Monthly Archives: Februar 2015
Papdi Chaat
Sobald die Sonne am Horizont verschwindet und tausende von Glühlampen an den kleinen Ständen die Gassen erleuchten, ist es Zeit für einen Snack am Abend, wie zum Beispiel Papdi Chaat.
Das Wort Chaat bedeutet in Hindi wörtlich “lecken” und wird für eine Vielzahl von Snacks verwendet. Papri oder Padri bezieht sich auf das knusprig frittierte Teigteil, welches mit Chat Masala, gekochten Kartoffeln und Kichererbsen, Chilis, Joghurt und einem Chutney aus Tamarinde serviert wird.
Pohay
Morgens finden wir im Norden Indiens nun vermehrt Garküchen mit Pohay.
Einem leckeren, gesunden Gericht aus gewalztem Reis, Kartoffel, Zwiebel, Tomate, Ingwer, Limette, grünem Chili, Gewürzen und Aloo Bhujia (frittierten “Kartoffelfäden”).
Wer es daheim auch mal zubereiten möchte, hier kommt das Rezept:
Zutaten:
2 Tassen dick gewälzten Reis (Poha)
1 große in dünne Scheiben geschnittene Kartoffel (ungefähr 2,5 cm lang)
1 kleine in dünne Scheiben geschnittene Zwiebel (nicht hacken)
1 Tl. gehackten Ingwer
1 gehackte Tomate
1 Eßl. Pflanzenöl
1 Tl. Senfkörner
1 Tl. Kreuzkümmel (Cumin)
1 kleine fein gehackte grüne Chilischote
2 Curryblätter
1 Limette
Salz
1/4 Tl. Kurkuma
2 Eßl. fein gehackten frischen Koriander
Zubereitung:
1. Poha waschen und zum Abtropfen beiseite stellen.
2. Das Öl in einem Wok (oder großer Pfanne) erhitzen und die Senfkörner, Kreuzkümmel, Kurkuma, grüne Chilischote und Curryblätter hinzufügen. Die Senfkörner dabei kurz mit einem Deckel vor dem Wegspringen hindern.
3. Nun werden die Zwiebeln hinzugefügt. Wer sie roh verträgt, kann sie auch zum Schluss über das fertige Gericht streuen.
4. Sobald diese goldbraun sind werden die Kartoffeln dazugegeben.
5. Wenn diese gar sind folgt die Tomate.
6. Der Reis (Poha) sollte nun weich sein und kann jetzt unter die Masse gerührt werden. Mit Salz abschmecken.
7. Das Gericht solange dämpfen lassen, bis es nicht mehr nach rohem Reis riecht.
8. Verteile den Zitronensaft darüber und garniere mit frischem Koriander (und Aloo Bhujia) das Pohay, welches heiß serviert wird.
Guten Appetit
Falls Ihr keinen passenden Topf finden solltet, hier könnt Ihr Euch einen leihen.
Aloo Bhujia
Indien ist ein Land der Snacks. An fast jeder Straßenecke findet man eine Garküche oder einen Teestand, an dem man sich stärken kann. Hinzu kommen die “süßen” Läden und jene mit frisch frittierten “Chips”, bei denen es auch etliche Varianten gibt.
Wir haben in Chittorgarh bei der Zubereitung von Aloo Bhujia einmal zugeschaut. Aloo, die Kartoffel, wird hier nicht in feinen Scheiben sondern in Fäden frittiert. Man kann die Masse entweder durch ein Sieb in das heiße Öl streichen oder, wenn es schneller gehen soll, sich einer Maschinerie bedienen.
Die Fäden bleiben nur wenige Augenblicke im Öl und werden dann sogleich mit großen Kellen zum Abtropfen herausgenommen.
Die Chips werden oft über die Gerichte gestreut, können aber auch so vernascht werden.
Chittorgarh
Mit einer Länge von an die 6 Kilometer ist Chittorgarh der größte Festungskomplex Indiens. Geschützt durch 7 Tore und den 150 m abfallenden Klippen wurde es dennoch dreimal (in den Jahren 1303, 1535 und 1568) feindlich eingenommen. Ihre Bewohner wählten jedes Mal heroisch den Tod.
Der Rana-Kumbha-Palast aus dem 15. Jahrhundert mit seinen Elefanten- und Pferdeställen sowie einem Shiva-Tempel war die Residenz der Königsfamilie um Maharana Kumbha.
Der Vishnu geweihte Kumbha-Shyam-Tempel mit den hohen Türmen (sikharas) wurde im indogermanischen Stil erbaut. Seine Reliefs illustrieren das Leben in Mewar im 15. Jahrhundert.
Mit dieser harmlos aussehenden Maschinerie lässt sich insbesondere Nachts ein Höllenspektakel machen. Bei der Lautstärke wird sicherlich nicht nur jede Tempeltänzerin aus dem Schlaf gerissen.
