Los geht’s auf die letzten Kilometer in Indien. Der Bus Richtung Grenze ist schnell ausgemacht, denn in ihm sitzen eine Menge Menschen, die etwas anders aussehen, als wir es von den vergangenen Monaten gewohnt sind. Nepalesen, die den selben Weg haben wie wir. Der Weg zum indischen Grenzort Banbassa dauert länger, als wir denken, für die 110 Kilometer benötigt der Bus fast drei Stunden. Von hier aus sind es noch mal sechs Kilometer bis zum Grenzübergang. Auf der Strecke pendeln Pferdekarren, die die Reisenden zur Grenze und zurück bringen. So legen wir das letzte Stück auf indischen Boden im gemächlichen Pferdeschritt zurück.
Hinter dem Grenzfluss ist der indische Kontrollpunkt für die Ausreise, von dort geht es zu Fuß etwa 1 1/2 Kilometer bis zum nepalesischen Einreisebüro (oder eher Einreisehütte) weiter.
Autos können diesen Grenzübergang nicht nutzen, denn der Weg über eine Schleuse am Grenzfluss ist zu schmal, so dass das Stück Fußweg ein angenehmer Spaziergang durch einen lichten Wald, zwischen dessen Bäumen Kühe grasen, wird.
Die Einreise nach Nepal verläuft problemlos und geht um ein vielfaches schneller als das Aushandeln des Fahrpreises für den Pferdekarren. Unsere Uhren müssen wir eine Viertelstunde vorstellen, denn Nepal hat eine andere Zeitzone als Indien. Bis zum nepalesischen Grenzort sind es wieder einige Kilometer, die wir mit dem Sammel Tuk-Tuk fahren. Und dort haben wir Glück, denn der nächste Bus nach Kathmandu, von denen nur drei am Tag fahren, macht sich in einer Viertelstunde auf den Weg. Wir fahren durch die nepalesische Ebene, immer die Berge des Himalaya in Blickweite. Die Landschaft ist wunderschön.
Wälder wechseln sich mit Kornfeldern ab, auf denen noch in Handarbeit geerntet wird. Die Getreidegaben werden auf dem Feld getrocknet und anschließend dort gedroschen, hier mit einer Maschine. Leider wird es bald dunkel, so dass wir nichts mehr von der Landschaft sehen können.
Waren die Straßen in Indien schon in einem bedauernswerten Zustand, so setzen die Pisten auf der nepalesischen Seite noch einen drauf.
Unsere Organe sind selbst einen Tag später noch auf der Suche nach ihrem angestammten Platz. An einer Stelle müssen wir die Straße sogar ganz verlassen und in das Flußbett ausweichen, inklusive Flußdurchquerung, da die Brücke noch vom letzten Monsun beschädigt ist.
Als es wieder hell wird hat sich die Landschaft geändert und wir fühlen uns dem Dach der Welt näher. Die Straße schlängelt sich durch eine Schlucht, einen Fluß folgend, der tief unter uns dahinrauscht.
An den Hängen und Flußbiegungen sind Terassenfelder, die im Licht der aufgehenden Sonne malerisch wirken.
Nach 17 Stunden im Schüttelbus haben wir endlich Kathmandu erreicht, das sich im Talkessel unter uns ausbreitet. Noch einmal wechseln wir das Verkehrsmittel, bald haben wir alles durch, was Indien und Nepal zu bieten haben, und fahren mit dem Taxi ins Viertel Thamel, wo es die größte Auswahl an Hotels und Gästehäuser gibt. Nach über 27 Stunden Fahrzeit fallen wir hundemüde ins Bett.