Monthly Archives: Oktober 2015
Vom Phở bis Bún Chay in der Königsstadt
Bereits um 6 Uhr morgens sind die Frühstücksköchinnen mit ihren Tragjochen unterwegs, die mit gefüllten Töpfen, Schüsseln, Saucen und Hockern beladen sind
und füllen gutgelaunt die Mägen von hungrigen Frühaufstehern mit Phở.
Meistens können wir schon von weitem erkennen, was sich in dem Suppentopf befindet und notfalls einen großen Bogen drum herum machen.
Bei Tapioka und Süßkartoffeln brauchen wir mal nicht erklären, dass wir keine tierischen Produkte essen.
Zum Mittag kehren wir am Straßenrand auf eine Portion Bún Chay ein,
die mit Erdnusssauce schon wieder ganz anders als in Nha Trang schmeckt.
Am Abend laufen wir Slalom um die Stände des Nachtmarktes,
bevor wir unsere Wahl treffen und zu Abend essen.
Selbst nur 30 Zentimeter über dem Erdboden und mit der Schüssel in der einen und den Stäbchen in der anderen Hand lässt Sven es sich gut schmecken.
Marktleben in Huế
Kaum erspähen wir den Eingang zu einem Markt, schon sind wir in dessen Tiefen untergetaucht und schlendern vorbei an Bohnen,
Tofu und Sojamilch,
Gemüse,
Obst
und Gemischtwaren. Auch wenn man hier alles findet,
ganz so einfach ist es nicht immer, wie es scheinen mag,
und so dürfen wir manchmal auch erst kosten bevor es zum Kauf geht.
Huế
Nach unserer ersten Hardsleeper Zugfahrt in Vietnam
kommen wir auf unserem Weg Richtung Norden zum Sonnenaufgang in Huế,
der Stadt am Parfümfluß, an.
In der einstigen Hauptstadt Huế befand sich von 1802 bis 1945 der letzte Königssitz des Landes. Aus dieser Zeit stammt die Zitadelle mit der verbotenen rosa Stadt, dem ehemaligen Königspalast.
Geschützt von dicken Mauern und einem Wassergraben gelangt man nur über Brücken zu den Stadttoren.
Dahinter liegt der Königspalast, der nach dem Vorbild der verbotenen Stadt in Bejing aufgebaut wurde.
Wo einst die Elefanten entlang liefen
folgen wir den Wachen durch eines der drei schweren Tore in das Innere der Palasts.
Wie schon vor mehr als hundert Jahren
blicken auch wir direkt von hier auf die Residenzhalle
mit dem aufwendig gestalteten Dach.
Im Inneren hielt der König
seine Audienzen ab und empfing Staatsgäste.
Da dieses Palastgebäude unbeschadet die Zeit überstand, können wir den Thronsaal im Originalzustand bestaunen.
Während der Tet-Offensive des Nordvietnams fanden in Huế schwere Auseinandersetzung statt. Durch die Häuserkampf Kriegsführung wurden die Palastgebäude schwer beschädigt und teilweise ganz zerstört. Die zweite Hälfte von Stanley Kubricks Kriegsfilms “Full Metal Jacket” hat diese Schlacht zum Thema.
Einige der Bauten wurden in den vergangenen Jahren wieder rekonstruiert und können besichtigt werden.
Erhalten geblieben sind auch Porzellanstücke, wie zum Beispiel diese Hokkah (Wasserpfeife).
Auf dem weitläufigen Areal
stehen Pavillons
und unterschiedlichste Tore,
die zu den Tempeln der Königsfamilie führen. Die Könige dieser Zeit waren Anhänger des Konfuzionismus.
Im Inneren befinden sich Schreine zu Ehren der Könige
und Heilige, die zu besonderen Anlässen verehrt werden
sowie “Alltagsaltäre”.
Wem die Wege auf dem Palastgelände zu weit sind, der kann sich auch mit der Pferdekutsche auf Erkundungstour machen.
Nach den Tempeln und Palästen geht es für uns weiter auf Schusters Rappen in die Stadt. In Vietnam ist, wie in den anderen Staaten Südostasiens auch, das Moped das Fortbewegungsmittel Nummer eins. Vielleicht werden die Zebrastreifen als Wanderwege gekennzeichnet, weil zu Fuß kaum jemand unterwegs ist.
