutungen, doch allen gemein ist, dass ausgelassen gefeiert wird und man nur schwer ohne Farbtupfer dabei weg kommt.
Happy_Holi_Jaipur_10_750x499

Happy_Holi_Jaipur_03_750x499
In den Tempeln werden Segenswünsche überbracht und zu Trommeln und Flöten getanzt, während es gesegnete Farben
Happy_Holi_Jaipur_02_750x499
und Blüten regnet.
Happy_Holi_Jaipur_09_750x499
Männer schlagen gegenseitig mit Holzstöcken im Takt und bewegen sich dabei rhythmisch im Kreis.
Happy_Holi_Jaipur_08_750x499

Happy_Holi_Jaipur_07_750x499
Es werden Essen und Getränke gereicht, zusammen gegessen, sich gegenseitig Farbe im Gesicht verteilt,
Happy_Holi_Jaipur_13_750x499
umarmt und “Happy Holi” gewünscht,
Happy_Holi_Jaipur_15_750x499
bevor man zu seiner Familie und seinen Freunden fährt, um diese zu beschenken.
Happy_Holi_Jaipur_16_750x499

Ein wichtiger Aspekt ist das Begraben alter Streitigkeiten und die Versöhnung zum Frühlingsanfang. Das Fest hebt auch alle Unterschiede zwischen alt und jung, arm und reich, Religionen, Kasten und den sozialen Gruppen auf, denn mit der Farbschicht auf Gesicht und Kleidung lässt sich kaum noch jemand wiedererkennen und alle werden gleich.
Happy_Holi_Jaipur_17_750x499

Happy_Holi_Jaipur_11_750x499
Kulturelle Vielfalt, Freude, gegenseitiger Respekt und Toleranz machen Holi zu etwas ganz besonderem.
Happy_Holi_Jaipur_18_750x499

Happy_Holi_Jaipur_14_750x499

Nordindisches Thali

Ein nordindisches Thali besteht hauptsächlich aus Dhal (Linsenbrei), 2 oder mehr Gemüsegerichten (Sabjī), Pickles, rohen Zwiebelscheiben, Chapatis, Reis und einem Pappadom (krosser dünner Fladen aus Linsenmehl). Manchmal wird auch Joghurt dazu gereicht.
Thali_Jaisalmer_750x499
Für eine Person erscheint der Kochaufwand recht hoch, aber für alle diejenigen, die zum indischen Essen Freunde oder Familie einladen möchten, haben wir für Euch die Rezepte zu unserem Thali in Jaisalmer zusammengestellt, die man größtenteils wunderbar vorkochen kann.

Chana Masala (Kichererbsen Curry)
Zutaten:
1 Tasse Kichererbsen
1 Beutel schwarzen Tee
1/2 TL Salz

1 mittelgroße fein gehackte Zwiebel
1 mittelgroße fein gehackte Tomate
2 bis 3 kleine Knoblauchzehen zerdrückt mit
1 cm Ingwer
1/4 TL Kurkuma Pulver
1/2 TL Chili Pulver
1/4 TL Garam Masala Pulver
3/4 bis 1 TL Mango Pulver
2 bis 3 zerkleinerte grüne Chilis
1 bis 1 1/4 Tassen Wasser
1 1/2 bis 2 EL Öl
Salz (nach Geschmack)

