Während der Busfahrten sind wir schon an etlichen Feuerwehrwachen vorbei gefahren.
Da wundert es nicht, dass wir in den Straßen Mandalays an einer vorbei kommen.
Auch bei der Feuerwehr sind die alten Hino-Laster noch im Dienst,
ebenso wie die Glocke für den Einsatzfall.
Monthly Archives: August 2015
Marktgetümmel
Als erstes stürzen wir uns in Mandalay in das Marktgeschehen der Stadt.
Obwohl es in Thailand auch Markthallen gibt, ist die Atmosphäre hier eine ganz andere.
Vielleicht liegt es daran, dass bis jetzt kaum Supermärkte existieren und die Märkte noch den Grundbedarf an Nahrungsmitteln,
Dadurch wird das Warenangebot noch bunter und größer.
Groß ist auch der Andrang auf der Straße.
Neben den Fußgängern und Mopeds wimmelt es von Handkarren, Rikschas, Trägern und Lieferwagen. Die ersteren schleppen die Waren weg, die anderen schleppen sie ran 😀
Und wer mal eine Pause braucht, der kann sich ja mit einer Cola Rum aus dem Pappkarton erfrischen.
Bambussprossen kennen wir von zu Hause aus dem Glas. Hier können wir uns direkt vor Ort anschauen, wie sie hergestellt
und das Messer dafür fachmännisch geschärft wird.
Ihr habt sicher schon die Thanaka-Paste in den Gesichtern der Burmesen bemerkt. Diese besteht aus den zerriebenen Ästen des indischen Holzapfelbaumes, die auf den Märkten in Schminkkoffer gerechten Stücken angeboten werden.
Das Holz wird auf einem extra dafür vorgesehenen Reibstein, der Kyauk Pyin genannt wird, zerrieben und mit Wasser vermischt auf die Haut aufgetragen. Dies dient nicht nur kosmetischen Zwecken, sondern auch dem UV-Schutz und der Vorbeugung der Hautalterung.
Road To Mandalay
Zwar liegt die Straße nach Mandalay aus Robbie Williams Lied in Frankreich während Frank Sinatra im richtigen Land, doch auf dem Fluss unterwegs ist und so nehmen wir von jedem etwas und fahren weiter auf der Straße Richtung Mandalay. Der Bus ist wie üblich sprichwörtlich bis auf die letzte Bank gefüllt. Eigentlich darüber hinaus, denn der Gang wird mit kleinen Plastikstühlen vollgestellt, um jeden Millimeter auszunutzen.
Auf der Route liegt die neue Hauptstadt Naypyidaw. Vor einigen Jahren von der Regierung aus dem Boden gestampft wirken die leeren Straßen vor allem eins – irreal. Gegenüber den Straßen Rangoons, die voller Leben sind, wirken die ausgestorbenen, teils achtspurigen Straßen mehr wie eine Geisterstadt. Ein paar Minesterien lassen sich leichter verlegen als 5,5 Millionen Einwohner.
Kurz hinter Naypyidaw wechselt die Landschaft ihren Charakter. Südlich, aus der Richtung, von wir angerauscht kommen, fahren wir wieder ein mal durch Reisfelder.
Nördlich steigt das Niveau an und wir befinden uns plötzlich in einer eher trockenen Zone mit Buschwerk und Palmen.
Ab der Hauptstadt fahren wir mit gemischten Gefühlen auf der neuen Schnellstraße. Mit einem lachenden Auge freuen wir uns über den Reisekomfort, mit einem weinenden Auge betrachten wir die Schneise der Verwüstung, die die Straße und die damit verbundenen Erdarbeiten hinterlassen haben.
Einen wesentlichen Anteil im Personentransport haben die Pick Ups, die auf festen Routen durch die Städte fahren. Reicht der Platz auf der Ladefläche mal nicht aus, wird man halt zum Trittbrettfahrer.
Bis zu zwanzig Passagiere ist Normalität, denn Privatautos sind in Burma eher selten. Niedrige Einkommen und hohe Steuern machen ein eigenes Auto für die meisten Burmesen unerreichbar. Durch die Besteuerung kosten Neuwagen ein Fünffaches des eigentlichen Preises, was dazu führt, dass zwanzig Jahre alte Gebrauchte die Verkaufsstatistiken anführen und das zu Preisen jenseits der fünfzehntausend Euro. In Taungoo gibt es daher noch nicht einmal Taxis und so dürfen wir uns gemeinsam mit dem Fahrer und unseren Rucksäcken die Bank der Motorradtaxe teilen.
Taungoo
Um in den Norden zu kommen, wählen wir die alte Route, die uns ein weiteres mal durch Bago führt. Wegen heftiger Regengüsse ist die dortige Hauptstraße so sehr überflutet, dass wir über 2 Stunden im Stau stehen.
Zum Glück geht es ein paar Meter hinter der Brücke “flüssiger” weiter😅
und führt uns noch über einige gewagte Brückenkonstruktionen.