Vorbei an mobilen Bonsaibäumen
und an einem Park, in dem mit Orchideen gehandelt wird,
kommen wir an alten Bauwerken vorbei
zur katholischen Kirche von Huế.
So architektonisch interessant das Äußere gestaltet ist, so freundlich hell ist das Innere.
Auf unserem Weg zum Bahnhof kommen wir zeitgleich mit dem Präsidenten am Hồ Chí Minh Museum vorbei.
Mit dem kleinen Unterschied, dass wir laufen während er mit der Sternenflotte unterwegs ist und die Uniformierten am Straßenrand ihm salutieren.
Phở
Ohne mindestens eine Reisnudelsuppe am Tag würden wir in Vietnam bestimmt etwas vermissen. Phở (ausgesprochen wird es wie fur) erhält man zu jeder Tageszeit frisch zubereitet.
Zutaten (für 2 Personen):
170 g Lauch
1 Zwiebel
80 Gramm Shiitakepilze
270 g Möhren
230 g Fenchel
20 g Ingwer
3 EL Olivenöl
1 TL Pfefferkörner
2 Sternanis
1 Prise Safran (gemahlen)
1 Zimtstange
1 Lorbeerblatt
2 gestrichene TL Salz
1 EL Sojasoße
abgeriebene Schale von ½ Bio-Zitrone
150 g Tofu (Natur)
2 EL Olivenöl
Prise Meersalz
frisch gemahlener Pfeffer
250 g Reisnudeln
150 g Mungobohnensprossen
½ Bund Minze
½ Bund Koriander
Chilischoten
1 Limette
Krupuk (aus Tapioka)
Öl zum Frittieren
Zubereitung:
1. Schneide den Lauch längs auf putze ihn gründlich bevor Du ihn anschließend in Ringe schneidest.
2. Viertel die gepellte Zwiebel, putze die Pilze, schneide den geschälten Ingwer, die Möhren und den geputzten Fenchel in grobe Stücke.
3. Erhitze nun das Olivenöl in einem großen Topf und brate das Gemüse darin 4 Minuten scharf bei starker Hitze unter Rühren an.
5. Lösche mit 1,8 l Wasser, füge die Gewürze sowie Sojasauce hinzu und lasse es bei schwacher bis mittlerer Hitze 1 Stunde köcheln.
6. Erhitze das Frittieröl und gebe einige Krupuk Chips hinein. Sobald diese aufgegangen sind, gleich mit einer Schaumkelle hinaus nehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen.
7. Wasche die Minze und den Koriander und zupfe die Blätter von den Stielen.
8. Die Sprossen ebenfalls waschen, abtropfen lassen und auf einem Teller mit den Kräutern anrichten.
9. Die Chilischoten waschen und mit einer geachtelten Limette auf einem kleinen Teller anrichten.
10. Gieße die Brühe nun durch ein Sieb in einen zweiten Topf.
11. Schneide den Tofu in Würfel und brate diesen mit Olivenöl in einer Pfanne 3 Minuten bei mittlerer bis starker Hitze an. Nach Geschmack mit Salz und Pfeffer würzen.
12. Bereite nun die Nudeln in kochendem Salzwasser nach Packungsanweisung zu und teile sie nachdem Du sie abgegossen hast auf die Suppenschüsseln auf.
13. Gebe den Tofu hinzu und fülle mit der Brühe auf.
Serviere Phở heiß und reiche dazu die Sprossen mit den Kräutern, Chili und Limette sowie die Krupuks. Gegessen wird die Suppe mit Stäbchen in der rechten und einem Suppenlöffel im der linken Hand.
NHA Trang
Endlich geht es, zum ersten Mal seit Burma, wieder mit der Bahn weiter. Doch zuerst müssen wir mit dem Linienbus zum Hauptbahnhof,
dem Ga Sài Gòn.
An der Bushaltestelle erstehen wir unser Frühstück von zwei fliegenden Händlerinnen, die heißen Seidentofu mit Sirup und Klebreis mit schwarzen Bohnen und Erdnüssen im Angebot haben.
In der Bretterklasse ist der Zug proppenvoll, auch wenn es beim Einsteigen noch nicht so aussieht.
Einige lassen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und machen ein Nickerchen zwischen und unter den Sitzen.