Direkt daneben steht der etwas kleinere Meera-Tempel, welcher der Mystikerin und Dichterin Meerabai gewidmet wurde, die im 16. Jahrhundert einen Mordanschlag ihres Schwagers überlebte. Krishna hatte das Gift in Nektar verwandelt.
Das 1448 erbaute Wahrzeichen, die Jaya Stambha erhebt sich mit neun kunstvoll verzierten Stockwerken 37,19 m in die Höhe.
Über 157 schmale Stufen
gelangt man in den 8. Stock des Siegesturms, den Maharana Kumbha nach dem Sieg über den Sultan von Malwa erbauen ließ.
Am Bestattungsghat, dem Mahasati fanden einst die königlichen Feuerbestattungen statt.Während der zweiten feindlichen Eroberung im Jahre 1535 begingen hier 13 000 Frauen Selbstmord (jauhar), indem sie sich wie Satis (Selbstopferung der Witwen) ins Feuer stürzten.
Der Samadhisvara Tempel aus dem 11. Jahrhundert
beherbergt 3 Gesichter von Shiva.
Padminis Palast liegt umgeben von Rosengärten
direkt neben einem kleinen See, in dessen Mitte ein Pavillon steht. Die Legende besagt, dass Rana Ratan Singh vom Palast aus das Gesicht seiner wunderschönen Ehefrau Padmini, die im Pavillon saß, Ala-ud-din Khalji über Spiegel zeigte. Überwältigt von ihrer Schönheit zerstörte dieser daraufhin Chittorgarh, um Padmini in seine Gewalt zu bekommen.
Durchschreitet man das Haupttor Surajpol, liegt einem das weite grüne Land traumhaft zu Füßen.
Vor dem Ruhmesturm (Kirtti Stambha) aus dem Jahre 1301 haben wir uns für Euch in Pose geworfen
Anhänger des Jainismus errichteten diesen zu Ehren von Adinath (dem ersten tirthankar = einer von 24 verehrten jainistischen Lehrern).
Zurück in der Altstadt machen wir uns nach einer kurzen Rast, bei der wir das Cricketspiel zwischen Indien und Pakistan verfolgen, auf den Weg zum Markt, um Papaya und Bananen zu kaufen. Schon von weitem hören wir die Musik einer Band, die schräg gegenüber der Markthalle und einem Hindi Tempel aufspielt. Eine silberne, prächtige Kutsche steht direkt davor und wird mit Shiva (der Verkörperung von Schöpfung und Neubeginn ebenso wie Erhaltung und Zerstörung), seinem Reittier, dem Bullen Nandi, seiner Frau Parvati (der Muttergöttin) sowie ihren Sohn Ganesha mit dem Elefantenkopf (dem Gott des Glücks, der Hindernisse aus dem Weg räumt; auch Schutzherr der Schriftgelehrten) beladen. Wir gesellen uns zu den Zuschauern, von denen viele Frauen in gelb gekleidet sind.
Unter großem Gekicher wagen nun einige der Frauen einen Tanz zur Musik.
Als sich die Prozession weiterbewegt tragen die Frauen gelbe Töpfe mit Kokosnüssen auf ihren Köpfen und auch die Männer tanzen.
Auf dem Platz vor der Moschee führt eine Gruppe von Männern sowie einer Frau Schwertertänze auf. Dabei kommen die finster dreinblickenden Kämpfer der Zuschauermenge so nah, dass diese immer weiter zurück weicht. Jetzt können wir uns bestens vorstellen, wie stoisch und furchteinflössend das Mewarvolk in den Kampf zog. Auch das gekonnte Hantieren der Kämpfer mit Stangen, Bändern und Schwertern wird dargeboten. Da wir die einzigen Ausländer sind, werden wir zuvorkommend in die erste Reihe gerufen. Während Feuerspucker den Platz erhellen, über den es Körbe voller Rosenblätter und Studentenblumenknospen regnet, werden Handstandüberschläge über ein Fahrradgepäckträger vorgeführt.
Später soll dieses Rad, an dessen Lenker ein Stoff zum Festbeißen gewickelt wird, mit den bloßen Zähnen im Kreis gewirbelt werden. Einer der Männer läßt sich sogar ein Brett quer über den Oberkörper legen, welches ein Motorrad als Überfahrt nutzt. Die Stimmung durch den Cricketspiel Sieg angeheizt ist einmalig und wir freuen uns ein Teil davon sein zu dürfen.
Zutaten fürs perfekte Thali
Zwei Kohleherde mit ventilatorbetriebener Hitzeregulierung,
einen Kellner,
einen Tellerwäscher,
einen Chapati Bäcker
und einen Koch,
der diese nebenbei vor- und über Kohle nachbackt.
Das Endergebnis ist ein extrem leckeres Essen, nach dem man mit Chapatis, Gemüse und Reis gesättigt einfach nur noch dankbar ist.
Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen. Alexandre Dumas
Im Jahre 1568 gründete Maharana Udai Singh II. nach dem Verlust von Chittorgarh die neue Hauptstadt von Mewar. 260 Jahre später fand der erste politische Agent der East India Company dass Udaipur das „romantischste Fleckchen Erde auf dem indischen Subkontinent“ sei. Umringt vom Aravalligebirge und dem Pichola See zu seinen Füßen erstrahlt der City Palace
zwischen tausenden von schmalen bemalten Häusern
in unzähligen engen, verwinkelten Gassen.
Mit einer Länge von 244 m und 30,4 m Höhe ist der marmorne Stadtpalast
mit seinen vielen Balkonen, Türmen,
Kuppeln
und Dachgärten der größte Rajasthans. Mit dem ersten Schritt durch eines der Tore
betritt man sogleich eine Fantasiewelt,
voller Geschichten einstigen Reichtums und Liebschaften, aber auch bitteren Kämpfen und Tragödien der Rajputen.
Eine Legende besagt, dass sich eine Prinzessin mit einem Gifttrank das Leben nahm, um ihre Heimat zu schützen, da zwei Fürsten aus Jaipur und Jodhpur um ihre Hand anhielten und drohten, Mewar anzugreifen, wenn sie ihre Anträge ablehnte.
Keiner der Räume scheint wie der andere zu sein. Wunderschöne Wandmalereien in kräftigen Farben
wechseln sich mit ganz verspiegelten
oder gefliesten ab.
Über unzählige Treppen geht es immer höher zu einem Garten mit Schwimmbecken, umsäumt von verzierten Säulen.
Ein weiterer Innenhof besticht durch seine Pfauenmosaike, die traumhaft in der Sonne glitzern.
Die filigran geschnitzten Gitter (jali), die zwar den Blick nach aussen, aber nicht nach innen ermöglichen, finden sich nicht nur in den Frauengemächern.
Im Stadtpalast befindet sich zudem noch eine große, abwechslungsreiche Sammlung von Miniaturen, Gemälden, Stoffen und Silberarbeiten sowie der Nickelbrille, die Ben Kingsley bei den Dreharbeiten zu “Gandhi” trug.
Zudem haben wir die Gelegenheit bei den laufenden Festvorbereitungen für eine Hochzeit etwas hinter die Kulissen zu schauen.
Nachdem wir beim Einstudieren der Choreografie der Tänzerinnen ein Weilchen zugesehen haben entscheiden wir uns für eine traditionelle Aufführung am Abend. Von den klassischen Instrumenten untermalt erleben wir eine wirbelnde Farbexplosion der Volkstänze nach der anderen. Beim Chari Tanz balancieren die Frauen “Feuertöpfe” auf ihren Köpfen, während sie sich fließend zur Musik bewegen.
Dreizehn kleine Messingscheiben (Manjeeras) an Handgelenken, Ellbogen, Hüften und Armen tragen die Tänzerinnen beim Terah-Taali. Neun weitere sind fest auf dem rechten Bein, sieben zwischen Knie und Knöchel, eine auf dem Spann und eine auf dem großen Zeh befestigt. Mit ihren Händen halten sie Gegenstücke und erzeugen synchron mit den anderen Frauen eine Melodie, während sie im Mund einen Dolch tragen.
Drei der Mädchen führen uns einen Kathak auf, bei dem sie mit Glöckchen an den Füßen musizieren und scheinbar ganz nebenbei noch Pirouetten drehen.
Einer der Höhepunkte ist der Bhavai, bei der die erfahrene Tänzerin letztendlich 10 irdene Tontöpfe auf dem Kopf ausbalanciert und dabei noch barfuß auf Glasscherben sowie auf dem Rand eines Messingtabletts im Kreis tanzt.
Der Ghoomar wird von verschleierten Inderinnen in prachtvoll bestickten Gewändern aufgeführt. Die Musik wird dabei so rasant, dass sich die Frauen so schnell drehen, dass die Farben in unseren Köpfen zu einem Feuerwerk zu werden scheinen.
Etwas ruhiger geht es beim Kathputli, der Darbietung mit Holzmarionetten vor. Die Fäden nur um die Finger gewickelt entführt uns der Meister zurück in unsere Kindheit.
Am Pichola See liegt das Lal Ghat,
welches auch heute noch zum Waschen genutzt wird,
wenn das Gewässer im Sommer nicht komplett ausgetrocknet ist. Von hier lassen sich die zwei Inseln Jagmandir
und Jagniwas erblicken,
die heute gut zahlende Gäste beherbergen. In letzterem wurde der James Bond Streifen Octopussy gedreht. Auch andere Filme, wie zum Beispiel “The Best Exotic Marigold Hotel” nutzen die einzigartige Kulisse,
obgleich diese uns ohne lärmende und qualmende Fahrzeuge noch besser gefallen würde.
Zur Einkehr kann man in einem der Hindu Tempel kommen, wie zum Beispiel im Jagdish-Tempel