Gewürzmischung Chole Masala:
2 schwarze Kardamonsamen
1 Stück Zimt (Rinde)
3 bis 4 Pfefferkörner
2 Nelken
1 Lorbeerblatt
1/4 TL Königskümmel (Ajowan)
1 TL Kreuzkümmelsamen
1 TL Koriandersamen
1 TL Fenchelsamen
1/2 TL getrocknete Granatapfelsamen
1 bis 2 getrocknete rote Chilis
Zubereitung:
1. Kichererbsen spülen und über Nacht in reichlich Wasser einweichen
2. Tags darauf die eingeweichten Kichererbsen noch mal spülen.
3. Um die dunkle Farbe zu erhalten werden traditionell 3 bis 4 getrocknete Amlas verwendet. Wer dies nicht daheim hat, kocht die Kichererbsen stattdessen mit einen Beutel schwarzen Tee und etwas Salz. Damit sie schneller weich werden füge ich Kaiser Natron zum Kochwasser hinzu. Die Kichererbsen sind durch, sobald sie mit der Gabel zerdrückt werden können.
4. Röste derweilen in einer Pfanne bei kleiner Flamme die Gewürze für das Chole Masala. Rühre dabei unentwegt, bis sie braun sind und duften. Sobald sie abgekühlt sind in einer Kaffeemühle oder Mörser fein mahlen.
5. Entferne den Teebeutel von den Kichererbsen.
6. Erhitze das Öl in einer Pfanne und füge die Ingwer-Knoblauch-Paste hinzu. Sobald diese nicht mehr roh riecht füge die Zwiebeln hinzu und brate sie glasig bis goldbraun.
7. Gebe die Tomaten hinzu und köchel alles zusammen bis sie weich sind.
8. Füge nun das selbst hergestellte, gemahlene Chole Masala zusammen mit dem Chili und Kurkuma Pulver sowie dem Garam Masala hinzu.
9. Rühre die grünen Chilis sowie die Kichererbsen mit ein und schmecke mit Salz ab.
10. Füge etwa 1 Tasse Wasser (es kann auch das Kochwasser der Kichererbsen benutzt werden) hinzu und lasse alles noch ein Weilchen köcheln, bis soviel Flüssigkeit verkocht ist, dass eine angedickte Konsistenz entsteht. Gegebenenfalls können auch einige der Kichererbsen zerdrückt werden.
11. Mit dem Mango Pulver abschmecken.
12. Warm stellen.

Aloo Gobi (Kartoffel-Blumenkohl-Curry)
Zutaten:
2 geschälte und gewürfelte Kartoffeln
1 in kleine Röschen geteilter Blumenkohl
1 kleine,fein gehackte Zwiebel
1 gehackte Tomate
1 TL Kurkuma Pulver
2 TL Koriander Pulver
2 TL Chili Pulver
½ TL Kreuzkümmel
½ TL Senfkörner
1 EL Masala (indische Gewürzmischung)
Salz (nach Geschmack)
2 EL Öl
Zubereitung:
1. Erhitze das Öl in einer Pfanne,
2. Sobald es heiß ist gib die Kümmel- und Senfsamen hinein und lasse sie platzen.
3. Füge die gehackte Zwiebel hinzu und brate sie goldbraun an.
4. Gebe die Tomate dazu.
5. Sobald diese weich gekocht ist mische den Kurkuma, das Koriander und Chili Pulver sowie das Masala und Salz unter.
6. Füge die Kartoffeln und die Blumenkohlröschen hinzu, decke die Pfanne ab und koche alles bei mittlerer Hitze für 10 Minuten.
7. Warm stellen.

Dhal
Zutaten:
1/4 Tasse gespaltene grüne Mungbohnen
1 EL gespaltene Kichererbsen
1/8 TL Kurkuma Pulver
Salz nach Geschmack
1/8 TL Kreuzkümmel Samen
1/2 TL fein gehackten Knoblauch
1/8 Tasse fein gehackte Zwiebeln
1/2 TL Ingwer-grüne-Chili-Paste
1/8 TL Chili Pulver
1/4 TL Koriander Pulver
1 TL Mango Pulver
frischen Koriander zum Garnieren
Zubereitung:
1. Wasche die Mungbohnen und die Kichererbsen und lasse sie für 2 bis 3 Stunden einweichen.
2. Vermenge die gut abgetropften Hülsenfrüchte mit dem Kurkuma Pulver, 1 Tasse Wasser und Salz in einem (Dampfdruck)Topf.
3. Sobald die Mungbohnen und Kichererbsen weich sind, nimm den Topf vom Herd.
4. Erhitze auf mittlerer Stufe eine Teflon Pfanne. Sobald diese heiß ist röste die Kreuzkümmel Samen für einige Sekunden an.
5. Füge den Knoblauch und die Zwiebeln hinzu und brate diese auf mittlerer Stufe 1 Minute.
6. Gebe nun die Ingwer-grüne-Chili-Paste, das Chili und das Koriander Pulver hinzu und röste es unter ständigem Rühren einige Sekunden an.
7. Nun können die gekochten Hülsenfrüchte zusammen mit der 1/2 Tasse Wasser untergerührt werden.
8. Schmecke mit dem Salz, Mango Pulver und 1/2 Tasse Wasser ab und lass es für 2 bis 3 Minuten auf mittlerer Stufe köcheln.
9. Warm stellen.
10. Mit frischem Koriander garnieren und heiß servieren.

