Von Bharatpur sind es nur 60 Kilometer bis nach Agra, daher entscheiden wir uns für einen Tagesausflug zum Taj Mahal. Der Wecker schmeißt uns um vier aus dem Bett, weil wir zum Sonnenaufgang dort sein wollen. Widererwarten sind wir nicht die Einzigen, die so früh auf den Beinen sind, kommen uns doch Scharen von Pilgern die ganze Strecke über entgegen.
Leider versteckt sich die Sonne erst noch hinter dem Morgendunst und der große Wow-Effekt bleibt aus. Den bekommen wir dafür, als wir einen der Eingänge ins Taj Mahal erreichen.
Die langen Besucherschlangen und die hohen Eintrittspreise verschlagen uns den Atem. Außerdem verärgert es uns ein wenig, dass ausländische Besucher das vierzigfache des Eintrittspreises der Einheimischen zahlen sollen. Verwundert es da einen noch, dass Inder gerne mal die “Touri-Preis” Masche bei Weißen versuchen, wenn es der Staat doch vormacht? Daher lassen wir das Taj Mahal links liegen und schauen uns das rote Fort an, das nicht so überlaufen und himmlisch ruhig ist.
Mit dem Bau des Forts wurde Mitte des 16. Jahrhunderts begonnen. Seinen Namen hat es von dem roten Sandstein bekommen, aus dem es erbaut wurde.
Innerhalb der Mauern steht eine Vielzahl an Gebäuden verbunden mit labyrinthartigen Gassen, so dass es wie eine eigene kleine Stadt in der Stadt wirkt.
Es gibt sogar große unterirdische zweistöckige Bereiche, in denen einst der 500 Frauen umfassende Harem des Erbauers untergebracht war. Leider können wir diesen Teil nicht besichtigen.
Das Fort diente hauptsächlich militärischen Zwecken und wurde immer wieder von seinen Gegnern besetzt. Viele der Gebäude im Inneren wurden dabei zerstört oder umgebaut. Auch heute noch nutzt das indische Militär große Bereiche des Forts, die den Besuchern nicht zugänglich sind.
Shah Jahan, der das Taj Mahal als Mausoleum für seine Frau erbauen ließ, verwandelte Teile des Forts in einen Palast aus weißem Marmor, ähnlich dem Inneren des Taj Mahal.
Für die Einlegearbeiten, die Pietra Dura genannt werden, wurden um die 30 Edel- und Halbedelsteinarten verwendet.
Diese Teile des Forts wurden später zu seinem vergoldeten Gefängnis, nachdem sein Sohn ihn abgesetzt hatte und dort acht Jahre lang bis zu seinem Tod gefangen hielt.
Von den Räumen aus konnte er zum zwei Kilometer entfernten Taj Mahal, dem Grab seiner geliebten Frau, blicken.
Nach seinem Tod wurde auch er dort neben ihr beigesetzt.
Nach dem Besuch des Forts verbringen wir mal wieder zwei Stunden in einem Vodafone-Store. Da SIM-Karten von Ausländern nach drei Monaten deaktiviert werden brauchen wir einen neuen Vertrag. Den hatten wir schon in Jaipur abgeschlossen, doch beim Freischalten gibt es Probleme und wir müssen indische Geduld auf der Wartebank beweisen.