Wenn das Gebiet um Bangkok als “Reisschüssel Asiens” bezeichnet wird, dann sind wir mindestens in der “Reiswanne Asiens” unterwegs. Bis zum Horizont erstrecken sich die Reisfelder, die nur selten von einem Ort unterbrochen werden. Die Felder werden per Hand bestellt und oft noch mit Wasserbüffelgespannen gepflügt.
Auf etwa halber Strecke zwischen Rangoon und Mandalay legen wir einen Übernachtungsstop in Taungoo ein, denn für die knapp dreihundert Kilometer (inklusive der Fahrt zum Busterminal quer durch Rangoon) benötigen wir am Ende elf Stunden.
Taungoo war einst Hauptstadt eines großen Königreichs, doch von den damaligen Bauten ist nichts mehr übrig geblieben. Dafür gibt es umso mehr alltägliche Straßenszenen,
und Marktgetümmel zu sehen, was wir uns ausgiebig anschauen.
Trotz des geschäftigen Treibens geht von allem eine unglaubliche Ruhe aus, wenn zum Beispiel das Rad erst mal gründlich geölt wird, bevor es wieder mit Ananas oder Fahrgästen beladen wird.
Auch hier sind die Menschen wieder faszinierend nett und freundlich.
Als wir an einem Laden unter einer Plane das Ende eines Regengusses abwarten schenkt uns eine alte Dame eine Drachenfrucht, nachdem wir ein Photo von ihrem Enkelkind gemacht haben.
Das kleine Mädchen wartet gerade auf den Bus in die Hauptstadt, wo sie zur Herzuntersuchung in die Klinik soll. Als Talisman schenken wir ihr ein lila Armband aus Sri Lanka.
Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt. Buddha
Und ganz dem Buddhazitat folgend ärgern wir uns auch nicht darüber, dass der Himmel Wolken verhangen ist. So ist das nun mal in der Regenzeit.
Die Shwedagon Pagoda ist das Wahrzeichen und der wichtigste Sakralbau des ganzen Landes.
Erbaut auf einem Hügel überragt der 98 Meter hohe Stupa die Skyline der Stadt und ist schon von weitem zu sehen. Erste Tempelanlagen befanden sich hier schon zu Buddhas Lebzeiten, doch das heutige Aussehen erlangte die Pagode im 18. Jahrhundert, nachdem Teile des Stupa bei einem Erdbeben zerstört wurden. Wie auch die Sule Pagoda spielte die Shwedagon Pagoda eine wichtige Rolle in den burmesischen Freiheitskämpfen. Hier befand sich der Mittelpunkt der Studentenbewegung gegen die britische Kolonialmacht und Aung San Suu Kyi hielt hier ihre erste öffentliche Rede.
In jeder Himmelsrichtung befindet sich ein großer Eingang
mit Treppenfluchten, über die wir auf den Tempelhügel gelangen.
Die Aufgänge sind von Läden gesäumt, die Opfergaben, Statuen, Bücher usw. verkaufen.
Das gesamte Areal erstreckt sich über eine Fläche von fünf Hektar.
Der Hauptstupa ist umgeben von unzähligen Chedis,
Schreinen und weiteren Tempelgebäuden, die unzählige Buddhastatuen
und andere Reliquien beherbergen,
vor denen gebetet,
meditiert
oder geopfert wird.
Die Shwedagon Pagoda ist reich mit Gold und Edelsteinen verziert. Der obere Bereich der Stupa, der Lotusblüten und Bananenblätter darstellt, ist mit Goldplatten mit einem Gewicht von 60 Tonnen verkleidet. Der sogenannte Regenschirm auf der Spitze bringt es immerhin noch auf eine halbe Tonne Goldgewicht. Dazu ist er noch mit über 4000 goldenen Glöckchen
und Juwelen mit mehreren Tausend Karat verziert.
Für die Fotos von der Spitze sind wir lieber nicht auf den Stupa geklettert, sondern haben sie auf sicherem Boden von der Bilderausstellung abfotografiert.
Der Jade Buddha ist aus einem großen Jadeblock hergestellt, der aus Minen im Norden Burmas stammt. Die Statue ist einen Meter hoch und wiegt 324 Kilo.
Überall auf dem Gelände wird gearbeitet, renoviert oder geputzt. Die große Buddhastatue wird für die bevorstehende Vollmondnacht, dem Beginn der buddhistischen Fastenzeit, gereinigt,
den eingerüsteten Statuen droht der Putz auf das Haupt zu fallen.
Rund um den Stupa befinden sich Schreine mit Buddhastatuen, die den Wochentagen zugeordnet sind. Die Burmesen verehren den Buddha, der ihren Geburtstag zugeordnet ist und übergießen ihn zur Opfergabe mit Wasser.
Miriam tut es ihnen mit ihrem “Samstagsbuddha” gleich.
Natürlich dürfen auch hier die Bodhibäume nicht fehlen. Gleich mehrere von ihnen, teils mit Schreinen versehen, befinden sich auf der Shwedagon Pagoda Plattform.
