Durch überschwemmte Reisfelder und Ortschaften setzen wir unsere Reise fort. Nach dem komfortablen und vor allem schnellen Reisen auf den Autobahnen in Malaysia und Thailand müssen wir uns jetzt wieder an niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten auf schmalen Landstraßen mit unendlich vielen Haltestellen gewöhnen. So zuckeln wir also von Hpa An nach Rangoon.
Auf der Suche nach einer neuen Identität hat das Militärregime nicht nur das Land von Burma in Myanmar und Rangoon in Yangon umbenannt, sondern sich auch ein neues Machtzentrum in Pyinmana geschaffen, das seit 2005 die neue Hauptstadt des Landes ist. Trotzdem ist Rangoon weiterhin das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum und mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes. Durch die Jahre der Isolation und der Misswirtschaft hat die Stadt nicht den Standard wie andere Metropolen in Südostasien, doch gerade das macht den besonderen Charme aus.
Haben wir uns am ersten Tag noch über die seltsame Situation des Rechtsverkehrs mit rechts gelenkten Fahrzeugen gewundert so liegt das daran, dass die Regierung 1970 beschlossen hat, dass in Burma auf der rechten Seite gefahren wird, sich aber zur Position des Fahrers nicht weiter geäußert hat. Daraus resultierenden zum Teil kuriose Umbauten bei den Stadtbussen, wo Türen zugeschweißt und neue eingesetzt werden, damit die Fahrgäste auch auf der rechten Seite aussteigen können.
Im Herzen der Innenstadt liegt die Sule Pagoda.
Der Legende nach wurde sie schon zu Lebzeiten Buddhas gebaut und ist somit über 2500 Jahre alt. In den Jahren 1988 und 2007 war sie Treffpunkt und Zentrum der Proteste gegen das Militärregime und leider auch Ort der gewalttätigen Niederschlagung der Demonstrationen. Unser Zimmer befindet sich gleich gegenüber der Pagode, so dass wir ihr einen Abendbesuch abstatten. Das Licht der Scheinwerfer lässt die vergoldete Stupa noch mehr glänzen.
Der Bereich um die Sule Pagoda ist so etwas wie die Altstadt Rangoons. Hier spielte sich das Leben der Engländer während der Kolonialzeit ab und man findet die größte Anzahl an Gebäuden aus dieser Zeit in Südostasien.
Hoffen wir, dass es auch so bleibt, denn durch die wirtschaftliche Öffnung des Landes und die steigenden Immobilienpreise droht vielen Altbauten der Abriss,
während Lotterielose einen den Traum von einer eigenen Wohnung näher bringen sollen.
Ein paar Straßen weiter befindet sich ein Markt.
In den Hallen und den umliegenden Gassen herrscht reges Treiben. Von etlichen der Marktfrauen können Bananen-Günther und Karpfen-Kalle vom Hamburger Fischmarkt noch einiges lernen 😀
Hier bekommt man so ziemlich alles, was in den Kochtopf passt und alle Haushaltsutensilien gleich dazu. Wir finden hier auch endlich einen neuen Tauchsieder, nachdem unser indisches Modell vor einigen Wochen seinen Geist aufgegeben hat.
Ein sehr netter indisch aussehender Ladenbesitzer, der leider keinen passenden Heizstab im Angebot hat, läuft fast eine halbe Stunde mit uns durch die benachbarten Geschäfte, bis wir einen passenden finden. Indische Snacks, wie süße Rotis, Samosas und Pakoras, finden sich in Marktnähe alle paar Meter.
Dort befindet sich auch der hinduistische Tempel Sri Kali,
vor dem Frauen Taubenfutter verkaufen.
An vielen Bäumen sind auch kleine Schreine für das tägliche Gebet angebracht.
Die Holy Trinity Cathedral gehört zu den größten Kirchen aus der Kolonialzeit. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahre 1886, doch erst 1913 wurde der Bau vollendet. Wie viele andere Kirchen auch hatte sie zur Zeit der japanischen Besatzung eine eher unkirchliche Aufgabe, denn sie wurde in eine Brauerei umfunktioniert.
Obwohl sie fast wie eine kleine Schwester der Shwedagon Pagoda aussieht ist doch erst ein paar Jahrzehnte alt.
Das Innere des 1980 erbauten Stupa ist eine bunte Mischung aus einem Regenwald und Tieren, die von einem Nachthimmel überspannt wird.
Diese etwas ungewöhnliche Pagode ist ganz mit spiegelnden Glasstücken besetzt.
Im Inneren befinden sich unzählige kleine Buddhafiguren an den Wänden.