Arhar Dhal (gelbe Linsen)
Zutaten:
1 Tasse Toorlinsen
2 1/2 bis 3 Tassen Wasser (zum Kochen im Dampfdrucktopf)
1 mittelgroße kleingehackte Zwiebel
1 mittelgroße gehackte Tomate
1 bis 2 gehackte grüne Chilis
2-3 ganze getrocknete rote Chilis
10-12 Curry Blätter
1 cm Ingwer mit
3 bis 4 Knoblauchzehen zerdrückt
1/2 TL schwarze Senfkörner
1 TL Kreuzkümmelsamen
Prise Asafoetida Pulver
1/2 TL Kurkuma Pulver
1/2 TL rote Chili Pulver
1 TL Fenugreek Blätter
2-3 EL Öl
frischer Koriander
1 TL Zitronensaft
Salz (nach Geschmack)
Zubereitung:
1. Wasche die Toorlinsen und koche sie zusammen mit dem Kurkuma bis sie weich sind.
2. Zerkleinere die Linsen nun etwas mit einem Schneebesen oder Löffel umd stell beiseite.
3. Erhitze in einem anderen Topf das Öl und gib die Senfkörner hinzu.
4. Sobald diese anfangen zu springen gib die Kreuzkümmelsamen hinzu.
5. Füge die gehackte Zwiebel hinzu und brate sie goldbraun an.
6. Rühre nun die Ingwer-Knoblauch-Paste hinzu und brate es für einige Sekunden an. Es sollte nicht mehr roh riechen.
7. Gebe die grünen und roten Chilis sowie die Curry Blätter dazu und rühre um.
8. Streue nun die fehlenden Gewürze (Kurkuma, Chili Pulver, Asafoetida) ein und lasse es einige Sekunden kochen.
9. Nun können die Tomaten beigefügt werden. Nach etwa 2 bis 3 Minuten sollten sie weich gekocht sein.
10. Zu guter Letzt rühre die gekochten Toorlinsen, etwas Wasser und Salz unter und lasse alles für 3 bis 4 Minuten köcheln. Das Dhal soll eine glatte und leicht dickflüssige Konsistenz bekommen.
11. Hacke den frischen Koriander und rühre ihn mit etwas Zitronensaft unter.
12. Warm stellen.

Reis:
Setze zwischendurch 1 Tasse Basmatireis mit 2 Tassen Wasser und Salz auf. Sobald das Wasser kocht, reduziere die Hitze und lass den Reis für etwa 20 Minuten garen.

Pappadom:
Die Pappadoms einzelnd in einer ungefetteten Pfanne bei mittlerer Hitze rösten. Umdrehen nicht vergessen. Zum Abkühlen auf einem Teller stapeln.

