Inselhopping auf Sumatra, der sechstgrößten Insel der Welt, der etwas anderen Art, denn zwischen den Inseln Pulau Weh und Samosir liegen fast 800 Kilometer und während die eine Insel im indischen Ozean liegt, befindet sich die andere 900 Meter über dem Meeresspiegel im Danau Toba, dem größten Kratersee der Welt.
Um die Strecke zwischen den beiden zu überwinden sind wir fast 27 Stunden in einem Stück unterwegs und wechseln dabei sieben mal das Fortbewegungsmittel. Wen wundert es da, dass abgesehen von einem Marco Polo Abstecher, erst 1824 die ersten Europäer die Gegend bereisten? Ein Teil des Weges führt uns durch noch unberührten tropischen Regenwald, doch wurden in den Jahren die meisten Tiefland-Regenwälder von Kleinbauern niedergebrannt, um Palmöl- und Kautschukplantagen Platz zu machen.
Der 87 km lange und 27 km breite See ist beim Ausbruch des Supervulkans Toba vor rund 74.000 Jahren entstanden.
Es war der stärkste Ausbruch der letzten zwei Millionen Jahre und hätte nach der umstrittenen Toba-Theorie fast das Ende der Menschheit bedeutet. Es gibt Berechnungen, nach denen die Aschewolken eine weltweite Abkühlung von bis zu 20 Grad ausgelöst hatten, die nur etwa 10.000 Menschen überlebten. Davon, dass es auch heute noch still und leise, wenn auch nicht geruchsneutral, unterirdisch am Brodeln ist, zeugen die heißen Schwefelquellen.
Auf die Insel gelangen wir mit einer Fähre, die die Fahrgäste direkt am gewünschten Ziel absetzt.
In unserem Fall in Tuk-Tuk am Sibayang Guest House am Ufer des Sees, von wo wir nicht nur direkt ins erfrischende Naß springen können sondern auch atemberaubende Aussichten vom Balkon aus haben.
So schrecklich, wie die Entstehung des Sees war, so schön ist die Landschaft heute. Die Samosirinsel ist etwa so groß wie Ibiza. Entlang des Ufers ziehen sich fruchtbare Ebenen mit Reisfeldern.
Das Inselinnere ist ein 700 Meter hohes Plateau, auf dem sich zwei kleinere Seen befinden.
Da Samosir zu groß ist, um sie zu Fuß zu erkunden, düsen wir mit dem Roller des Guest Houses los und umrunden die Insel.
Vorbei an einem Wasserfall geht es immer höher hinauf, bis wir fast das Niveau des Hochplateaus erreicht haben.
Von hier aus bieten sich uns immer wieder wunderschöne Ausblicke auf den See und die Berge auf dem gegenüberliegenden Ufer.
Unseren Weg säumen kleine Kaffeeplantagen,
an dessen Sträuchern sich die ersten roten Beeren zeigen.
Auch an Chili Feldern
sowie jede Menge Kakaosträuchern
und Jackfrucht Bäumen kommen wir vorbei.
Die Ortschaften sind meistens nicht mehr als ein paar Häuser am Wegesrand, vor denen der Reis, die Kakaobohnen und auch Erdnüsse zum Trocknen liegen,
wenn nicht gerade der Wochenmarkt stattfindet,
zu denen man aus den umliegenden Dörfern hinspaziert.
Auf Samosir lebt das Volk der Bataks.
Trotz der relativen Enge auf der Insel unterscheiden sie sich in sechs Volksgruppen mit eigener Sprache und eigenem Alphabet. Die Batak waren aber auch ein kriegerisches Volk. Es gab Kämpfe zwischen den Dörfern und Kopfjägerei mit rituellem Kannibalismus. Die Gefahr, das wir im Kochtopf landen, besteht heute nicht mehr. Deutsche Missionare brachten seinerzeit das Christentum nach Samosir, so dass heute 85 Prozent, ein für Indonesien hoher Anteil, der Insulaner christlichen Glaubens sind.
So vermengen sich die Religionen miteinander. Geheiratet wird in der Kirche, was anschließend auch groß im Freien gefeiert wird.
Bei der Verehrung der Ahnen wird die Batak Tradition gelebt. Hoch angesehene und reiche Familien werden in aufwendigen Gräbern beigesetzt, die wie die Häuser gestaltet sind.
Ein wichtiges Fest ist die Knochenumbettung, bei der die sterblichen Überreste exhumiert und ein zweites Mal beerdigt werden.
Die ursprüngliche Bebauung war das Batakhaus.
Ein Pfahlbau mit geneigten Wänden und einem ausladend gebogenem Dach. Der untere Ständerbereich symbolisiert die Sphäre der Unterwelt und die der animalischen Begierden. Hier werden lediglich Schweine gezüchtet und der Müll gelagert.
Der darüber liegende Wohn- und Aufenthaltsbereich ist die Sphäre des Menschlichen, während der Dachbereich für die Ahnen und Götter reserviert ist. Leider ist die ursprüngliche Strohbedeckung dem Wellblech gewichen.
Doch die Form, die an die Boote erinnert, mit denen die Vorfahren der Batak einst über das Meer kamen, sind erhalten geblieben.
Als wir abfuhren musste ich sogar etwas weinen, da die Besitzer und die Gäste früh morgens auf ihren Balkonen standen und uns zum Abschied winkten. Die Koreanerin, die mir ein paar Tage zuvor ohne Worte (spricht nur ganz wenig englisch) eine Nackenmassage gab, bedankte sich bei mir für mein Lächeln. Hier konnte man einfach auch nicht anders, als sich tiefenzuentspannen und dabei zu strahlen.