Es geht vorbei an Reis- und Lotusfeldern, einigen kleinen Kaffee- und Traubenplantagen und riesigen Anbaugebieten für Drachenfrüchte. Kein Wunder, dass die fliegenden Händler die Tüten voller Pitaya zu einem Spottpreis verkaufen. Immer wieder ziehen Schaf-, Ziegen- und Kuhherden an den Bahngleisen vorbei.
Nach siebeneinhalb Stunden Zugfahrt sind wir etwa 450 Kilometer weiter und in NHA Trang angekommen.
Die Küstenstadt ist vor allem bei Russen und Chinesen beliebt, denn der kilometerlange weiße Stadtstrand entlang der Promenade am Tran Phu Boulevard lädt zum Baden und Shoppen ein.
So einfach, wie man jetzt eine Liege findet,
wird es in der Hauptsaison ganz bestimmt nicht sein.
Auch wenn etwa achtzig Prozent der Vietnamesen Atheisten sind,
so sind doch einige der katholischen Kirche treu geblieben
und gehen zum Gottesdienst in die 1930 erbaute Kathedrale.
Bei der geringen Zahl der Gläubigen wundert es uns auch nicht, dass wir viel weniger buddhistische Tempel sehen, als in den letzten Ländern auf unserer Reiseroute. Einige gibt es aber dennoch, wie zum Beispiel die Long-So’n-Pagoda. Der Tempel liegt am Fuß eines Hügels,
weiter oben am Hang befinden sich ein großer liegender Buddha
und die Tempelglocke.
Auf dem Gipfel des Drachenberges steht eine einundzwanzig Meter hohe Buddhastatue.
Sie wacht über die Urnengräber, die um den Gipfel herum angeordnet sind
und all jene, die Ruhe und Einkehr suchen.
Weiter unten im Stadtgetümmel verkauft diese nette Dame große Reis-Kokos-Cracker, von denen nicht zu viele mitgenommen werden sollten, denn wer erst einmal probiert hat, der kann so schnell nicht mehr damit aufhören.
Die Mittagshitze wird mit einer Pause überbrückt, wie uns dieser Angestellte in der Werkstatt demonstriert. Noch liegt die Zeitung nicht auf dem Gesicht 😉
Ein Haus weiter wird mit einem Graffiti angezeigt, was hier repariert wird.
Da die Stadt direkt am südchinesischen Meer liegt, darf natürlich die Fischereiflotte nicht fehlen.
Der Fischfang ist neben dem Tourismus das zweite Standbein der Region.
Die Boote fahren in der Nacht los und kehren am Morgen mit ihrem Fang zurück. Tagsüber ankern sie in der Flussmündung und warten auf den nächsten Einsatz.
Einst gehörte die Region zum Champa-Königreich, das in etwa die Größe Südvietnams hatte. Aus dieser Zeit stammt der Tempel Po Nagar.
Es ist das letzte große Bauwerk der Cham-Baumeister, denn nachdem ihr Königreich mit Menschenhandel und Piraterie den vietnamesischen Nachbar im Norden verärgert hatte, übernahm dieser nach und nach das Champa-Reich.
Der Turm des Haupttempels hat eine Höhe von zweiunddreissig Metern.
Der hinduistische Tempel hat seinen Namen von der lokalen Schutzgöttin Po Nagar, die in Verbindung mit der indischen Göttin Durga steht
und auch heute noch
in allen vier Tempeln verrehrt wird.
Zu der aufwendig sanierten Anlage gehört ein kleiner Ausstellungsraum.
Auf alten Photos ist zu sehen, wie sehr die Gebäude im Laufe der Jahrhunderte gelitten hatten.
Das Gelände lädt zum Verweilen ein und ist mit mehreren modernen Statuen geschmückt.
Von dem Tempelhügel haben wir einen Panaromablick auf die umliegende Stadt.
Zum Abschluss des Tages entspannen wir uns im Thermalbad
bei Schlamm- und warmen Mineralbädern.
Bún Chay
Wenn wir in Südostasien schwer veganes Essen finden können, dann kaufen wir uns auf dem Markt frische Reisnudeln, Tomaten, Chili, Knoblauch, Mungobohnensprossen, Koriander, frische grüne Currypaste aus Zitronengras und Knoblauch, Erdnüsse und frittierten Tofu und bereiten uns unser eigenes Essen zu.
Leider können wir das Rezept nicht zum Patent anmelden, denn in Vietnam wird es ähnlich bereits schon unter dem Namen Bún Chay angeboten.
