Mit dem Zug geht es von Bandung nach Jakarta.
So viel Komfort hatten wir schon lange nicht mehr beim Reisen.
Jede Menge Beinfreiheit, Platz für die Rucksäcke und es gibt sogar Fernsehen (es läuft der letzte Teil von Mission Impossible). Wir schauen aber lieber aus dem Fenster, denn die Fahrt führt durch die Berge rund um Bandung, vorbei an Dschungel und unzähligen Reisterassen. Die Felder werden noch alle in Handarbeit bestellt, Trecker haben wir in Indonesien bis jetzt noch nicht gesehen.
Jakarta, Indonesiens Hauptstadt, hat fast zehn Millionen Einwohner. In der Metropolregion leben an die dreißig Millionen Menschen, was den Ballungsraum Jakartas zum zweitgrößten der Welt macht. Die Skyline mit den Hochhäusern ist ganz ungewohnt, hatten die anderen Orte, in denen wir in Indonesien waren, keine Hochhäuser.
Im Zentrum befindet sich ein ein Quadratkilometer großer Stadtpark in dessen Mitte sich das Monumen Nasional befindet. Der 135 Meter hohe Turm symbolisiert den Unabhängigkeitskampf Indonesiens. Die Flamme auf der Spitze ist mit 35 Kilogramm Gold überzogen.
Ganz anders als das Zentrum mit seinen breiten Straßen, dem Verkehr und den Hochhäusern ist das Viertel an der Jalan Jaksa. Hier befinden sich in schmalen Gängen nur zweigeschossige Häuser mit Guest Houses und Homestays. Hier gibt es jede Menge Stände und kleine Restaurants, wo man günstig essen kann.
Und doch ist das Viertel nah am Zentrum und fast wie eine Insel von den Wolkenkratzern umgeben. Wer weiß, ob es so bleibt oder ob es irgendwann von den Bürohochhäusern und Shoppingmalls verschluckt wird. Die Altstadt Jakartas befindet sich in der Nähe des alten Hafens am Wasser. Mit dem Transjarkata, dem Personennahverkehr Jakartas, der aus mehreren Buslinien mit eigenen Fahrspuren besteht, läßt es sich prima kreuz und quer durch die Stadt fahren. Was nicht heißt, dass wir nicht auch so manchen Kilometer laufen müssen.
Im Gebäude der Bank of Indonesia
gibt es ein gut aufgebautes Museum über die Geschichte der Banken Indonesiens und des Geldes von der Kolonial- bis in die Neuzeit.
In einem dicken Tresor liegen die Goldreserven der Bank of Indonesia. Ob echt oder nur symbolisch konnten wir nicht herausfinden denn wir hatten unseren Glasschneider nicht dabei.
In den Einschüben befinden sich Geldscheine aus aller Welt. Auch einige Scheine aus Deutschland der beiden Generationen vor dem Euro sind darunter.
Es gibt eine große Sammlung von indonesischen Münzen, die ältesten stammen aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts. Während der Kolonialzeit wurde mit Gulden bezahlt, die Geldscheine hatten aber eigene indonesische Motive.
Wo wir gerade bei dem Thema sind, in Indonesien liegt das Geld sprichwörtlich auf der Straße. Wir haben mittlerweile einen Wettbewerb daraus gemacht, wer am Tag mehr Münzen und den höheren Betrag findet. Das liegt unter anderem daran, dass die Asienkrise Ende der Neunziger die Inflation kräftig nach oben getrieben hat. Dadurch sind die Münzen nicht mehr viel wert, aber trotzdem noch im Umlauf. Dementsprechend nachlässig wird mit Ihnen umgegangen. Auch wenn sich die Indonesier sich nicht mehr danach bücken, wir tun es und machen uns einen Spaß daraus.
Bei den teilweise sehr löchrigen Fußwegen müssen wir ohnehin oft genug nach unten schauen.
Im Puppenmuseum treffen wir Aldi einen Puppenspieler, der im Museum arbeitet. Er war vor drei Jahren in Deutschland und hat in Augsburg bei der Puppenkiste Vorführungen gegeben. Gewundert hat er sich darüber, warum sein Name an all den Gebäuden steht.
Die Lederpuppen kennen wir ja schon aus Yogjakarta,
hier gibt es neben den flachen Puppen noch etliche dreidimensionale aus Holz und Leder.
Auf dem Weg zum alten Hafen kommen wir unter einer Brücke an einem Freiluftbillard vorbei.
Im Maritimmuseum,
das sich in einem alten Lagerhaus aus dem Jahre 1718 befindet,
gibt es die unterschiedlichen Schiffs- und Boottypen von den Inseln Indonesiens in Orginal-
und Miniaturgröße zu sehen,
Leuchtbojen und Reusen,
Gewürze
sowie eine Ausstellung über Meeressagen und andere Geschichten, wie dem fliegenden Holländer oder Meerjungfrauen.
In dem Viertel am alten Hafen kommen wir uns auch gleich vor wie in einem Piratenfilm.
In den engen Gassen, in denen teilweise noch nicht mal das Sonnenlicht hereinscheint, verliert man schnell die Orientierung und die Hafenbecken, die zwischen den Häusern verlaufen, müssen wir auf Holzstegen überqueren.
Doch am Ende werden wir weder shanghait noch von Piraten überfallen,
sondern machen uns unversehrt auf den Weg nach Chinatown. Die Gassen sind mit chinesischen Lampen geschmückt und in den Geschäften gibt es chinesische Lebensmittel und alles mögliche andere aus China.
Zur Kolonialzeit wurden viele Chinesen in Indonesien angesiedelt, die bis heute die chinesische Kultur beibehalten haben. In den Gassen von Chinatown werden lebende Schlangen angeboten, es gibt Läden mit traditioneller Medizin
und natürlich jede Menge chinesisches Essen. Leider sind wir schon von dem indonesischen pappesatt und wir können nur Lim Lim, ein Art Kuchen aus Bohnenmehl mit Schokofüllung testen.