Chapati (ca. 12 Stück)
Zutaten:
2 Tassen feines Vollkornmehl
Wasser [um weiche Chapatis zu erhalten nehme anstelle des Wassers (Soja)Joghurt oder (Dinkel)Milch]
1/4 TL Salz
2 EL Sonnenblumenöl
Zubereitung:
1. In einer Schüssel Mehl, Salz, Öl und etwas Wasser vermischen. Den Teig mit den Händen gut durchkneten und solange Wasser bzw. (Soja)Joghurt oder (Dinkel)Milch hinzufügen, bis er schön weich, aber nicht klebrig ist. Das Kneten ist bei Chapatis das A und O. Den Teig mit einem sauberen angefeuchteten Geschirrtuch abdecken und mindestens 10 Minuten stehen lassen. (Am fluffigsten werden sie, wenn der Teig einen halben Tag ruhen konnte.)
2. Den Teig in 12 gleich große Stücke teilen und zu Bällchen in der Größe eines Golfballs formen. Rolle jeden einzelnen solange mit etwas Druck zwischen Deinen Handinnenflächen bis diese komplett glatt und ohne Risse sind.
3. Bestäube die Kugeln mit Mehl.
4. Nimm nun die erste und drücke sie flach. Wende beide Seiten in Mehl und rolle dann mit einem Nudelholz einen Fladen von ca. 15 cm Größe aus. Er darf nicht zu dünn werden!
5. Heize eine Pfanne auf mittlere Hitze vor. Sobald diese heiß genug ist (Wassertropfen müssen zischend verdampfen), den Chapati in die Pfanne geben.
6. Sobald der Fladen an einigen Stellen Blasen aufwirft und sich verfärbt ist es Zeit ihn (mit einem Pfannenheber) umzudrehen.
7. Wenn die Rückseite identisch mit der Vorderseite ist, wird zurück gedreht.
8. Warte ca. 10 Sekunden, dann drücke mit einem sauberen Geschirrhandtuch (oder dem Pfannenheber) auf die Ränder. Der ganze Chapati wird sich dadurch mit Luft aufblähen, die, sobald er aus der Pfanne kommt, langsam wiedwr entweichen wird.
9. Halte die fertigen Brotfladen in ein mit Küchenpapier ausgelegtem Gefäß zugedeckt warm, während Du die nächsten zubereitest. Das Abbacken eines Chapatis dauert ca. 90 bis 120 Sekunden.

Die einzelnen Gerichte werden in Indien auf einem Metalltablett, dem Thali, angerichtet. Im Norden erhält man erst Reis auf seinen Teller, wenn sich eine Grundsätigung mit den Chapatis langsam einstellt.

Gutes Gelingen beim Kochen, viel Spaß mit Deinem Besuch und guten Appetit.

Alles Glück der Seele liegt auf dem Rücken der Kamele

Und es geht doch noch ein Stückchen weiter in die Wüste. Eine Stunde Busfahrt von Jaisalmer entfernt liegt das kleine Wüstendorf Khuri, das als Ausgangspunkt für Kamelsafaris dient. Hier übernachtet man nicht in Hotels, sondern in Lehmhütten oder Zelten.
Khuri_10_750x499
Wir entscheiden uns für eine der Lehmhütten, die meist in Gruppen von fünf Hütten um einen kleinen Hof stehen. Diese “Miniresorts” werden von den einheimischen Familien geführt, die auch gleichzeitig für die Verpflegung sorgen. Unser Abendessen bekommen wir unter dem Sternenhimmel serviert, ganz für uns alleine, da sich die Wüstensaison langsam dem Ende nähert.
Leider wird es, wie so oft in der Wüste, empfindlich kühl sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, so dass wir uns schon bald in der Hütte in Schlafsack und Decke einmummeln.
Khuri_02_750x499
Zur Abwechslung ist es mal ruhig, kein Verkehrslärm mit lautem Hupen und knatternden Tuks-Tuks, denn in Khuri gibt es mehr Kamele als Motorräder und Autos. Dazu wildlebende Pfauen, die es sich morgens auf dem Dach unserer Hütte bequem machen. Wir genießen die entspannenden Spaziergänge durch das Dorf, mal so ganz ohne das alltägliche Verkehrschaos, das uns sonst begleitet.
Khuri_03_750x499