Zutaten (für 4 Personen):
250 g Glasnudeln (Vermicelli)
1 Mohrübe (geschält und gehobelt oder in Spiralen geschnitten)
1 Gurke (gehobelt)
1 Eisbergsalat (in Streifen geschnitten)
1 Bund frischer Koriander (gehackt)
1 Bund frische Minze (gehackt)
1 Bund frische Thai-Basilikum (gehackt)
4 Frühlingszwiebeln (klein gehackt)
75 g Erdnüsse (geröstet und etwas gehackt)
Krupuk aus Tapioka (frittiert)
Zutaten für die vegane Nuac Cham Sauce:
60 ml Limettensaft
60 ml vegane Fischsauce (siehe Rezept im Blog)
80 ml heißes Wasser
1 EL Reisessig
3-4 EL Reissirup
3 Zehen Knoblauch (gehackt)
2 rote Chili Schoten (in Ringe geschnitten)
Zubereitung:
1. Bereite die mit einer Küchenschere bereits etwas kleingeschnittenen Glasnudeln laut Packungsanleitung zu und gieße sie danach zum Abtropfen in ein Sieb.
2. Schäle die Mohrübe und hobele bzw. schneide sie in Spiralen.
3. Hobel die Gurke in Streifen und schneide die Frühlingszwiebel in feine Ringe.
4. Wasche und schleudere die Kräuter sowie den Eisbergsalat.
5. Schneide letzteren in feine Streifen und
6. richte ihn, zusammen mit den Glasnudeln, Möhre, Gurke, Frühlingszwiebel, Kräutern, gerösteten Erdnüssen und einigen frittierten Krupuks, in 4 Suppenschüsseln an.
7. Vermische die Zutaten für die vegane Nuac Cham Sauce und teile sie auf 4 kleine Schälchen auf, sodass jeder individuell die Menge des Dressings bestimmen kann.
8. Danach vermengt jeder selber sein Bún Chay in seiner Schüssel mit seinen Stäbchen.
Traditionell Vietnamesiche Medizin
In dem Museum für Traditionelle Vietnamesiche Medizin erfahren wir einiges über Akupunktur, Akupressur, Schröpfen, Massage sowie der Zubereitung und Anwendung von Naturheilmitteln. Die im Norden Vietnams entstandene Heilkunst ist eng mit der chinesischen (TCM) verknüpft.
Die Ausstellung befindet sich in einem traditionellen Holzhaus,
in dem sich die Baustile der unterschiedlichen Regionen des Landes wiederfinden.
Die Schriften in den alten vietnamesischen Zeichen chữ Nôm werden auch heute noch beim Studium der Heilkunst verwendet.
Waren einst Elfenbein, Tigerknochen und Büffelhorn Bestandteile der Medizin, so wird heute offiziell “nur noch” dem Hirsch und der Kobra nach dem Leben getrachtet. Aufgereiht an der Wand können wir uns die vielen Mittel ansehen, die wie auch die Jahreszeiten, Himmelsrichtungen, Emotionen, Farben, Klima und Organe in die fünf Elemente Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde eingeteilt werden.
Bei den Illustrationen der Heilpflanzen verweilen wir sogar noch ein wenig länger. So soll zum Beispiel die Betelnuß eine Malariaprohylaxe sein, doch finden wir auch den einjährigen Beifuß (Artemisia annua), der Malaria heilt, auf den großen Schautafeln.
Aktiv werden wir beim Zimtmahlen,
was früher in diesen dekorativen Mahlsteinen mit den Füßen gemacht wurde,
bevor es seinen Weg in die Apotheke nahm.
Dort wurde dem Patienten nach der Kontrolle des Pulses (Frequenz und Art), der Zunge, der Augen, der Ohren, der Atmung, die Beschaffenheit der Fingernägel sowie der Farbe der Lippen und des unteren Augenlides die Medizin zubereitet.
In ländlichen Gebieten besaß jede Familie ihren Vorrat an Kräutern und in Reiswein eingelegten Knoblauch, Kurkuma, Ingwer und Zitronengras für den Notfall, denn Ärzte befanden sich nur in größeren Ansiedlungen. Den Tee köchelte man über kleiner Hitze in Lehmgefäßen auf ein Drittel ein.
So soll auch der einstige König nach seinem allabendlichen Tonikum, jede Nacht 5 seiner 400 Ehefrauen beglückt haben, die ihm 142 Söhne gebaren.