Die durchschnittliche Körpergröße der Asiaten ist ja gegenüber den Europäern nicht sonderlich groß. Bei den Burmesen liegt sie sogar noch etwas darunter. Kein Wunder also, dass der Mönch ganz begeistert von Sven, dem “Riesen” ist. Oder liegt es an der tibetischen Tasche und der ähnlichen Frisur? 😄
Rangoon
Durch überschwemmte Reisfelder und Ortschaften setzen wir unsere Reise fort. Nach dem komfortablen und vor allem schnellen Reisen auf den Autobahnen in Malaysia und Thailand müssen wir uns jetzt wieder an niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten auf schmalen Landstraßen mit unendlich vielen Haltestellen gewöhnen. So zuckeln wir also von Hpa An nach Rangoon.
Auf der Suche nach einer neuen Identität hat das Militärregime nicht nur das Land von Burma in Myanmar und Rangoon in Yangon umbenannt, sondern sich auch ein neues Machtzentrum in Pyinmana geschaffen, das seit 2005 die neue Hauptstadt des Landes ist. Trotzdem ist Rangoon weiterhin das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum und mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes. Durch die Jahre der Isolation und der Misswirtschaft hat die Stadt nicht den Standard wie andere Metropolen in Südostasien, doch gerade das macht den besonderen Charme aus.
Haben wir uns am ersten Tag noch über die seltsame Situation des Rechtsverkehrs mit rechts gelenkten Fahrzeugen gewundert so liegt das daran, dass die Regierung 1970 beschlossen hat, dass in Burma auf der rechten Seite gefahren wird, sich aber zur Position des Fahrers nicht weiter geäußert hat. Daraus resultierenden zum Teil kuriose Umbauten bei den Stadtbussen, wo Türen zugeschweißt und neue eingesetzt werden, damit die Fahrgäste auch auf der rechten Seite aussteigen können.
Im Herzen der Innenstadt liegt die Sule Pagoda.
Der Legende nach wurde sie schon zu Lebzeiten Buddhas gebaut und ist somit über 2500 Jahre alt. In den Jahren 1988 und 2007 war sie Treffpunkt und Zentrum der Proteste gegen das Militärregime und leider auch Ort der gewalttätigen Niederschlagung der Demonstrationen. Unser Zimmer befindet sich gleich gegenüber der Pagode, so dass wir ihr einen Abendbesuch abstatten. Das Licht der Scheinwerfer lässt die vergoldete Stupa noch mehr glänzen.
Der Bereich um die Sule Pagoda ist so etwas wie die Altstadt Rangoons. Hier spielte sich das Leben der Engländer während der Kolonialzeit ab und man findet die größte Anzahl an Gebäuden aus dieser Zeit in Südostasien.
Hoffen wir, dass es auch so bleibt, denn durch die wirtschaftliche Öffnung des Landes und die steigenden Immobilienpreise droht vielen Altbauten der Abriss,
während Lotterielose einen den Traum von einer eigenen Wohnung näher bringen sollen.
Ein paar Straßen weiter befindet sich ein Markt.
In den Hallen und den umliegenden Gassen herrscht reges Treiben. Von etlichen der Marktfrauen können Bananen-Günther und Karpfen-Kalle vom Hamburger Fischmarkt noch einiges lernen 😀
Hier bekommt man so ziemlich alles, was in den Kochtopf passt und alle Haushaltsutensilien gleich dazu. Wir finden hier auch endlich einen neuen Tauchsieder, nachdem unser indisches Modell vor einigen Wochen seinen Geist aufgegeben hat.
Ein sehr netter indisch aussehender Ladenbesitzer, der leider keinen passenden Heizstab im Angebot hat, läuft fast eine halbe Stunde mit uns durch die benachbarten Geschäfte, bis wir einen passenden finden. Indische Snacks, wie süße Rotis, Samosas und Pakoras, finden sich in Marktnähe alle paar Meter.
Dort befindet sich auch der hinduistische Tempel Sri Kali,
vor dem Frauen Taubenfutter verkaufen.
An vielen Bäumen sind auch kleine Schreine für das tägliche Gebet angebracht.
Die Holy Trinity Cathedral gehört zu den größten Kirchen aus der Kolonialzeit. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahre 1886, doch erst 1913 wurde der Bau vollendet. Wie viele andere Kirchen auch hatte sie zur Zeit der japanischen Besatzung eine eher unkirchliche Aufgabe, denn sie wurde in eine Brauerei umfunktioniert.
Obwohl sie fast wie eine kleine Schwester der Shwedagon Pagoda aussieht ist doch erst ein paar Jahrzehnte alt.
Das Innere des 1980 erbauten Stupa ist eine bunte Mischung aus einem Regenwald und Tieren, die von einem Nachthimmel überspannt wird.
Diese etwas ungewöhnliche Pagode ist ganz mit spiegelnden Glasstücken besetzt.
Im Inneren befinden sich unzählige kleine Buddhafiguren an den Wänden.