Khuri_13_750x499

Khuri_14_750x499

Khuri_11_750x499
Nach nur fünf Minuten sind wir am Dorfrand in der Buschlandschaft der Wüste. Leider bestehen die Büsche ausschließlich aus Dornen, die auch schon mal durch die Schuhe pieken.
Khuri_01_750x499
Was natürlich nicht fehlen darf ist ein Ritt auf dem Kamel.
Khuri_05_750x499
Wir machen eine kurze Tour mit den Wüstenschiffen zu den nahe liegenden Dünen, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Die ersten Meter bis zum Ortsausgang haben die Kamelhirten die Tiere noch an der Leine, dann geht es im Tandem in die Dünen.
Khuri_08_750x499
Wir werden kräftig durchgeschaukelt doch zur Belohnung gibt es eine schöne Aussicht und den Sonnenuntergang. So wenig wie in Khuri los ist, umso mehr Treiben ist jetzt in den Dünen. Die Leute reisen mit dem Bus aus Jaisalmer an, um wie wir den Sonnenuntergang zu sehen. Nur die letzten paar Meter werden dann mit den Kamelen zurück gelegt.
Khuri_07_750x499

Khuri_09_750x499

Khuri_04_750x499

Khuri_06_750x499
Nachdem sich die Sonne verabschiedet hat geht es im halben Galopp zurück ins Dorf, denn es wird schnell dunkel. Der Kamelritt macht einen Heidenspass, nur eine mehrtägige Tour auf dem Rücken der Tiere wollen wir unseren Hinterteilen dann doch nicht zumuten.

Thar Desert, Rajasthan, India

Die Tharwüste ist eine der am dichtesten besiedelten Wüste der Erde. Der Grund dafür ist das Wassersystem der vergangenen Jahrhunderte. Das Wasser aus der Regenzeit wurde in Tanks, Teichen und kleinen Seen gespeichert, die von mehreren Kanälen gespeist wurden. Dazu ein Netz von Brunnen, die in der Trockenzeit teilweise durch den Grundwasserspiegel der Seen versorgt wurden. So war genug Wasser vorhanden, um nicht nur Mensch und Tier zu versorgen, sondern auch die Felder. Und trockneten die Seen während der Sommermonate doch einmal aus, war immer noch genug Feuchtigkeit im Boden vorhanden, um dort Landwirtschaft zu betreiben. Die Wasserreservoirs wurden ständig sauber gehalten und gereinigt und es galten strenge Bade- und Waschverbote. Doch mit der Kolonialzeit hielt die europäische zentrale Wasserwirtschaft Einzug, die gemeinsam mit den Stauseeplänen der ersten indischen Regierung das Ende des alten Bewässerungssystems bedeutete. Die Wasserreservoirs und Kanäle versandeten, die Stauseen ließen die Flüsse vertrocknen, der Grundwasserspiegel sank, wodurch die Brunnen kein Wasser mehr führten. Es gab in den ersten Jahren der Unabhängigkeit mehr Dürren, als jemals zuvor, ausgelöst durch das neue Bewässerungssystem. Vor zwanzig Jahren begann man damit, wieder Auffangteiche anzulegen und jedes Jahr kommen etwa 400 neue Teiche hinzu. Mit Erfolg, der Grundwasserspiegel steigt wieder an und in vielen Dörfern kann wieder Ackerbau betrieben werden, der zwischenzeitlich nicht mehr möglich war und für einen Wegzug der Dorfbevölkerung gesorgt hatte. 
Khuri_15_750x499

Wunschlosigkeit führt zu innerer Ruhe.

