Nach nur einem “One Night Stand” fahren wir frühmorgens mit öffentlichen Bussen zum neuen Bahnhof, von dem die Hochgeschwindigkeitszüge abfahren. Um ersteinmal in den östlichen Stadtteil, welcher noch im Bau ist, zu gelangen benötigen wir fast eine Stunde. Rund um dieses Schienendrehkreuz entstehen neue Häuser und Straßen in einer Dimension, die wir in Deutschland noch nicht gesehen haben. Auf vierundzwanzig Gleisen stehen die Züge bereit, um durch China zu brausen.
Mit über zweihundert km/h düsen wir durch Nutzwälder, Reis-, Zuckerrohr- und Maniokfelder Richtung Guangzhou. Gegenüber den Reisegeschwindigkeiten, die wir bis jetzt gewohnt sind, ist es fast schon so, als ob wir fliegen würden.
Kein Wunder, dass sich das Wetter und auch die Landschaft stetig ändern. Geht es erst noch durch eine ländliche Gegend mit Feldern und Hügeln im Hintergrund
so fahren wir kurze Zeit später wieder durch graue Städte mit großen Neubausiedlungen. Bei diesem Haus scheint der Beton noch ein wenig zu frisch gewesen zu sein.
Je näher wir Guangzhou kommen, desto mehr wechseln sich jedoch die Felder
mit Wohnansiedlungen und Fabriken ab, denn die Region im Bereich des Perlflußdeltas hat sich zu einer der größten zusammenhängenden Stadtlandschaften entwickelt.
Guangzhou hat 11,5 Millionen Einwohner, drei Bahnhöfe
sowie eine gut organisierte und sogar englisch beschilderte Metro mit mehreren Linien. Wenngleich wir von der Stadt nicht viel sehen, so wird uns während der fast 45 minütigen U-Bahn Fahrt vom Süd- zum Ostbahnhof die Dimension Kantons bewusst.
Von dort nehmen wir den Zug nach Kowloon. Durch den Sonderstatus, den Hong Kong nach dem Ende der britischen Verwaltungszeit am 1. Juli 1997 weiterhin hat, reisen wir hier nach noch nicht mal zwei Tagen schon wieder offiziell aus China aus. Was übrigens ganz wichtig beim Beantragen unserer Visa war, denn in den Formularen wird nach der Anzahl der Einreisen gefragt, zu denen man entsprechend zur Kasse gebeten wird.
Auf unserer Fahrt kommen wir noch durch Shenzhen, die mit 12,5 Millionen Einwohnern größte Stadt im Perlflußdelta.
Um halb sechs erreichen wir endlich Kowloon, Hong Kongs Stadtteil auf dem Festland. Erschöpft und hungrig steigen wir noch einmal in die Metro, um unsere Kräfte für die Zimmersuche zu sparen.
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Willkommen im Reich der Mitte
Mit dem Bus schleichen wir durch die Rushhour zum internationalen Bahnhof Hanois. Das “international” bezieht sich dabei lediglich auf einen täglichen Zug Richtung China. Dementsprechend groß ist der Bahnhof Ga Gia Lam, an dem wir fast vorbei laufen.
Um 21.40 Uhr verlassen wir die schmale Meterspur Südostasiens und steigen in das Schlafabteil der 43 cm breiteren chinesischen Staatsbahn ein.
Gerade eingeschlafen heißt es auch schon wieder aufstehen und mit Hab und Gut aussteigen, um die Ausreiseformalitäten zu erledigen.
Nach sechzig Minuten sind alle dreißig Pässe abgestempelt und wieder verteilt, so dass es weiter gehen kann.
Zwei Stunden später weckt uns der Schaffner an der chinesischen Grenze, wo wir uns von Svens treuen Opinel Taschenmesser verabschieden, als die chinesischen Grenzkontrolleure bei der Gepäckdurchsuchung das Obstmesser konfiszieren. Zurück im Abteil legen wir uns noch mal eine Runde aufs Ohr, um halbwegs munter bei Sonnenaufgang die Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft genießen zu können.
Bewaldete Berge wechseln sich im Morgennebel mit Bananenplantagen, Reis- und Gemüsefeldern ab.
Am späten Vormittag erreichen wir die 6,5 Millionen Einwohner Großstadt Nanning, in dessen Innenstadt noch fleißig an der neuen Metro gebaut wird, die im kommenden Jahr eröffnet werden soll.
So imposant das Stadtbild mit den neuen Hochhäuser auch ist, biegt man um zwei Häuserecken so findet man sich im “alten” China mit fliegenden Gemüsehändlerinnen
und kleinen Gassen wieder.
Die Kommunikation und das Zurechtfinden ist nicht so einfach, denn lateinische Schrift gibt es fast gar nicht mehr und englisch sprechen nur wenige.
Endlich im Hotel angekommen und mit dem WLAN verbunden kommunizieren wir via Übersetzungsprogramm auf den Smartphones. Auch wenn dabei manchmal lustige Ergebnisse herauskommen, mit einzelnen Worten oder kurzen Sätzen klappt es doch ganz gut. Leider scheinen die Google-Anwendungen, einige Apps und auch unser Blog in China nicht einwandfrei zu funktionieren.
Kaum angekommen geht es auch schon auf die Suche nach einem Markt, wo wir neben Nudeln und Obst auch ein neues Obstmesser erstehen. Interessant finden wir diese langen Wurzeln,
die frischen Pilze
und natürlich die herrlich aromatischen Stände mit den Gewürzen.
Bei den Ziegenköpfen macht sich der Schlachter nicht viel Arbeit und verkauft sie gleich so wie sie von der Weide gekommen sind.
Doch verhungern müssen wir auch hier nicht, denn neben unzähligen kleinen Restaurants sind mobile Küchen unterwegs, die auch vegetarische Snacks im Angebot haben.
Während wir in den letzten Ländern die VWs meistens an einer Hand abzählen konnten, fühlen wir uns in Nanning fast schon wie in Wolfsburg, wo selbst die meisten Taxen Santanas sind.
Trotz der ständig steigenden Autoverkäufe dominieren die Mopeds noch das Straßenbild. Doch zu unserer Überraschung ist es erstaunlich leise, denn die Zweiräder werden ausschließlich elektrisch angetrieben. Da haben Lärm- und Abgasbelastung fast schon die Qualität eines Lufterholungsgebietes. 😉