Miriam macht Stringhoppers
Monthly Archives: Dezember 2014
Tea For Two
Dann mal los, eine gute halbe Stunde fahren wir durch Teeplantagen in Hattons Umgebung zu einer der Teefabriken, um zu sehen, wie der Tee in die Tasse kommt. Jetzt können wir sehen, wie steil manche Teehänge sind. In Deutschland würde wahrscheinlich niemand ohne Bergsteigerausrüstung mit entsprechender Sicherung den Tee ernten. Die Pflückerinnen und Pflücker sind barfuß oder in Flip-Flops unterwegs, brauchen beide Hände zum Ernten und haben den Erntesack auf dem Rücken.
Viele der Fabriken, so auch die, die wir besichtigen, stammen noch aus der englischen Kolonialzeit. Die Fabrik und die umliegenden Plantagen sind heute im Besitz eines indischen Unternehmens. In dieser Fabrik wird ausschließlich schwarzer Tee hergestellt.
Im ersten Schritt werden die Teeblätter luftgetrocknet. In 14 bis 17 Stunden verlieren sie dabei 30 Prozent Wasser.
Anschließend geht es in die Mühle und die Fermentation beginnt.
Nach gut 80 Minuten ist der Fermentations-Prozess abgeschlossen und der Tee kommt zum Trocknen für eine Viertelstunde bei 130 Grad in den Ofen.
Jetzt nur noch die Fasern der Stengel aussortieren und nach Körnungsgrad sieben, schon ist der Tee versandfertig. Von den ursprünglichen Teeblättern ist jetzt nur noch ein Viertel übrig. Da der Tee ausschließlich in den Großhandel geht können wir euch leider nicht sagen, ob er vielleicht in eurer Tasse landen wird.
Die Optimierungsprogramme ähneln denen sehr, die wir von VW her kennen. Die Plakate sind auf englisch und singhalesisch überall in der Fabrik an den Wänden.
Mit der Main-Line-Railway von Dabulla nach Hatton
Und weiter geht es auf der Teeroute. Da die Züge im Hochland nicht die schnellsten sind heißt es früh aufstehen, wenn man noch etwas Zeit am Ziel haben möchte. Was auf dem Photo im Morgengrauen vielleicht ein wenig nach ICE-Tempo aussieht ist unsere Durschnittsgeschwindigkeit von etwa 15 km/h. Mehr geben die Gleise und die Serpentinen nicht her.
Dafür kann man wieder wunderbar die Landschaft beobachten. Es zieht eine Teeplantage nach der nächsten an uns vorbei. In dem unendlichen Grün leuchten die Farbtupfer der Pflückerinnen und Pflücker. Je höher der Tee wächst, desto besser die Qualität. Für die guten Tees werden immer nur zwei Blätter und eine Knospe des Zweiges gepflückt. Je nach Höhenlage wird manchmal nur ein Mal im Monat geerntet.
Dazwischen sehen wir auch immer wieder Pflanzen und Blumen, die auch bei uns zu finden sind. In den Wäldern sind Rhododendren und Trompetenbäume, in den Blumenbeeten stehen Hortensien, Geranien, Kapuzinerkresse, Hibiskus und Lilien. Und immer wieder ziehen sich Gemüsebeete an der Bahnlinie entlang.
Badulla – Wieder in den Bergen
Ok, ok, man kann den ganzen Tag am Strand verbringen, aber man muß ja nicht unbedingt. Und man kann nicht auf Sri Lanka gewesen sein, ohne Teeplantagen gesehen zu haben. Daher haben wir uns heute noch mal auf den Weg in die Berge gemacht. Zum Abschied vom Strand hatten wir in der letzten Nacht Glühwürmchenbesuch im Zimmer, das um unser Moskitonetz herumschwirrte.
Die erste Stunde der Busfahrt ist eine echte Herausforderung. Der Bus ist proppevoll, Ölsardinen wohnen dagegen geräumig und wir haben nur einen Stehplatz. Doch später wird der Bus leerer und wir können uns setzen. Die Busverbindungen sind faszinierend. Da sucht man einen Tag vorher wie ein Weltmeister im Internet nach Fahrpläne oder irgendwelchen anderen Informationen und findet nichts. Dann geht man einfach zum Busbahnhof und nach noch nicht mal zehn Minuten kommt schon der erste Bus, der in unsere Richtung fährt. Und beim Umsteigen in Wellawaya steht am gegenüberliegenden Bussteig der nächste Bus nach Badulla bereit. Jetzt geht es in Serpentinen hoch in die Berge. Vorbei an Wasserfällen, Schluchten und den ersten Teeplantagen.
Badulla ist eine kleine Stadt mit etwa 42000 Einwohnern. Es ist verrückt, welch ein Treiben auf den Straßen herrscht. Straßenzüge voller kleiner Geschäfte und Imbissen. Dagegen sind Städte ähnlicher Größe in Deutschland fast schon Einöden. In Badulla sind kaum Touristen unterwegs. Eigentlich gar keine, denn bis jetzt haben wir nur uns gesehen. Die Menschen sind nett und freundlich und fragen oft wo wir herkommen. Und das ohne geschäftliche Hintergedanken.
In einem hinduistischen Tempel können wir uns die Waschung und das Schmücken der Götterfiguren mit der anschließenden Verehrung anschauen. Ein paar Straßen weiter schauen wir uns einen buddhistischen Tempel an. Sri Lankas Multireligiösität macht es möglich.