Jainistische_Tempel_Jaisalmer_02_750x499
Innerhalb des Forts in Jaisalmer befinden sich sieben jainistische Tempel aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Jainistische_Tempel_Jaisalmer_05_750x499
Der Jainismus ist eine in Indien beheimatete Religion, welche etwa 600 vor Christus entstand. Seine Wurzeln hat der Jainismus, wie auch der Buddhismus, im Brahmanismus, der Vorgängerreligion des Hinduismus.
Jainistische_Tempel_Jaisalmer_06_750x499
Historisch als Gründer erwähnt ist Mahavira.
Jainistische_Tempel_Jaisalmer_01_750x499
Im Alter von etwa 30 Jahren ließ er sein bisheriges Leben hinter sich und lebte zurückgezogen als Asket in den Wäldern. Nach zwölf Jahren kehrte er in die Gesellschaft zurück, um seine Lehren zu verkünden. Dazu gehört unter anderem das Ideal der Nichtverletzung von Lebewesen. Dementsprechend ernähren sie sich vegetarisch und tragen kein Leder, das man beim Betreten der Tempel ablegen muss (Hosenträger nicht vergessen).
Jainistische_Tempel_Jaisalmer_07_750x499
Bedingt durch diese Vorgaben können die Jainisten nicht alle Berufe ausüben, weshalb sie oft im Banken- und Handelgewerbe zu finden sind. Wegen der strengen Lebensführung hat der Jainismus seit jeher eine kleinere Zahl von Anhängern. So gibt es heute nur etwas über vier Millionen Jainisten in Indien, außerhalb findet sich nur eine verschwindend geringe Zahl.
Jainistische_Tempel_Jaisalmer_03_750x499
Die heilige Schrift des Jainismus ist die Kalpa-Sutra, in der 24 geistige Führer verzeichnet sind. Die Tempel in Jaisalmer sind unterschiedlichen von ihnen gewidmet.
Jainistische_Tempel_Jaisalmer_08_750x499
Einer ist schöner und beindruckender als der andere.
Jainistische_Tempel_Jaisalmer_04_750x499

Jainistische_Tempel_Jaisalmer_11_750x499

Jainistische_Tempel_Jaisalmer_10_750x499

Jainistische_Tempel_Jaisalmer_09_750x499

Jaisalmer

Jaisalmer_01_750x499
Und noch einmal geht es 270 Kilometer Richtung Westen. So nah wie in Jaisalmer werden wir Euch die nächsten Monate nicht wieder sein, wenn man nur die Längengrade betrachtet. Für die Strecke benötigt der Bus etwa sechs Stunden, dann sind wir endlich am Ziel. Vorbei geht es an Lehmhütten, vor denen geflochtene Betten stehen. Die Windkrafträder beachten wir auf den ersten Blick gar nicht weiter, ist der Anblick uns aus Deutschland noch so geläufig. Dabei sind es die ersten Anlagen, die wir seit unserer Abreise sehen. Die Landschaft wird nochmals trockener, mittlerweile sind auch die grünen Büsche rar, dafür begegnen wir immer mehr Kamelen.
Jaisalmer_02_750x499
Einige der Männer tragen Blumenohrringe oder Ketten an den Ohren,
Jaisalmer_03_750x499

Jaisalmer_04_750x499
die Frauen schmücken sich mit Unmengen von weißen Reifen an den Oberarmen
Jaisalmer_31_750x499
und gefährlich aussehenden Silberarmreifen mit “Dornen”.
Jaisalmer_Nasenstecker_750x499

Jaisalmer_1_750x499
Jaisalmer ist eine Stadt im Herzen der Thar-Wüste.
Jaisalmer_05_750x499
Doch was treibt den Reisenden in diese unwirtliche Gegend?
Ihr werdet es bestimmt schon erraten haben, die Attraktion ist auch hier ein Fort, eins der größten der Welt.
Jaisalmer_20_750x499

Jaisalmer_21_750x499
Damit es nicht langweilig wird ist dieses anders als die übrigen, die wir bis jetzt gesehen haben. Das Fort ist nämlich noch vollständig bebaut und wird von fast 3000 Menschen bewohnt.
Jaisalmer_06_750x499

Jaisalmer_28_750x499

Jaisalmer_30_750x499
Das ist auch gleichzeitig eines der größten Probleme in Jaisalmer. Die seit den 1960ern stark angestiegene Population überfordert die Wasser- und Abwasserleitungen. Fundamente wurden unterspült, als Folge stürzten drei der alten Bastionen ein und der Palast neigte sich zur Seite. In den letzten zehn Jahren wurden zahlreiche Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt, doch Experten sind der Meinung, dass nur eine Umsiedlung der Bevölkerung auf lange Sicht die Festung erhalten kann.
Jaisalmer_27_750x499

Jaisalmer_26_750x499
Die Festung und die Gassen in der Altstadt außerhalb werden bestimmt durch wunderschöne und reich verzierte Sandsteinhäuser.
Jaisalmer_16_750x499

