Tibetisches Exil

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Es geht in die Berge, schon von weitem können wir die schneebedeckten Gipfel sehen. Dharamsala liegt am Fuße der ersten hohen Himalaya – Kette und ist der Exilort des Dalai Lama IVX nachdem dieser 1959 aus dem von China besetzten Tibet fliehen musste. Dharamsala besteht aus zwei Ortsteilen, Lower und Upper Dharamsala. In Ersterem befindet sich die tibetische Exilregierung. Wir wollen etwas höher hinaus und fahren weiter nach Upper Dharamsala, welches auch McLeod Ganji genannt wird. Die letzten zwei Kilometer müssen wir zu Fuß gehen, da die Straße nach einem Erdrutsch noch nicht wieder vollständig repariert ist.
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Doch das stört überhaupt nicht, denn der Weg führt uns durch Kiefernwald und die Luft ist herrlich klar und frisch. Eine willkommene Abwechslung nach den Wochen in den Wüsten Rajasthans und dem Verkehr in Delhi.
McLeod Ganji liegt auf etwa 1830 Metern Höhe und zieht sich entlang eines Bergrückens. Die wenigen befahrbaren Straßen sind durch unzählige Trampelpfade miteinander verbunden, mit zum Teil abenteuerlichen Steigungen, die aber keinesfalls von einer Bebauung abhalten.
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Vom Balkon unseres Zimmers haben wir einen Panoramablick auf die benachbarten Bergketten und die vom Schnee bedeckten Gipfel.
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Morgens werden wir mal nicht vom lauter werdenden Verkehrslärm geweckt, sondern vom Gezwitscher der Vögel, kurz bevor die Sonne in unser Zimmer scheint. Ein Mynapaar (Staren Art) hat direkt über unseren Fenstern sein Nest gebaut und sorgt den ganzen Tag über für Unterhaltung. Fast wie zu Hause in Warberg, wo die Stare direkt über unserem Schlafzimmerfenster unter dem Dachgiebel wohnen.
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Früher befand sich hier die Sommerresidenz der englischen Kolonialverwalter, heute ist es die Residenz des Dalai Lama und Zufluchtsort für viele Exiltibeter. Rund um Dharamsala leben etwa 8000 Tibeter, viele von ihnen in McLeod Ganji.
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Daher finden sich hier unzählige Geschäfte, die tibetische Kleidung, Kleinkunst, Essen und Nahrungsmittel anbieten.
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Wir verbinden das angenehme mit den nützlichen, verlängern unseren Aufenthalt hier und machen, neben einem Momo-Kochkurs, einen viertägigen Kurs in traditioneller tibetischer Massage bei Dolma und Sholong (kleiner Drache).
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Der vor 22 Jahren in Tibet geborene Sholong erzählt uns ein wenig über seine Lebensgeschichte. Bei Fluchtversuchen über dem Himalaya wurde er drei mal von den Chinesen aufgegriffen und für insgesamt 1 1/2 Jahre inhaftiert. Während der ersten einmonatigen Haft war er gerade mal 13 Jahre alt. Bei seinem dritten spektakulären Versuch im Jahre 2008, der auch bei uns durch eine Videoaufzeichnung in den Schlagzeilen für Aufruhr sorgte, wurde er nach seiner Inhaftierung sogar gefoltert. Trotz allem ließ er sich nicht entmutigen und schaffte die Flucht nach Indien.
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Ganz anders als der elfte Panchen Lama, der nachdem 1995 im Alter von sechs Jahren vom Dalai Lama anerkannt, sofort von der chinesischen Regierung an einen unbekannten Ort verschleppt wurde. Über Gedhun Choekyi Nyima, dem zweithöchsten Oberhaupt Tibets, der im April 26 Jahre alt werden wird, sind weder Aufenthaltsort noch Gesundheitszustand bekannt. Angesichts dessen, dass sein Vorgänger von den Chinesen gefoltert wurde, ist dies doch recht beunruhigend. Wer eine Petition unterschreiben möchte, kann hier klicken: Free Panchen Lama.
Der Sitz des Dalai Lamas gehört zum Tsuglagkhang-Komplex, zu dem noch das Tibet Museum, welches gerade renoviert wird, und die beiden Tempel Namgyal Gompa und der Tsuglagkhang gehören. Dieser Tempel ist für die Exiltibeter das Gegenstück zum Jokhang-Tempel in Lhasa, der das Zentralheiligtum für die Tibeter darstellt.
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Hier befinden sich auch die 100 Bände der Lehren Buddhas, die Kagyur, die sämtliche Sutras und Mantras beinhaltet.
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Rund um den Komplex führt ein wunderschöner Pilgerpfad durch den Wald, gesäumt von Gebetsmühlen in jeder nur erdenklichen Größe und Unmengen von Gebetsfahnen in den Bäumen.
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Während unseres Aufenthalts in McLeod Ganji finden die Feierlichkeiten zum Geburtstag des Padmasambhava, dem Begründer des Buddhismus in Tibet, statt. An acht Tagen gibt es Veranstaltungen und Aufführungen in dem “Tibetan Institute of Performing Arts”. Wir schauen uns einen Teil der Eröffnungsfeier an, an dem eine tibetische Oper aufgeführt wird.
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Zu der Eröffnung ist auch der Dalai Lama anwesend und als er die Feier verlässt, können wir einen Blick auf ihn erhaschen. Die Ruhe, die er ausstrahlt und die Aura, die ihn umgibt, ist beeindruckend.
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Leider gelingen uns in dem Trubel nur ein paar Schnappschüsse. Auf der Internetseite des Dalai Lamas bekommt ihr mehr Informationen und Bilder.
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An unserem letzten Tag in Dharamsala dürfen wir zum Abschluss zur Audienz beim Dalai Lama. Zwar sind wir nicht alleine, dafür aber in der ersten Reihe und beim Gruppenphoto können wir ihn sogar berühren. Es ist bewegend, ihn so nah erleben zu können. In seiner Rede über den Säkularismus (mentaler Prozess der Trennung von Religion und Staat) bekommen wir einen Einblick in seine Weisheit, Güte und Humor. Alle Menschen auf der Erde sind von Geburt aus gleich, die Frauen gleichberechtigt und diskriminierende Systeme, wie das Kastenwesen, müssen abgeschafft werden. Wenn jeder einzelne von uns aus dem Innersten heraus glücklich und zufrieden ist, so wirkt sich dies auf die Familie sowie das Umfeld und am Ende auf die ganze Welt aus.
Es sind weder Kameras noch Handys erlaubt, doch ein Fotograf hat uns zusammen abgelichtet.
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Ihr findet uns direkt neben der Hüfte des Dalai Lamas. :)

McLeod Ganj, Dharamsala, Himachal Pradesh, India

One thought on “Tibetisches Exil

  1. Christina

    Ihr seid immer zur richigen Zeit am richtigen Ort. Das war bestimmt etwas ganz besonderes den Dalai Lama zu treffen. Ihr Glücklichen!

    PS: Happy Birthday liebe Miriam! :*

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