Tuol Sleng Genozid Museum

Die Roten Khmer entstanden aus der Kommunistischen Partei Kambodschas. Schon unter der Regierung Königs Norodom Sihanouk wurden die Kommunisten verfolgt und viele flohen nach Nordvietnam oder gingen in den Untergrund. Im März 1970 putschte sich der General Lon Nol mit Unterstützung der USA an die Macht, denn den Amerikanern war der König mit seiner Politik der Neutralität ein Dorn im Auge. Mit Lon Nols Zustimmung begannen die USA mit dem Flächenbombardements im Westen Kambodschas, um den Vietkong von seinen Nachschubwegen abzuschneiden, die über kambodschanisches Gebiet in den Südvietnam führten. Dies veranlasste die Bevölkerung zur Unterstützung der Roten Khmer, die mittlerweile einen Guerillakrieg gegen die Regierung Lon Nols führten. Nachdem sie in den folgenden Jahren ganz Kambodscha eroberten fiel zuletzt die Hauptstadt Phnom Penh und von den Roten Khmer wurde das “Demokratische Kampuchea” ausgerufen. Die Bombardements der USA forderte viele Todesopfer unter der Zivilbevölkerung. Viele Kriegswaisen wurden sowohl von den Roten Khmer, als auch von den Regierungstruppen in Soldatenuniformen gesteckt. Nach einigen Quellenangaben soll das Durchschnittsalter der in Phnom Penh einmarschierten Rote-Khmer-Truppen gerade einmal 13 Jahre betragen haben.
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Das Tuol Sleng Genozid Museum in der Hauptstadt Phnom Penh ist eine Erinnerungsstätte an die Verbrechen des Terrorregimes der Roten Khmer. Nach deren Machtübernahme 1975 bis zum Einmarsch der vietnamesischen Truppen 1979 diente das ehemalige Gymnasium Tuol Svay Prey als Folterzentrum und Gefängnis, bekannt unter der Abkürzung S-21.
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Es war das geheimste von 196 Gefängnissen, die die Roten Khmer in Kambodscha errichtet hatten. Viele Tempel und Schulen wurden in Folterstätten, Stallungen oder Lagerhäuser umfunktioniert, denn Wissen wurde als unwichtig angesehen und alle Bildungseinrichtungen des Landes geschlossen. Unter Pol Pot, dem „Bruder Nr. 1“ der Roten Khmer, zählte nur die Arbeit und die Revolution. Unter seiner Herrschaft starben zwischen 740.000 und 3 Millionen von 8 Millionen Kambodschanern durch Unterernährung, mangelhafter medizinischer Versorgung, Zwangsarbeit und Exekution.
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Im S-21 wurden politische Gegner, Intellektuelle, Spionageverdächtige oder Rote Khmer, die des Verrats verdächtigt wurden, samt ihrer Familien inhaftiert.
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Da man die Rache der Angehörigen fürchtete sollte niemand zurückbleiben, der die Folterer oder deren Befehlshaber zur Rechenschaft ziehen konnte. So wurden zusätzlich zu den Verdächtigen deren Ehepartner, Kinder und Säuglinge in das S-21 gebracht. Ein bloßer Verdacht war ausreichend, um inhaftiert zu werden.
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Die Gefangenen wurden in winzige Zellen untergebracht, in die die ehemaligen Klassenräume unterteilt wurden.
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Eine Medizinische Grundversorgung oder sanitäre Einrichtungen wie Duschen wurden versagt; als Toilette diente ein kleiner Blechkanister. Unter Folter erpressten die Wärter die falschen Geständnisse aus den Inhaftierten. Die Gefangenen wurden an den Händen gefesselt am Galgen aufgehängt, unter Wasser getaucht, ausgepeitscht, es wurden Fingernägel herausgerissen, Säure in die Nase eingefüllt, Stromschläge gegeben und vergewaltigt. Bei all der Folter durften die Opfer kein Ton von sich geben.
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Wenn doch gab es weitere Bestrafungen. Gestand jemand unter Folter seine angeblichen Vergehen, wurde er umgehend auf bestialische weise exekutiert. Als die Kapazität im Gefängnis nicht mehr ausreichte brachte man die Verurteilten auf die Killing Fields in der Nähe Phnom Penhs. Stacheldraht vor den offenen Gängen sollte die Häftlinge von Selbstmordversuchen abhalten.
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Von den etwa 13.000 Inhaftierten des S-21 überlebten den Aufenthalt lediglich sieben Männer
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und vier Kinder
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Und das auch nur, weil sie noch rechtzeitig vor der Exekution von den vietnamesischen Soldaten gerettet wurden. Schon kurz nach der Befreiung durch die Vietnamesen wurde das Museum 1980 Besuchern zugänglich gemacht, zu dem heute auch ein Mahnmal gehört.
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Das Rote-Khmer-Tribunal wurde eingerichtet, um die Verbrechen in der Zeit von 1975 bis 1979 zu untersuchen und die Angeklagten aus dem ehemals 2.000 Personen umfassenden Führungskader der Roten Khmer zu verurteilen. Im Fall 001 wurde der Kommandeur des S-21, der Mathematik Lehrer Kaing Guek Eav, bekannt unter dem Namen “Genosse Duch”, verurteilt. Nach dem das Regime nach 3 Jahren, 8 Monaten und 20 Tagen endete, tauchte er in Thailand und China unter und kehrte 1995 unter falschem Namen nach Kambodscha zurück. Ab 1997 arbeitete er mit seiner neuen Identität sogar für eine amerikanische NGO (Non-Governmental-Organization), bis er 1999 enttarnt und inhaftiert wurde. Das Rote-Khmer-Tribunal verurteilte ihn zu einer lebenslangen Haftstrafe.
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Im Fall 002 wird gegen vier ranghohe Funktionäre Anklage erhoben. Dabei handelt es sich um Nuon Chea, der der Chefideologe der Roten Khmer war,
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dem führenden Funktionär und Schwager Pol Pots leng Sary
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und seiner Ehefrau leng Thirith, die Sozialministerin des Demokratischen Kampucheas war,
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sowie Khieu Samphan, dem Staatschef der Roten Khmer.
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leng Thirith und leng Sary sind während der Prozesses verstorben. Im August 2014 wurden der zu der Zeit 88-jährige Nuon Chea und der 83-jährige Khieu Samphan zu lebenslanger Haft verurteilt.
In einem der Ausstellungsräume wird über die Wärter von S-21 berichtet. Viele von ihnen waren noch sehr jung und wurden unter Todesdrohungen zur Arbeit in eine der drei Einheiten (Bewachung, Dokumentation, Vernehmung) gezwungen. Wer bei den Roten Khmer seine Befehle nicht ausführte, wurde als Verräter verurteilt und landete selber in einem der Folterzentren oder bei den Exekutionskommandos auf den Killing Fields.
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Tuol Sleng Genocide Museum, 113, Phnom Penh, Cambodia