Jaisalmer_11_750x499

Jaisalmer_08_750x499
Ihr warmer Farbton gab Jaisalmer den Beinamen “Golden City”. Vor allem im Licht der untergehenden Sonne macht die Stadt ihrem Namen alle Ehre, denn dann leuchten die Häuser tatsächlich als wären sie mit Gold überzogen.
Jaisalmer_07_750x499

Jaisalmer_15_750x499

Jaisalmer_10_750x499

Jaisalmer_09_750x499
Den früheren Reichtum hatte Jaisalmer seiner guten Lage an der Route der Kamelkarawanen zu verdanken. Doch mit der Entstehung und der Grenze zu Pakistan mit dem Ende der englischen Kolonialherrschaft endete auch der Handel in Richtung Westen. Viele Familien zogen weg und Jaisalmer geriet in Vergessenheit, bis es vom Tourismus wiedererweckt wurde.
Jaisalmer_13_750x499

Jaisalmer_19_750x499

Jaisalmer_12_750x499

Jaisalmer_18_750x499
Seinen Namen hat die Stadt von Jaisal, einem Bhati-Rajhputen, der sie 1156 gründete. Die Bhatis, die meinen, von Krishna abzustammen, regierten ununterbrochen bis zur Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947.

Die alten Sandsteinhäuser werden Havelis genannt und sind an die 400 Jahre alt.
Jaisalmer_22_750x499

Jaisalmer_23_750x499
Da früher das Wasser in der Wüste knapp war, wurden die Havelis ohne Einsatz von bindendem Mörtel gebaut. Die Steine sind so behauen, dass sie ähnlich den Legosteinen zusammengesetzt werden,
Jaisalmer_2_750x499
anschließend werden sie mit Eisenteilen gesichert.
Jaisalmer_3_750x499
Die Decken sind aus Teakholz gebaut, das aus Afghanistan importiert wurde. Der Reichtum durch den Opiumhandel machte es möglich. Zusätzlich befinden sich Holzelemente in den Wänden, wodurch das Gebäude erdbebensicherer wird. Die Treppenabsätze sind mit unterschiedlich hohen Stufen versehen, um es eventuellen Angreifern schwerer zu machen. Der Schutz vor Angreifern ist, neben dem Sonnenschutz, auch ein Grund für die niedrigen Türen. Wer kann schon geduckt und mit gezogenem Schwert erfolgreich durch eine Tür stürmen. Einige Male durften wir unsere Köpfe einziehen und einen Blick in die so ganz unterschiedlichen Innenräume werfen.
Jaisalmer_14_750x499

Jaisalmer_17_750x499

Jaisalmer_25_750x499

Jaisalmer_24_750x499
Wir erfahren auch etwas über die Wasserwirtschaft aus der damaligen Zeit. Man wusch sich auf einer Art steinernen Hocker, von dem das Wasser wieder aufgefangen wurde.
Jaisalmer_4_750x499
Zur Körperreinigung benutzte man eine Art metallische Bürste. Für die Frauen waren darin kleine Glöckchen eingearbeitet, so konnte der Ehemann hören, dass er gerade nicht stören durfte. Nachdem sich der Schmutz abgesetzt hatte wurde das Wasser zum Waschen der Kleidung benutzt, anschließend zur Reinigung des Fußbodens. Zum Schluss gelangte das Wasser mit der Toilettenspülung zum Wässern auf den Acker. 
Jaisalmer_29_750x499
Farben haben hier in der eher eintönigen Wüste seit jeher eine wichtige Bedeutung. Im Juli, wenn die heiße Sommersonne von Himmel brennt, trägt man die Farbe der Wolken, damit bald der Regen kommt. Zur Hochzeit trägt die Braut ein tiefes Rot und der Bräutigam einen safrangelben Turban, der auch in der Schlacht getragen wurde. Die Farbe Rosa verheißt den verheirateten Frauen Gutes. Bei den Feierlichkeiten zum Holi, dem Erntedankfest, werden rote und weiße Kleider getragen, zum Divali (Lichterfest) blau.

Jaisalmer, Rajasthan, India